Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt
Angehörige nicht auffindbar waren. Die heutige Farm umfasst 12 000 Quadratmeter und bietet Platz für bis zu vierzig Leichen. Und sollten Sie diese Erfahrung am eigenen Leib machen wollen: Die Anlage bietet ein Stiftungsprogramm an, bei dem Sie Ihren Leichnam in den Dienst der Wissenschaft stellen können.
In Krimiserien wie CSI wird das Gebiet der Forensik häufig idealisiert und ziemlich glamourös dargestellt. Doch die Realität einer Body-Farm ist schlicht ekelerregend. Aus Körpergeweben sickern grünliche Substanzen, die Lunge verflüssigt sich durch Nase und Mund der Leichen. »Diese Arbeit ist wirklich nichts für zartbesaitete Naturen«, warnen Forscher der University of Tennessee Möchtegern-Gerichtsmediziner. »Man arbeitet Tag für Tag in fauligen Ausdünstungen, mit Fleisch, das sich zersetzt, und steckt bis zu den Ellbogen in Maden und Körpersäften.«
Leider ist diese Feststellung nicht als Beispiel für bildhafte Sprache anzusehen.
48. Ein Treffen der Anonymen Alkoholiker, wenn Sie betrunken sind
H ier handelt es sich nicht um einen der zwölf Schritte.
49. Der ungemütlichste Jupitermond
M it fünf- bis sechstausend Grad Celsius hat die Sonne gute Chancen auf den Titel »ungemütlichstes Urlaubsziel im All«. Das Gleiche gilt auch für Schwarze Löcher. »Nicht nur, dass sie alles in ihrer Umgebung verschlingen und damit zerstören«, erklärte mir ein Astrophysiker, den ich darum bat, mir einige der ungemütlichsten Orte aufzulisten, »sie würden Sie auch Atom für Atom zerpflücken.« Das klingt noch schlimmer, wenn Ihnen klar wird, dass sich in Schwarzen Löchern die Zeit verlangsamt. In die engere Wahl kam auch Venus mit einer Temperatur von 400 Grad Celsius, zumal sie auch noch von Schwefelsäurewolken umgeben ist; außerdem stand auch noch der gesamte Weltraum zur Debatte (»ideal für Leute, denen vor einem hektischen Reiseablauf graut«).
Als Gewinner jedoch kürten wir Io, den innersten der vier großen Monde des Jupiter. Mit seiner orange, gelb, rot und braun gefleckten Oberfläche wird er gern mit einer Pizza verglichen; ich persönlich finde, dass er eher aussieht wie eine verfaulte Apfelsine. Aber man kann auch alle Analogien zu Lebensmitteln fallen lassen und Io gleich mit der Hölle vergleichen.
Io ist, mit seinen vierhundert Vulkanen, die schweflige Rauchwolken bis zu 300 Kilometer hoch ins All speien, mit Abstand der vulkanisch aktivste Körper im gesamten Sonnensystem. Seine Oberfläche ist von fließender Lava und riesigen Kratern bedeckt. Ironischerweise ist er trotzdem eiskalt: Vulkane sind auf diesem Trabanten, dessen durchschnittliche Temperatur bei -143 Grad Celsius liegt, die einzige Wärmequelle.
Von Io aus könnten Sie theoretisch einen spektakulären Ausblick auf Jupiter genießen, was allerdings dadurch eingeschränkt wird, dass der gesamte Trabant mit Schwefeldioxid bedeckt ist; Ihr letzter Schnaufer würde Ihnen durch einen unglaublichen Gestank nach faulen Eiern vermiest. Auf Io gibt es kein Wasser, doch wenn sich die vulkanischen Gasein Ihrer Trinkflasche verflüssigen könnten, würden Sie reine Schwefelsäure trinken. Und obwohl alle Kinder sicher viel Spaß an der niedrigen Schwerkraft auf Io hätten, wäre diese Freude leider nur von kurzer Dauer. Die nächtlichen Temperaturen sind so niedrig, dass die Atmosphäre am Ende jedes 42-Stunden-Tages komplett zusammenbricht.
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J. Maarten Troost
Der halbe Tscheche
Eines schönen Morgens stolperte ich in der südlichen Türkei, nicht weit von Bodrum und der sonnengesprenkelten Ägäischen See, über einen Wasserfall. Natürlich nicht mit Absicht. Nirgends auf meinem Reiseplan stand: FALLE ÜBER EINEN WASSERFALL . Gemächliches Schwimmen – ja. Erbauliche Wanderungen zu den Ruinen unserer Vorfahren – ebenfalls. Aber Fallen über einen Wasserfall – nein.
Und trotzdem tat ich es. Und irgendwie schien in dem Moment, wo ich fehltrat – in diesem schrecklichen Augenblick, als ich mich mit dem Wasserstrom vereinigte, der unerbittlich einem unbekannten Abgrund entgegenstrebte –, die Zeit stillzustehen. Ich hatte Gelegenheit, über die Ratschläge meines Tourführers nachzudenken. »Steigen Sie da besser nicht hinauf«, hatte er nur Sekunden vor dem Sturz gesagt. »Im letzten Monat sind zwei Männer umgekommen, als sie über den Wasserfall klettern wollten.« Wo die beiden herkamen, wollte ich wissen. »Es waren Tschechen.«
»Ich bin nur halber Tscheche«, hatte ich geantwortet. Ha, ha. Also
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