Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt
als dafür, den Touristen das alte Rom näherzubringen. Doch es gibt einen Gladiator, der seine Rolle ernster nimmt als die anderen. Vertrauen Sie mir – Sie werden ihn sofort erkennen, wenn Sie ihn sehen.
Ich erblickte seinen federgeschmückten Helm und die silberne Gesichtsmaske zum ersten Mal während einer Eispause auf einer nahegelegenen Steinbank und stellte schnell fest, dass dieser Gladiator anders war. Die übrigen Gladiatoren lächelten und posierten mit Touristen, die sie selber angesprochen hatten, für Fotos. Der verrückte Gladiator hingegen grapschte nach einer vorübergehenden Frau, hob sie grunzend über seinen Kopf und behielt sie als Geisel, bis der Freund der Frau ein Foto geschossen hatte. Die anderen Gladiatoren erlaubten Kindern, ihr Schwert zu berühren. Der verrückte Gladiator packte ein kleines Mädchen an den Trägern ihrer Latzhose und tat so, als wolle er ihr seinen Dreizack in den Bauch stechen, bis die nervösen Eltern ihre Börse zückten. Die anderen Gladiatoren zogen Kinder in ihren Bann, indem sie sie ihre Helme aufsetzen ließen. Der verrückte Gladiator hatte ein Netz.
Die Taktik funktionierte. Die Leute scharten sich um ihn. Und ich, die ich mich eigentlich vor Pantomimen fürchte, beschloss, mich mit ihm fotografieren zu lassen.
Ich reichte meinem Freund Mark die Kamera. Wir näherten uns vorgeblich ruhig. Doch der verrückte Gladiator ließ sich nicht täuschen. »Ha! Christen – lasst sie uns töten!«, rief er auf Englisch. Mit hoch erhobenem Dreizack sauste er auf uns zu und packte mich am Hals. »Komm her!«, forderte er einen anderen Gladiator auf. »Christen – lasst sie uns töten! Ich liebe es, Christen zu töten!« Sein Freund tat ihm den Gefallen und hielt sein Plastikschwert an meine Kehle. Der verrückte Gladiator richtete seinen Dreizack auf meine Brust und schrie: »Silikon, ha, ha, ha!« Mark machte ein Foto.
Ich fand kaum Zeit, mich von der öffentlichen Anspielung auf meinen (silikonfreien, ehrlich!) Busen zu erholen, als der verrückte Gladiator Mark die Kamera entriss, sie seinem Freund in die Hand drückte und meinen Freund und mich für ein weiteres Foto an sich zog. Er richtete seinen Dreizack auf Marks Schritt und schaute besorgt und mit gesenktem Daumen in die Kamera. Glücklicherweise wurden für die Fotos weder Brüste noch Hoden versehrt. Der zweite Gladiator machte noch ein weiteres Foto, gab Mark die Kamera zurück und sagte: »Bitte ein Trinkgeld für die Gladiatoren.« Und wie schon viele Touristen vor uns nickten wir, zückten unsere Geldbörsen und waren froh, den Gladiatoren heil entkommen zu sein.
68. Jeder Ort, dessen Sehenswürdigkeit als riesiges Etwas aus Fiberglas hergestellt wird
G äbe es einen Wettbewerb für besonderen Landstraßenkitsch, hätte nach meiner bisherigen Auffassung Amerika immer haushoch gewonnen. Da ist zum Beispiel der riesige Hecht der Fresh Water Fishing Hall of Fame & Museum in Hayward, Wisconsin. Mit einer Höhe von vier Stockwerken und der Länge einer Boeing 757 ist der Fisch die größte Fiberglas-Skulptur der Welt.
Doch wenn Amerika über die größte Skulptur verfügt, kann Australien für sich in Anspruch nehmen, die meisten zu besitzen. An australischen Landstraßen befinden sich 150 große Fiberglas-Skulpturen, die liebevoll »Dicke Dinger« genannt und in zunehmendem Maß als eine Art Volkskunst betrachtet werden.
Alles begann mit der Big Banana. Seit ihrem Entstehen im Jahr 1964 sind überall auf der Welt massenhaft andere Großskulpturen entstanden, angefangen bei einem zwölf Tonnen schweren Koala bis zum Big Merino – einem riesenhaften Schaf, das von seinen Fans Rambo genannt wird. Es gibt einen Großen Goldenen Gummistiefel , eine Dicke Forelle und die Big Cigar . Manchmal sind die Darstellungen nicht ganz ernst gemeint (wie im Falle des Dicken Boxenden Krokodils ); manchmal entstammen sie dem Alltag (wie der Big Coffee Pot ). Esgibt auch Skatologien wie den Big Poo [14] , der im Jahr 2002 für kurze Zeit als Protest gegen die Verklappung von Abwässern im Meer aufgestellt wurde. Meistens jedoch stellen sie Lebensmittel dar, wie es bei der Großen Auster , den Großen Kirschen , der Großen Mango und dem Großen Hummer (der von den Einheimischen Larry genannt wird) der Fall ist. Es gibt auch überdimensionale Skulpturen von Dingen, die man schon in Lebensgröße nicht unbedingt gern betrachtet. Beispiel dafür ist der Big Mosquito .
Die australischen Riesenskulpturen, die sich vor
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