Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt
verbrennen, kann es zu Reaktionen der Atemwege kommen. Sie sind der Meinung, dass Sie zu intelligent sind, um diese Fehler zu machen? Dann sollten Sie wissen, dass die Gifteiche ihr Aussehen je nach Standort ändert. Je nachdem, ob sie in der Sonne oder im Schatten wächst, kann sie die Form eines Busches oder die eines Rankengewächses annehmen und ist daher nicht leicht zu identifizieren. Und was noch schlimmer ist: Die Pflanze muss nicht einmal Blätter haben, um einen Ausschlag hervorzurufen; das Urushiol befindet sich auch in den Wurzeln. Sollten Sie das Pech haben, in Kontakt mit irgendeinem Teil einer Gifteiche zu kommen, besteht Ihre einzige Hoffnung darin, sich dick mit Tecnu einzuschmieren – einem speziellen Hautreinigungsmittel, dessen ursprünglicher Anwendungsbereich zeigt, wie heimtückisch Urushiol wirkt: Tecnu wurde zur Entfernung radioaktiven Staubes von der Haut erdacht.
76. Die Kaugummimauer in Seattle
W enn man seinen Kaugummi nicht mehr mag, dann muss man ihn entsorgen – und zwar nicht etwa einfach auf den Boden werfen oder ihn unter den Stuhl kleben, sondern schön ordentlich in einer Mülltonne. Auf keinen Fall sollte es gestattet sein, den feuchten, weichen Kaugummi aus dem Mund zu nehmen, ihn an eine öffentlich zugängliche Mauer zu kleben und das Ganze dann auch noch »Kunst« zu nennen.
Bin ich zu streng? Dann betrachten Sie doch einmal die Kaugummimauer von Seattle. Es handelt sich um eine versteckt in einem Gässchen gelegene Backsteinmauer in der Nähe des Market Theatre am Pike Place , die über und über mit alten Kaugummis beklebt ist, die von Schlange stehenden Kinobesuchern dort hinterlassen wurden. Als die ersten gekauten Stücke in der Mitte der 1990er-Jahre dort auftauchten, versuchte der Kinobetreiber zweimal, die Mauer zu säubern. Doch es nutzte nichts. Die Gewohnheit blieb – im wahrsten Sinn des Wortes – haften. Das Kino gab den Kampf auf, und heute gibt es tatsächlich Menschen, die diese Mauer schön finden.
Ich finde sie ekelhaft. Einige der Kaugummis wurden ursprünglich dazu benutzt, Münzen an der Wand zu befestigen – möglicherweise eine banale Form des Wunschbrunnens –, aber da sich die Mauer in Seattle befindet, blieb das Geld nicht lange an Ort und Stelle. Jetzt haften dort nur noch Kaugummis, und zwar massenhaft. Die Schicht ist an manchen Stellenso dick, dass man keinen Backstein mehr sieht. Es gibt Kaugummi-Mosaike von Gesichtern und Hunden, in Herzform umrahmte Initialen und sogar eine bunte amerikanische Flagge. Ein Fenster trieft vor Kaugummiresten; ein Stück weiter feiert sich die Firma Wrigley mit dem sorgfältig durchgekauten Schriftzug GUM .
Die bunte Oberfläche der Mauer zieht Fotografen an. Und selbst wenn Sie die Mauer nicht sofort sehen, können Sie sie kaum verfehlen. Sie ist mit einer über ein Jahrzehnt alten Schicht der Geschmacksrichtung Juicy Fruit bedeckt, die Sie bereits aus einiger Entfernung riechen können.
78. Eine Tierkörperverwertungsanstalt
A ls Kind habe ich manchmal Hundeleckerli gegessen. Nicht, weil ich sie besonders lecker fand – ich knabberte sie, weil ich als Einzelkind meine Solidarität mit demjenigen demonstrieren wollte, der für mich am nächsten an ein Geschwisterchen herankam: unser Familienhund. Das alles geschah zu einer Zeit, in der ich noch nicht wusste, was in einer Tierkörperverwertungsanlage passiert.
Genau genommen handelt es sich nur um eine Form von Recycling. Von Schlachthausabfällen und Fleisch jenseits des Verfallsdatums bis hin zu eingeschläferten Haustieren und verendetem Vieh werden in einer Tierkörperverwertungsanlage alle nur erdenklichen nicht menschlichen Körperteile zu Protein, Fett und Knochenmehl verarbeitet. Diese Grundsubstanzen werden zur Produktion aller möglichen Dinge benutzt: Viehfutter, Farben, Schmiermittel, Düsentreibstoff, Kosmetik, Reifen – und Hundeleckerli.
Aber so ekelhaft das auch klingt: Es ist gut, dass es Tierkörperverwertungsanlagen gibt. Laut Aussage der National Renderers Association verarbeiten Amerikas Tierkörperverwertungsanstalten etwa dreißig Millionen Tonnen ungenießbarer tierischer Nebenprodukte im Jahr. Würden diese nicht verwertet, hätten wir ein paar ziemlich unappetitliche Probleme zubewältigen. Wir müssten die Kadaver entweder beerdigen (dabei können sie ins Grundwasser gelangen), verbrennen oder kompostieren (was nichts anderes bedeutet, als sie verfaulen zu lassen).
Nichts davon ist so effizient wie die
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