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Breed: Roman (German Edition)

Breed: Roman (German Edition)

Titel: Breed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chase Novak
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glauben wir das alle, auch ich, oder ich hab’s geglaubt, aber so läuft es nicht. Nicht jetzt, nicht für uns. Wir sind ganz allein.«
    Die Miene der Kinder ist ernst. Leslie spürt den Herzschlag der beiden, spürt, wie ihre Brust sich hebt und senkt, während sie simultan atmen.
    »Ach, meine Lieblinge«, sagt sie.
    Über die tiefhängenden Wolken spannt sich eine dünne bläulich graue Haut, als der nahe Abend den ersten Anflug von Dunkelheit an den Himmel malt. Die Lichter des Flughafens strahlen in grellem Gelb. Nervös mit den Fingern ans Lenkrad trommelnd, lenkt Slavoj den Wagen zum Terminal.
    »Sie haben Tickets, alles, was Sie brauchen?«, fragt er.
    »Ja, wir sind bereit, Slavoj«, sagt Leslie. »Danke für alles.«
    »Mein Job und mein Vergnügen«, sagt er. »Ihr seid gute Leute, und der Doktor, zu dem ihr gekommen seid, ist ein schlechter Mensch. Aber keine Sorge. Das Recht in meinem Land ist manchmal langsam, aber es kommt, es kommt immer.«
    Er stoppt vor dem Terminal und läuft zur anderen Seite des Wagens, um den dreien die Tür zu öffnen. Mit großer Feierlichkeit schütteln die Zwillinge ihm die Hand und verabschieden sich von ihm. Er sieht die Furcht in ihren Augen, aber jetzt bleibt ihm nichts anderes mehr übrig, als zu lächeln und so zu tun, als wäre dies eine ganz gewöhnliche Fahrt zum Flughafen, ein ganz normaler Abschied.
    »Hier ist etwas für Sie, Slavoj«, sagt Leslie und greift in ihre Tasche. Sie zieht den Umschlag mit den Diamanten heraus und steckt Daumen und Zeigefinger hinein, um drei kleine Diamanten zu fassen. »Machen Sie die Hand auf«, sagt sie, und als Slavoj gehorcht, legt sie ihm die glitzernden Steinchen hinein. »Die sind wertvoll, Slavoj. Bringen Sie sie zu einem Juwelier. Sie werden schon sehen.«
    Slavoj betrachtet die Diamanten, die im Cadmiumlicht des Flughafens glitzern. Langsam schließt seine Hand sich um die kleinen Edelsteine, und er nickt Leslie leicht zu.
    »Guten Flug«, sagt er.
    Sie haben Glück. In einer halben Stunde startet eine Maschine nach München mit Anschluss nach Newark, einem Nachtflug, was bedeutet, dass sie in Deutschland nur eine Stunde und zehn Minuten Aufenthalt haben. Obwohl auf beiden Flügen mehr als genug Plätze frei sind, muss Leslie für die Buchungsänderung eine Strafgebühr zahlen, aber sonst geht alles glatt. Während sie bei der Einreise nicht kontrolliert wurden, ist das bei der Ausreise anders, und als sie in der Schlange warten, ihre Pässe in der Hand, wird Leslie immer nervöser. Eine Katastrophe ist inzwischen doppelt so wahrscheinlich – in Amerika wird die Polizei nach ihnen suchen, vielleicht hat man ihre Pässe registriert, und womöglich hat die slowenische Polizei sogar schon die Leiche von Dr. Kiš entdeckt. Schritt für Schritt nähern sie sich den Schaltern, an denen die Reisedokumente überprüft werden. Auf den Händen der damit beschäftigten Beamten leuchtet das gespenstisch weiße Licht ihrer Laptops.
    Der Beamte, der die Pässe der drei entgegennimmt, hat eine traurige, sorgenvolle Miene. Er seufzt ständig, und seine Augen sind trüb und glanzlos, die Augen eines geschlagenen Mannes. Er scheint kaum daran interessiert, die Pässe zu überprüfen, und beschränkt sich darauf, die Fotos von Adam und Alice damit zu vergleichen, wie die beiden heute, drei Jahre später, aussehen. Seine einzige kraftvolle Handlung besteht darin, die Pässe mit einer Art kontrollierter Gewalt zu stempeln. Dann schiebt er sie brüsk durch den Schlitz in der kugelsicheren Glasscheibe.
    Als Nächstes kommen sie zur Sicherheitskontrolle. Zwei Beamte in klobigen Uniformen aus grobem Stoff stehen breitbeinig da, die Hände am Rücken gefaltet, und starren konzentriert auf ihre Bildschirme, während das Handgepäck auf dem Fließband durchleuchtet wird.
    Da wird auch schon der Flug angekündigt, und Leslie und die Kinder müssen sich beeilen.
    Leslie stellt den Koffer auf die Stahlrollen, die sich vor dem Fließband drehen. Sie schubst ihn mit dem Finger an, worauf er seine Reise beginnt.
    »Die Rucksäcke«, sagt sie zu Adam und Alice.
    Die beiden gehorchen, wonach sie Leslie durch die Schleuse folgen. Bei Leslie und Alice klappt das reibungslos, doch etwas an Adams Körper löst den Alarm aus. Einer der Beamten erwacht aus seiner Erstarrung, fängt Adam rasch ab und nimmt ihn beiseite, wo er ihn mit seinem Metalldetektor von Kopf bis Fuß untersucht. Der verbotene Gegenstand ist nicht schwer zu finden. Bevor Adam morgens das

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