Breeds: Dashs Bestimmung (German Edition)
mir eine Waffe vors Gesicht gehalten und war im Begriff abzudrücken. Da galt dann einfach: er oder ich. Wenn man aber eine Spur aus Leichen hinterlässt, erregt man mehr Aufmerksamkeit als nötig.«
»Ist natürlich viel besser, wenn einem eine ganze Horde wütender Gegner auf den Fersen ist«, bemerkte sie trocken, während sie den Becher an die Lippen hob.
»Der Trick besteht darin, den Feind nicht wissen zu lassen, wer du bist oder warum du ihn angreifst«, erklärte er und bemühte sich, nicht allzu stolz zu klingen.
Zur Hölle, sie war blutrünstig wie der Teufel persönlich. Das gefiel ihm. Sie würde nicht herumjammern, falls Blut fließen sollte. Aber sie musste lernen, dass es verschiedene Arten von Feinden gab. Nur die Schlimmsten verdienten den Tod.
»Jeder hat eine bevorzugte Art zu töten, daher können Leichen schnell eine Spur bilden, die den Feind direkt zu einem führt. Ich benutze gern das Messer. Täte ich es zu oft, würden die Medien es bemerken und über Selbstjustiz berichten. Irgendjemand, mit dem ich zusammengearbeitet habe, würde womöglich davon hören, und die Umstände der Tötungen würden ihn misstrauisch machen. Schon fällt der erste Dominostein und reißt die anderen mit.«
»Dann lern doch einfach eine andere Methode zu töten.« Sie schien den Kaffee genauso zu genießen wie die blutrünstigen kleinen Fantasien, die sie sich offensichtlich gerade ausmalte.
Dash seufzte. »Du bist nicht so hart, wie du tust. Jemanden umzubringen, ist nicht so einfach.«
»Grange zu töten, würde mich nicht eine schlaflose Minute kosten. Ganz im Gegenteil. Ich würde besser schlafen«, versicherte sie ihm, und ihre Stimme klang hart. »Mach dir nichts vor, Dash. Wenn ich in den vergangenen zwei Jahren die Gelegenheit gehabt hätte, diese Bastarde zu töten, ohne dass mein Baby es mitbekommt, hätte ich es getan. Ohne mit der Wimper zu zucken.«
Dash nickte. »Ich könnte es dir kaum verdenken. Aber was im Eifer des Gefechts geschieht, ist etwas ganz anderes als ein kaltblütig ausgeführter Anschlag. Im Moment siehst du da keinen Unterschied. Du bist voller Wut und Rachegelüste, und das ist auch gut so. Es macht dich stark und hilft dir, schnell zu lernen. Aber wenn die Zeit zu töten kommt, wird es nicht so leicht sein. Es ist sogar verdammt schwer, abzudrücken und tief in deinem Innern zu wissen, dass du es warst, die deiner Zielperson einfach das Lebenslicht ausgeblasen hat, ohne ihm die geringste Chance zu lassen.«
»Ich hätte dich für härter gehalten, Dash.« Ihre harschen Worte überraschten ihn. Oder vielleicht doch nicht? Die Wut brodelte nun schon seit langer Zeit in ihr und war mit jedem Angriff auf sie und ihre Tochter nur größer geworden.
Er seufzte müde. »Der erste Mensch, den ich getötet habe, war ein Monster. Ich wusste, dass er eins war. Er hatte Männer als Geiseln genommen und gute, starke Frauen gebrochen, sodass sie am Schluss nur noch leere menschliche Hüllen waren. Es gab nichts, was noch für ihn sprach. Außer einer einzigen Sache. Er war völlig vernarrt in ein kleines menschliches Wesen, das er gezeugt hatte. Er hatte seine Frau fast völlig zerstört, aber nachdem das Baby geboren war, trug er sie plötzlich auf Händen, nur weil das Kind sie liebte. Ich musste ihn töten, um zwei meiner Männer zu befreien, die er in einem Keller in der Nähe des Hauses gefangen hielt. Ich hatte keine Wahl. Obwohl ich wusste, welches Leid ich dem Kind und seiner Mutter zufügen würde. Also tat ich, was ich tun musste. Entweder er oder meine Männer. Ich habe meine Entscheidung getroffen, aber es wird mir bis ans Ende meiner Tage leidtun, dass ich so entscheiden musste. Fast jeder Mensch hat einen Schwachpunkt, irgendwo, in irgendeiner Weise. Dieser Mann hatte es nicht verdient zu leben, doch sollte seine Frau eines Tages erfahren, wer damals abgedrückt hat, wird sie sich auf die Jagd machen. Ich wusste das damals, und ich weiß es heute.«
Elizabeth trank ihren Kaffee aus, drehte sich um und füllte den Becher noch einmal nach. Dann wandte sie sich ihm wieder zu und musterte ihn aufmerksam. »Soll ich jetzt Mitleid mit Grange haben?«, fragte sie kühl.
Dash schüttelte den Kopf. »Nein, Elizabeth, das erwarte ich nicht. Es würde mich überraschen, wenn du dazu in der Lage wärst. Er hat dein Mitleid nicht verdient. In seinem Fall wirst du die Entscheidung über Leben oder Tod treffen. Aber du bist auch diejenige, die dann damit leben und jede Nacht damit
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