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Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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gegenüber in den Sessel. »Was arrangieren?«
    »Eine Art Pressekonferenz. Morgen, während dein Vater … bei der Arbeit ist … Wir werden dich zu einem kleinen Interview einladen. Es gibt Gerüchte über Proteste in Zone 3 und das gefällt mir nicht.«
    »Eine Pressekonferenz?«, hake ich nach.
    »Ach, es geht einfach nur darum, diese widerlichen RATTEN als das darzustellen, was sie wirklich sind. Damit die Menschen sehen, mit wem wir es zu tun haben. Und du erzählst einfach, was du weißt«, schlägt er vor, hebt sein Whiskyglas und kippt es in einem Zug runter. Zuletzt zerbeißt er noch die Eiswürfel.
    »Mensch, du wirst berühmt, Quinn!« Niamh fährt mir mit ihrem eiskalten Finger über den Hals. Ich fröstele und drehe mich um, um ihre Hand wegzuschieben.
    »Nun schaut euch die beiden an!«, ruft meine Mutter, als sie Niamhs Hand in meiner sieht. »Sind die nicht süß?«
    Während sie und der Präsident lächeln und Lennon und Keane breit grinsen, lacht Niamh schrill auf und wirft ihren Kopf theatralisch in den Nacken. Oscar rollt erneut die Augen. Der Einzige, der immer noch beunruhigt aussieht, ist mein Vater.
    »Keine Sorge, Cain, Quinn wird zur Verfügung stehen.« Mein Vater geht zu meiner Mutter hinüber und legt seine Hand auf ihren Bauch. Dabei lässt er mich keine Sekunde aus den Augen, wie um mir ein für alle Mal klarzumachen, dass das Wohl der gesamten Familie von meinem Gehorsam abhängt.
    Und ja: Ich werde gehorchen. Ich werde zu dieser Pressekonferenz gehen. Ich werde meinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern erzählen, was ich weiß. Alles. Schonungslos. Eine bessere Gelegenheit, die Wahrheit ans Licht zu bringen, gibt es nicht.

ALINA
    Mit dem Atemgerät auf dem Rücken und dem vielen Schnee ist es total schwierig zu klettern, und wenn ich nicht wüsste, dass dies hier vielleicht die letzte Gelegenheit ist, auf einem Baum zu sitzen, dann würde ich den Stamm gleich wieder runterrutschen und mich zurück ins Warme schleichen.
    Jazz ist schon fast bis zur Krone der blätterlosen Eiche neben mir gekommen. Sie hat sich an den kalten Stamm geschmiegt und summt vor sich hin. Auch Dorian ist fast oben. Als ich auf gleicher Höhe bin wie die beiden, suche ich mir einen starken Ast, wische den Schnee ab und strecke mich rücklings darauf aus.
    »So fällst du runter!«, ruft Dorian, aber ich tue so, als würde ich ihn nicht hören.
    Die Tarnabdeckung für die Nacht ist noch nicht zugeklappt, sodass man die Sterne als winzige Punkte am samtschwarzen Himmel funkeln sieht. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt einen so beeindruckenden Sternenhimmel gesehen habe.
    Meine Atmung wird ruhiger und ich überlasse michganz dem Hier und Jetzt, genieße den Frieden der ewigen Dinge um mich herum. Die Millionen und Abermillionen Sterne halten mir vor Augen, wie klein und zerbrechlich ich bin. Wie absolut unwichtig. Wenn mein Ast gleich ächzt, knackt und unter meinem Gewicht abbricht, dann werden die Sterne völlig unbeeindruckt weiterscheinen. Und selbst wenn der allerletzte Baum von der Erdoberfläche verschwinden würde, die Sterne oben am Firmament würde es nicht interessieren. Die würden weiterhin ihre Gutenachtgrüße zur Erde senden.
    Niemand von uns sagt ein Wort. Wir liegen oben in unseren Bäumen und warten auf den Sonnenaufgang.

BEA
    »Dein Dad hatte Angst, dass uns jemand folgen könnte, deshalb haben wir drei verschiedene Straßenbahnen genommen, um herzukommen«, sagt Mom und streichelt mir übers Gesicht.
    Zum ersten Mal fällt mir auf, dass ihre Haare schlohweiß sind. Ich sitze zwischen ihr und Dad auf dem Sofa, während Old Watson in seinem Schlafzimmer Musik hört. Die Lautstärke hat er höflicherweise so laut gedreht, dass er von unserem Gespräch nichts mitbekommt.
    »Warum hast du uns nichts erzählt, Schatz?«, fragt Dad.
    »Ich hatte es ja vor. Aber ich wollte euch nicht gleich nach meiner Rückkehr beunruhigen. Ihr habt so viel durchgemacht. Außerdem waren Quinn und ich uns sicher, dass uns irgendeine Lösung einfallen würde.«
    »Nun ja, die Grenzsoldaten kann man immer bestechen«, sagt Dad, als würde er das laufend tun.
    »Aber ihr habt kein Geld«, wende ich ein und schicke ein Lächeln hinterher, damit er weiß, dass ich ihm das nicht zum Vorwurf mache.
    »Stimmt, aber es gibt eine lange Liste für Spenderorgane und ich brauche nur eine Niere. Und nur ein Auge. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, Bea. Ich werde nicht zulassen, dass mein einziges Kind gejagt wird«,

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