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Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt

Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt

Titel: Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Price
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Armee über Fahnenflüchtige der Deutschen Wehrmacht bis hin zu Menschen, die vom stalinistischen Russland als Volksfeinde betrachtet wurden. Heutzutage beherbergt das Gebäude Gäste, denen der Gedanke gefällt, die Nacht an einem Ort zu verbringen, an dem laut Werbematerial des Hotels mehr als 150 Menschen erschossen wurden.
    Da wundert es kaum, dass die Ausstattung recht spartanisch ist: Man zahlt für Eisenbetten und authentische Gefängnismahlzeiten, und glückliche Kinder dürfen in Etagenbetten nächtigen. Doch die fadenscheinigen Matratzen sind nicht die einzige Attraktion: Im zugehörigen Museum haben Sie die einmalige Gelegenheit, eine Gasmaske aufzusetzen und altmodische Souvenirs wie die echten Aluminiumlöffel der Insassen zu erwerben. Man kann auch an einer bedrohlich klingenden »Überraschungstour« teilnehmen, außerdem verspricht eine Abendveranstaltung »die bedrückende Realität eines Abends als Strafgefangener«. Die meisten Veranstaltungen müssen im Voraus gebucht werden; per Einverständniserklärung stimmen Sie zu, dass »Teilnehmer beleidigende Befehle erhalten können«, dass »Befehle widerspruchslos ausgeführt werden müssen« und dass »der Gefangene bei Ungehorsam bestraft werden« kann.

43. Der Gipfel des Mount Washington bei Schneesturm

    D ie Warnschilder auf den Wanderwegen zum Gipfel des Mount Washington reden Klartext. STOPP , steht da. IM VOR IHNEN LIEGENDEN GEBIET HERSCHT DAS SCHLECHTESTE WETTER AMERIKAS. DER BERG HAT BEREITS VIELE OPFER GEFORDERT, AUCH IM SOMMER. SOLLTE DASS WETTER SCHLECHT SEIN, KEHREN SIE BITTE SOFORT UM .
    Es ist schwierig, objektiv festzustellen, wo das Wetter am schlechtesten ist, aber an allgemeinen Richtwerten gemessen könnte sich der Mount Washington durchaus qualifizieren. Mit 1917 Metern ist der im Bundesstaat New Hampshire gelegene Gipfel zwar niedrig im Vergleich zu den hohen Bergen im Westen der USA , doch liegt er genau im Zentrum der Zugrichtung mehrerer Sturmgebiete. Die Höhe führt in Kombination mit der Nord-Süd-Ausrichtung dazu, dass dort während des gesamten Jahres hurrikanartige Winde und Schneestürme vorbeifegen können. Der Gipfel des Mount Washington hält mit 371 km/h den Rekord der höchsten, je auf der Erde gemessenen Windgeschwindigkeit. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei -3 Grad Celsius.
    Trotz des widrigen Wetters zieht der Mount Washington einen steten Touristenstrom an. Für die meisten bedeutet das Erreichen des Gipfels allerdings nichts anderes als den Kauf eines Autoaufklebers mit dem Schriftzug: DIESES AUTO HAT DEN MT. WASHINGTON ERKLOMMEN . Hartgesottene Wanderer allerdings gehenden Berg durchaus auch zu Fuß an, kommen aber manchmal nicht zurück. Mehr als hundert Personen sind auf den Hängen des Mount Washington ums Leben gekommen.
    Sollten Sie also das Pech haben, sich während eines Wintersturms auf dem Mount Washington aufzuhalten und keinen Schutz zu finden, werden Sie wahrscheinlich sterben. Doch in Anbetracht des Raueises, eines von Fotografen geliebte federnförmige Eisphänomens, wird zumindest Ihr letzter Ausblick wunderschön sein. Bei hohen Windgeschwindigkeiten bilden sich zarte Eisstrukturen an Felsen, Bäumen und, vorausgesetzt, Sie warten lange genug, auch an Ihrem Körper. Möglicherweise sind Ihre Hände dann schon zu taub, um noch nach der Kamera zu greifen, aber zumindest haben Sie den Trost, dass Ansel Adams [10] Ihren letzten Ausblick sicher gutgeheißen hätte.

44. Das untere Ende des extrem tiefen Bohrlochs auf der Halbinsel Kola

    E s ist allgemein bekannt, dass sich die USA und die Sowjetunion in den 60er-Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts ein Wettrennen im Weltraum lieferten. Nur wenige Menschen wissen jedoch, dass die beiden Nationen etwa zur gleichen Zeit ihres Wettkampfes im All einen weiteren Wettlauf in die entgegengesetzte Richtung veranstalteten: Sie wollten zum Kern der Erde vordringen.
    Um es genauer zu formulieren: Sie suchten nach der Mohorovi č i ć -Diskontinuität, der Grenze zwischen der Erdkruste und dem magmagefüllten Erdmantel. Die Amerikaner versuchten es als Erste. Im Jahr 1957 riefen sie das Projekt Mohole ins Leben, einen später verworfenen Plan, die sogenannte Moho durch eine Bohrung durch den Meeresboden zu finden. Die Sowjets waren zu dieser Zeit noch durch ihr Vorhaben abgelenkt, den ersten Hund auf eine Umlaufbahn zu schicken. Sie planten erst 1962 ihr eigenes Projekt Moho und begannen 1970 mit den Bohrungen. Hatten sie auch die erste Schlacht

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