Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt
allem im Südosten des Landes finden, sind so kitschig, dass man sich gern einmal mit einem solchen Teil ablichten lässt. Doch ehe Sie es den Leuten gleichtun, die ganze Touren ausarbeiten, um alle 150 zu Gesicht zu bekommen, setzen Sie besser Prioritäten. Um tatsächlich jede Skulptur zu sehen, müssen Sie nämlich ganz Australien umrunden.
69. Der Weg, den sich eine Kolonie Treiberameisen ausgesucht hat
W enn Ihnen der Gedanke nicht zusagt, während Ihres Urlaubs von fleischfressenden Insekten angegriffen zu werden, dann sollten Sie sich vor Treiberameisen hüten. Sie leben im afrikanischen Regenwald und schützen sich dadurch, dass sie ihre großen, messerscharfen Mandibeln in alles bohren, was sich ihnen in den Weg stellt. Wenn Sie von einer Treiberameise gebissen werden, tragen Sie zwei punktförmige, schmerzende Wunden davon. Werden Sie von einer ganzen Kolonie gebissen, findet Ihre Safari in Afrika ein schnelles und grausiges Ende.
Glücklicherweise bewegen sich Treiberameisen in Gruppen von bis zu zwanzig Millionen Tieren fort; daher kann man ihnen einigermaßen leicht aus dem Weg gehen. »Aus einer gewissen Entfernung betrachtet, sieht eine wandernde Treiberameisenkolonie wie ein sich bewegendes Lebewesen aus – etwa wie eine siebzig Meter lange und breite Amöbe«, sagt Bert Hölldobler, Experte für die Organisation von Ameisenstaaten. Auch bevorzugen die Ameisen den Geschmack von Insekten gegenüber Menschenfleisch und bieten dank ihrer Neigung, alles vor ihnen Liegende aufzufressen, für die Ungezieferbekämpfung keine allzu große Herausforderung – vorausgesetzt, Sie befinden sich beim Besuch der Kolonie nicht gerade zu Hause. Sollten Sie daheim und aus irgendeinem Grund bewegungseingeschränkt sein, würden Sie vermutlich bei lebendigem Leib aufgefressen.
Sollte dieser unwahrscheinliche Fall dennoch eintreten, können folgende Fakten Sie vielleicht von den heftigen Schmerzen ablenken: Treiberameisen sind blind und kommunizieren durch Pheromone. Die Männchen werden vor der Geschlechtsreife aus der Kolonie getrieben und verbringen ihre Pubertät damit, sich Flügel wachsen zu lassen und dick zu werden. Ihre ekelhaft dicken Bäuche haben ihnen den wenig schmeichelhaften Namen »Wurstfliege« eingebracht. Sobald eine Wurstfliege die Geschlechtsreife erreicht, geht sie dem Duft der nächstgelegenen Kolonie nach und lässt sich der Gruppe in den Weg plumpsen. Die anderen Ameisen kriechen sofort auf seinen Körper und beißen ihm – sozusagen als Strafe für den Flirtversuch – die Flügel ab. Sobald das Männchen nicht mehr mobil ist, bringen die Arbeiterinnen die Wurstfliege zu einer jungfräulichen Königin, die sich bei ihm gleich fürs ganze Leben mit Sperma eindeckt und es dann sterben lässt.
Aus der Sicht einer Wurstfliege ist eine Begegnung mit einer Kolonie Treiberameisen also auch nicht unbedingt erstrebenswert.
70. Boliviens »Todesstraße«
D a ich mich grundsätzlich bemühe, keine Straße zu befahren, für die man eine eigene Gebetszeremonie braucht, werde ich vermutlich nie die North Yungas Road in Bolivien benutzen. Die siebzig Kilometer lange Straße zwischen Coroico und der bolivianischen Hauptstadt La Paz trägt den inoffiziellen Beinamen »El Camino de la Muerte« – Todesstraße.
Aber auch hinter dem offiziellen Namen verbirgt sich kein vertrauensvoller Weg: Im Jahr 1995 erklärte die Inter-American Development Bank die Yungas Road zur gefährlichsten Straße der Welt. Jedes Jahr sterben hier zwischen zweihundert und dreihundert Menschen. Auf einem besonders gefährlichen Teilstück stürzen innerhalb von zwölf Monaten fünfundzwanzig Fahrzeuge in die Tiefe – etwa alle zwei Wochen eines. Die Straße wird so sehr gefürchtet, dass Einheimische vor der Nutzung der Göttin Pachamama – das bedeutet »Mutter Erde« – ein Opfer bringen. Pachamama scheint Bier zu lieben; bedauerlicherweise gilt das auch für viele junge Fahrer auf dieser Strecke.
Schon das Betrachten eines Fotos der North Yungas Road verdeutlicht, dass der Tod hier zumindest nah sein kann. Obwohl die Fahrbahn zweispurig benutzt wird, gibt es Stellen, die gerade einmal drei Meter breit sind. Die Straße wurde in den Berg gesprengt, was bedeutet, dass sich auf einer Seite eine Felswand erhebt; auf der anderen Seite gähnt ein Abgrund zwischen sechs und bis zu tausend Metern Tiefe. Leitplanken gibt es nicht.
Während der Regenzeit wird die Fahrbahn sehr glitschig, und Erdrutsche reißen ganze
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