Breathless 01 – Gefährliches Verlangen
hinausposaunten.
Genau eine Minute vor zehn stieg sie aus dem Fahrstuhl und eilte in den Empfangsbereich von HCM. Eleanor, die Empfangsdame, begrüßte Mia mit einem Lächeln, als sie sich näherte. Mia blieb weder Zeit, darüber nachzudenken, ob es verrückt war, auf dieses Treffen einzugehen, noch sich zu sammeln, ehe sie hineinging. Sie hatte noch genau eine Minute bis zu ihrer Verabredung mit Gabe.
»Ich bin um zehn mit Gabe verabredet«, stieß Mia atemlos hervor.
»Ich sage ihm Bescheid, dass Sie da sind«, erklärte Eleanor und griff nach dem Hörer.
Mia drehte sich um und wusste nicht recht, ob er sie holen würde oder sie nach hinten gehen sollte. Immer wenn sie Jace besuchte, ging sie einfach hinein. Sie wartete nie vorher, als hätte sie einen Termin.
»Sie können nach hinten durchgehen«, rief Eleanor.
Mia drehte sich schnell um, nickte, holte tief Luft und ging durch den Flur an Jace’ Büro vorbei bis ans Ende, wo sich Gabes großzügiges Eckbüro befand. Vor der Tür blieb sie stehen und sah auf ihre lackierten Zehennägel, die an der Vorderkante der hochhackigen Schuhe, die Caroline ihr empfohlen hatte, glänzten.
Sie kam sich plötzlich wie der größte Idiot auf Erden vor. Was auch immer Gabe gestern Abend bei der Feier überkommen haben mochte, war von ihr wahrscheinlich völlig falsch interpretiert worden. Und jetzt stand sie viel zu aufgedonnert hier.
Sie wollte sich gerade umdrehen und so schnell, wie sie auf ihren hochhackigen Schuhen laufen konnte, wieder zum Fahrstuhl zurückgehen, als die Tür aufschwang und Gabe sie mit durchdringendem Blick ansah.
»Ich habe mich schon gefragt, ob du deine Meinung wohl geändert hast«, sagte er.
Sie errötete schuldbewusst und hoffte inständig, dass er ihre Gedanken nicht lesen konnte. Die Schuldgefühle waren ihr wahrscheinlich deutlich anzusehen.
»Ich bin da«, erklärte sie tapfer und hob das Kinn, um seinen Blick zu erwidern.
Er trat zurück und deutete in den Raum. »Komm herein.«
Sie schluckte kurz und trat dann in die Höhle des Löwen.
Sie hatte Gabes Büro vor Jahren schon einmal gesehen, als Jace sie durch die Räumlichkeiten von HCM geführt hatte. Aber damals war sie aufgeregt gewesen und hatte es nur verschwommen wahrgenommen. Jetzt musterte sie den Raum mit lebhaftem Interesse. Er wirkte sehr elegant und teuer. Es gab dunkles Mahagoniholz und glänzenden Marmor, darauf einen eleganten Orientteppich. Die Möbel aus dunklem Leder sahen ehrwürdig antik aus. An drei Wänden hingen Gemälde, während die vierte Wand aus einem eingebauten Bücherschrank bestand, der mit Standardwerken und anderer Literatur gefüllt war.
Gabe liebte das Lesen. Jace und Ash neckten ihn immer, er sei ein Bücherwurm, Mia jedoch teilte diese Leidenschaft mit Gabe. Zu dem Weihnachtsfest, an dem Gabe ihr die Halskette und die Ohrringe geschenkt hatte, die sie gestern bei der Feier getragen hatte, hatte sie ihm eine signierte Erstausgabe eines Romans von Cormac McCarthy überreicht.
»Du wirkst nervös«, sagte Gabe und unterbrach damit ihre Gedanken. »Ich beiße nicht, Mia. Zumindest noch nicht.«
Sie zog die Augenbrauen hoch und er bedeutete ihr, vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. Er rückte den Sessel für sie zurecht und legte die Hand auf ihren Rücken, als er sie zu ihrem Platz begleitete. Die Wärme seiner Berührung ließ sie innerlich beben, und seine Hand verweilte noch, nachdem sie sich bereits gesetzt hatte.
Seine Finger glitten zu ihrer Schulter hinauf, ehe er schließlich wieder hinter seinen Schreibtisch trat, um ihr gegenüber Platz zu nehmen. Eine ganze Weile sah er sie nur schweigend an, bis ihr die Röte vom Hals bis in die Wangen stieg. Er sah sie nicht einfach nur an. Er gab ihr das Gefühl, sie mit seinem Blick zu verschlingen.
»Du wolltest mich sehen«, sagte sie mit leiser Stimme.
Sein Mundwinkel zuckte nach oben. »Ich will mehr, als dich nur sehen, Mia. Hätte ich dich nur sehen wollen, hätte ich gestern Abend mehr Zeit mit dir verbracht.«
Seine Worte verschlugen ihr die Sprache und für einen kurzen Moment vergaß sie das Atmen. Sie befeuchtete ihre Lippen und ließ die Zunge aufgeregt über ihre Unterlippe gleiten.
»Meine Güte, Mia.«
Sie riss die Augen auf. »Ja?«
Seine Nasenflügel bebten, seine Hände lagen zu Fäusten geballt vor ihm auf dem Schreibtisch. »Ich möchte, dass du für mich arbeitest.«
Sie hatte sich durchaus viele Gedanken gemacht, was er ihr wohl sagen wollte, das hier aber war
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