Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt
Zimmer.
Als Vomitorium bezeichnete man den Zugang zu den Sitzreihen in römischen Theatern. Denken Sie an die Eingänge eines typischen Stadions – diese Tunnel, durch die Sie zur Tribüne gelangen. Das sind Vomitorien. Der Name hat seine Wurzel im lateinischen Verb »vomere« (erbrechen, spucken). Je nach Veranstaltung kann ein Vomitorium durchaus auch Fans beherbergen, denen übel geworden ist. Doch das Wort bezeichnet nur die Passage selbst, weil für den Beobachter auf der Bühne bzw. in der Arena der Eindruck entsteht, die hereinströmenden Zuschauer würden vom Vomitorium ausgespien.
53. Madinat al-Fayyum, Ägypten, in Begleitung eines Personenschützers
M adinat al-Fayyum liegt etwa 130 Kilometer südwestlich von Kairo und war vor langer Zeit ein Urlaubsort für Pharaonen der mittleren Dynastie. Heutzutage zählen zu seinen Sehenswürdigkeiten einige weniger wichtige Pyramiden sowie von griechischen Siedlern installierte Wasserräder. Da wesentlich weniger Touristen nach Madinat al-Fayyum als nach Kairo fahren, bietet der Ort eine willkommene Ruhepause von den kamerabehängten Touristen, über die man bei den großen Sehenswürdigkeiten allenthalben stolpert.
Und doch ist es ein Ort, an dem man paranoid werden kann. Nach dem katastrophalen Zwischenfall im Jahr 1997, als Terroristen in Luxor achtundsechzig Touristen abschlachteten, wollten die Machthaber für Madinat al-Fayyum sicherstellen, dass so etwas in ihrer Stadt nie passieren würde. Daher wird, sobald westliche Touristen in die Stadt kommen, jedem von ihnen ein persönlicher Personenschützer zugewiesen.
Das Problem dabei ist, dass Sie das nicht erfahren. Ein Reisender berichtete, dass er, nachdem er einige kryptische Telefonanrufe bekommen hatte, zusammen mit seiner Freundin nach dem Abendessen auf der Straße von einem Polizisten angehalten wurde, der ihm erklärte, es sei jetzt an der Zeit, zu Bett zu gehen. Als er wieder im Hotel war, erhielt er einenweiteren anonymen Anruf, in dem man ihm vorschrieb, wann und wo er sein Frühstück einzunehmen hatte und dass er nach dem Besuch der Sehenswürdigkeiten die Stadt zu verlassen habe. Verwirrt und verängstigt verbrachte das Paar den Morgen vor seiner Abreise mit der Besichtigung historischer Ruinen, und zwar in Begleitung mehrerer mit Sturmgewehren bewaffneter Männer.
Sobald man gemerkt hat, dass man gar nicht entführt werden soll, kann die Polizeieskorte eine witzige Erfahrung sein – begleitet von eigenen Bodyguards die Straße entlangzuspazieren vermittelt einem ein herrliches Gefühl von Wichtigkeit. Nach einer Weile aber wirkt die Big-Brother-Methode ziemlich ermüdend, zumal die meisten Sicherheitsleute ihren Job nicht zu mögen scheinen. Anstatt sich vorzustellen oder ihre Qualitäten als Reiseleiter unter Beweis zu stellen, lungern sie im Hintergrund herum – gerade nah genug, um sich in Ihrem Bewusstsein einzunisten. Besonders peinlich ist das während der Mahlzeiten. Während Sie und Ihre Reisebegleitung sich bemühen, Ihr Essen zu genießen, werden Sie vom Nachbartisch aus von Ihrem Beschützer beäugt.
Wenn Ihnen das nicht passt, können Sie versuchen, Ihrem Aufpasser zu entwischen – wann hat der Kerl zum letzten Mal Räuber und Gendarm gespielt? Andererseits sind diese Leute bewaffnet und schlecht gelaunt. Vielleicht ist es doch besser, zu tun, was sie sagen.
54. Der Dampfraum im Russisch-Türkischen Bad
D as Russisch-Türkische Bad in New Yorks East Village besteht seit 1892 und ist wirklich gut ausgestattet: Es gibt eine Sauna, ein eiskaltes Tauchbecken, Dampfbäder und eine Cafeteria, in der man Borschtsch und polnische Würste genießen kann. Nachdem Sie Ihre Habseligkeiten eingeschlossen und Ihre Kleidung gegen ein fadenscheiniges Handtuch und Badelatschen eingetauscht haben, können Sie sich auf die Suche nach dem Raum machen, in dem Sie am liebsten mit ein paar Russen, einigen hippen Yuppies und allem, was dazwischen rangiert, aus Leibeskräften schwitzen möchten. Falls Sie sich jemals gefragt haben, was noch unangenehmer ist, als an einem heißen Julitag mit vielen Fremden in einem U-Bahn-Zug eingepfercht zu sein – dies hier ist die Antwort. Die Bäder sind nicht nur heißer und feuchter, an reinen Frauen- oder Männertagen sind obendrein alle nackt.
Der interessanteste Raum im Bad ist die russische Sauna – eine der ganz wenigen ihrer Art in den Vereinigten Staaten. Für Zeitgenossen mit Herz-Kreislauf-Problemen ist dieser Raum außerdem auch der
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