Breeds: Harmonys Spiel (German Edition)
nach dem Tod die Hölle auf sie wartete.
Als sie hinter Jonas in den Aufzug stieg, drehte Harmony sich zur Tür und ignorierte die Blicke, die ihr Bruder ihr zuwarf. Sein Name war Jonas Wyatt. Sie hatte ihn Alphatier genannt. Das Leittier der kleinen Gruppe von Löwen-Breeds in den französischen Labors, in denen sie erschaffen worden waren.
Obwohl er jünger als viele der anderen Breeds dort war, hatten seine Stärke und natürliche Dominanz ihm einen stetigen Aufstieg in der Rangordnung gesichert. Er war als Zuchttier für ein paar speziell erschaffene Weibchen gezeugt worden. Ein letzter Versuch, um auf eine andere Weise den Kämpfer zu erschaffen, nach dem geforscht wurde. Stattdessen war Jonas zu einem Meister in Bereichen herangewachsen, mit denen Madame LaRue, die leitende Forscherin, niemals gerechnet hätte.
Mit List, Autorität, unbeirrbarer Logik und Kaltherzigkeit hatte Jonas die Kontrolle über die anderen Männchen übernommen, sobald er ausgewachsen gewesen war. Er manipulierte sie, lenkte sie und schaffte es immer, das Beste aus ihnen herauszuholen.
Harmony starrte geduldig zur Decke.
»Sheriff Jacobs wird sich um dich kümmern«, informierte Jonas sie, als die Türen aufglitten und sie, gefolgt von der Anwältin, in die Lobby traten. »Du wirst in seinem Haus wohnen und von ihm angeleitet werden, solange du hier bist. Er wird der Behörde einmal wöchentlich über deine Fortschritte Bericht erstatten. Er ist sehr verantwortungsbewusst. Ich bin sicher: dass ich mir seinetwegen keine Sorgen machen muss.«
Harmony folgte ihm mit gleichmäßigen Schritten und behielt ihre Meinung über seine Anweisungen für sich.
Sie hatte keine Ahnung, welches Spiel Jonas spielte oder weshalb er glaubte, seine Ziele erreichen zu können, indem er sie in dieser lächerlichen Touristenfalle unterbrachte, aber das würde sie mit der Zeit sicher herausbekommen. Eins jedenfalls wusste sie sicher: Die Informationen über Leo, den ersten Breed, der je erschaffen worden war und noch lebte – die Informationen, die sie gestohlen hatte, als sie aus den Labors geflohen war, und seither verborgen hielt –, würde sie niemals herausrücken.
»Hörst du mir überhaupt zu, Harmony?«, fragte er schließlich, als sie auf den sonnenbeschienenen Hof vor dem Hoteleingang traten und er seine dunkle Brille aufsetzte.
»Ja, ich höre dir zu, Jonas.« Sie lächelte kühl und bedauerte außerordentlich, dass sie ihn nicht einfach umbringen konnte. Na ja, gekonnt hätte sie schon. Natürlich würde es zu einem Kampf kommen, aber möglich war es. Nur lag das zurzeit nicht unbedingt in ihrem Interesse.
Er lächelte und zeigte dabei drohend seine ausgeprägten Eckzähne. Heutzutage schien eine gewisse Dramatik einfach zum Leben der Breeds dazuzugehören. Sie erinnerte sich an eine Zeit, als sie ihre Meinung für sich behalten und einfach getötet hatten. Drohungen erschienen ihr sinnlos.
»Ich glaube, Sheriff Jacobs wird dir gefallen.« Er deutete auf das Gerichtsgebäude mit einer Polizeiwache am anderen Ende des kleinen Parks, auf den sie nun zusteuerten. »Einige Breed-Weibchen finden, dass er ganz gut aussieht.«
Harmony unterdrückte mit Mühe ein Schaudern und auch das Wimmern, das ihr über die Lippen kommen wollte, während sie mit ihm Schritt hielt. Gehen war eine Qual. Ihr Schritt schmerzte und war so geschwollen, dass er sich wundrieb. Sie hatte es mit Selbstbefriedigung versucht. Allerdings zu ihrem eigenen Schaden. Es hatte die Erregung nur noch verstärkt, anstatt sie zu verringern.
Während sie den Park durchquerten, bemühte Harmony sich, ihre wachsende Unruhe in den Griff zu bekommen. Jonas behielt ein gleichmäßiges Tempo bei, während er weitersprach. Er sagte ihr, was sie tun und lassen, wie sie sich als Hilfssheriff verhalten sollte. Als könnte sie nichts als Töten.
»Da wären wir.« Sie schlugen den Weg ein, der zum Eingang der Polizeiwache führte. Das Gebäude war einstöckig, mit hohen und breiten Fenstern, und verströmte einen alten Wild-West-Charme, der ihr gefiel.
Als die Tür aufging, machte Jonas einen Schritt zur Seite und ließ sie vor ihm eintreten. Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu, für den sie nur ein spöttisches Lächeln erntete.
»Immer geradeaus.« Er nickte zum Flur jenseits des Empfangsbereichs, während er den diensthabenden Polizisten mit einer Handbewegung grüßte. »Sein Büro liegt am Ende des Flurs.«
Harmony holte tief Luft und betete um Geduld, als sie plötzlich
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