Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt
verloren, gewannen sie dennoch den Krieg: Mit mehr als zwölf Kilometern Tiefe ist das extrem tiefe Bohrloch auf der Halbinsel Kola das tiefste Loch der Welt.
Aber warum wetteiferten die beiden Nationen gerade um dieses spezielle Ziel? Die erste Antwort scheint zu lauten: Warum nicht? Denk doch mal nach, Alter! Es ist das tiefste Loch der Welt!
Doch natürlich gab es auch wissenschaftliche Gründe. Während die Sowjets bohrten (und bohrten und bohrten), entnahmen sie im Lauf der Zeit interessante Bohrkerne. Sie machten dabei alle möglichen Entdeckungen, angefangen bei überraschenden Wasserfunden bis hin zu Fossilien in sechseinhalb Kilometern Tiefe. Und sie widerlegten ihre eigenen Annahmen über die Wärmeverhältnisse in großen Tiefen. Als sie den Endpunkt der Bohrung erreichten, war das Gestein entgegen jeder Erwartung so heiß, dass es sich verformen ließ; das Bohrgestänge machte schlapp. Hätte man weiterbohren wollen, hätte es neuer, hitzeresistenter Technologie und einer komplett neuartigen Ausrüstung bedurft.
Unglücklicherweise war das öffentliche Interesse an dem Loch nach vierundzwanzig Jahren abgeflaut. Zum Leidwesen der Arbeiter, die mehr als zwei Jahrzehnte damit verbracht hatten, weitab von jeglicher Zivilisation ein Loch in den Fels zu bohren, wurde die Bohrung 1994 zweieinhalb Kilometer vor dem erklärten Ziel ausgesetzt.
Die Bohrkerne werden heute knapp zehn Kilometer südlich des Bohrlochs aufbewahrt – der letzte wird auf ein Alter von etwa 2,7 Milliarden Jahre geschätzt. Leuten, die sich nicht mit russischer Wissenschaft und den Plänen für extrem tiefe Bohrungen auskennen, ist das Loch weitestgehend unbekannt – was sich für Möchtegern-Besucher als durchaus positiv herausstellen könnte, denn das Loch hat einen Durchmesser von lediglich zwanzig Zentimetern.
45. Das Innere eines dB-Drag-Racers während eines Wettkampfs
E s gibt eine Reihe ziemlich idiotischer Amüsements, doch das »dB-Drag-Racing« – dB steht für Dezibel – hat sicher ein Anrecht auf einen Podestplatz. Es handelt sich hierbei um eine äußerst merkwürdige, international betriebene »Sportart«, bei der man sein Auto tonnenweise mit riesigen Stereoanlagen ausrüstet und dann darum wetteifert, wessen Wagen den lautesten Lärm produziert.
Wenn ich sage tonnenweise, dann meine ich es wörtlich. Ein vom Magazin Popular Science vorgestellter Teilnehmer war stolzer Besitzer eines achtzehn Jahre alten Dodge Caravan, der viereinhalb Tonnen auf die Waage brachte. Er war zu schwer zum Fahren und zu vollgestopft, als dass man einen Passagier hätte mitnehmen können. Sein einziger Sinn bestand darin, einen 74-Hz-Sound zu produzieren – in Insiderkreisen »burb« (Rülpser) genannt –, und zwar so laut wie möglich.
Die Teilnehmer des Wettbewerbs frisieren ihre Autos auf jede nur erdenkliche Weise. Um den Schalldruck im Innern des Wagens und damit die Intensität des Lärms zu erhöhen, machen sie die Türen dicht und füllen sie mit Beton. Die Fenster werden durch Plexiglas ersetzt, weil viele der »burps« so laut sind, dass sie Glas zertrümmern. Während des Wettbewerbs versammeln sich Mitglieder eines Teams um den Wagen unddrücken von allen Seiten dagegen. Manche legen sich sogar mit gespreizten Armen und Beinen auf das Autodach, um dadurch im Augenblick der »burps« den Schalldruck zu erhöhen. Der Lärm, der dabei entsteht, wurde von der Zeitschrift Popular Science folgendermaßen beschrieben: »Es ist das, was man hört, wenn man versehentlich die Stereoanlage auf volle Lautstärke schaltet, die Lautsprecher aber defekt sind: ein rasselndes, zerstörerisches, markerschütterndes Brummen.«
Der derzeitige Weltrekord liegt bei 180,5 dB, produziert von einem mit Beton gefüllten Volvo. Der folgende Vergleich mag Ihnen einen Eindruck von der Lautstärke vermitteln: Eine Boeing 747 verursacht beim Start etwa 140 dB, und mit jeden weiteren 10 dB verdoppelt sich der Lärmpegel. Doch wen schert schon die Anzahl der Dezibel? Sollte jemand blöd genug sein, die Subwoofer und Verstärker zur Seite zu schieben und sich während eines Wettbewerbs in ein solches Auto zu setzen, wäre das ohrenbetäubende Geräusch vermutlich das Letzte, was er je im Leben hört.
46. Shangri-La
S hangri-La gilt als Paradies, als Ort, an dem alle immer glücklich sind und niemals altern. Es soll tief in ein verborgenes Himalaja-Tal geschmiegt liegen, das von einem tibetischen Lamakloster bewacht wird.
Das einzige Problem
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