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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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eines
    Mädchens mal so blenden wird. Ich umarme sie
    und begrüße auch ihre beste Freundin.
    «He Silke, schön, dich wieder zu sehen. Wie
    läuft die Party?»
    - 217 -

    «Och ja, is ganz witzig, wird sicher auch noch
    voller später.»
    Wir kommen bei ihrem Partyraum an, und ich
    gebe ihr das Geschenk. «Hier, für dich.»
    Als Dank bekomme ich eine Umarmung, und
    Silke verschwindet sofort, um das T-Shirt
    anzuziehen. Es könnte auch sein, dass sie in
    mir immer nur einen guten Freund sehen wird.
    Später sitzen wir an einem großen, mit
    Süßigkeiten und Knabberzeug übersäten Tisch
    und reden über Musik. Silke lässt sich genau
    neben mir auf die Bank fallen, und unsere
    Schenkel berühren sich. Ich weiß nicht, ob ich
    mir den Druck gegen mein Bein nur einbilde
    oder ob er ein Zeichen von ihr ist. Ich komme
    mir plötzlich so hilflos vor. Wie ein Fall in der
    Bravo . «Liebes Dr.-Sommer-Team, ich habe
    eine gute Freundin, in die ich verliebt bin. Wie
    kann ich herausfinden, ob sie mich auch liebt?»
    Nach vier Stunden verlasse ich die Party,
    ohne Silke geküsst zu haben und auch ohne ein
    Zeichen mit nach Hause nehmen zu können,
    aus dem sich herauslesen ließe, dass sie
    genauso fühlt wie ich.
    Mit der Zeit gebe ich es auf, darauf zu hoffen,
    dass Silke und ich jemals ein Paar werden. Es
    ist ein süßer Schmerz, sie immer wieder zu
    treffen, aber es ist auch hart, in jemanden
    verliebt zu sein, der einem unerreichbar
    erscheint.
    - 218 -

    Einige Wochen nach ihrem Fest gehe ich mit
    ihr und ein paar ihrer Freunde auf einen Hip-
    Hop-Jam auf einem Boot, das im Hafen vor
    Anker liegt. Als ich Silkes Beschreibung folge
    und zum Boot gelange, sehe ich ein wirres,
    handgeschriebenes Plakat am Eingang zum
    Schiff. Die verrücktesten MC- und DJ-Namen
    sind dort zu lesen und zwischendurch getaggte,
    in die Irre führende Querverweise.
    Silke ist mit einer Hand voll Typen da, die
    sehr viel Gras dabeihaben. Einen von denen
    kenne ich, er hat mir schon mal was verdealt.
    Auch diesmal verkauft er mir gleich zu Beginn
    eine ganz schön große Polle, damit ich den
    Abend über nicht bei den anderen schnorren
    muss. Der DJ beobachtet die Szene und starrt
    mich böse an, weil es wegen der Menge wie ein
    größerer Deal aussieht. Achselzuckend stecke
    ich das Gras ein und sehe mich um.
    Die Inneneinrichtung des Bootes ist absolut
    verrückt, die Wände sind voll mit
    Zeitungsausschnitten über Elvis, die durch
    konfuse Querverweise miteinander verbunden
    sind. Neben den Ausschnitten und Fotos kann
    man eine Menge Anmerkungen der Künstler
    lesen, die das Ganze als ein intellektuelles Spiel
    erscheinen lassen.
    Silkes Freunde und ich genehmigen uns an
    Deck eine Tulpe, einen Riesenjoint, der durch
    Alufolie geraucht wird. Ich schaue mich um und
    merke, wie meine Sicht verschwimmt. Gut,
    - 219 -

    dass hinter mir das Geländer ist. Irgendwer
    kneift mir in den Po. Silke? Doch ich sehe sie
    weiter links vor mir. Ich drehe mich ganz um
    und sehe, dass es zwei Mädchen mit ihrem
    Freund waren. Sie lachen über mich.
    Plötzlich läuft mir ein kalter Schauer über den
    Rücken. Ich habe das Gefühl, von allen
    beobachtet zu werden. Es wird immer
    schlimmer, und von einem Moment auf den
    anderen fühle ich mich, als hätte sich die
    gesamte Menschenmasse gegen mich
    verschworen. Ich brauche einige Minuten, um
    mich zu beruhigen, und gehe schließlich zu
    Silke, die sich abseits auf eine Bank gesetzt
    hat. Bässe ertönen.
    «Bei dir alles klar?»
    «Ja, mir geht’s prima.»
    «Stell dir vor, wie cool das wäre, wenn wir
    noch ablegen würden.»
    «Ich glaub’, ich leg jetzt schon ab.»
    «Reiß dich zusammen, Amon, es geht doch
    gerade erst richtig los.»
    Ich fühle mich von allen gleichzeitig
    beobachtet. Samy Deluxe tritt auf die Bühne
    und fängt an zu freestylen. Ich habe den
    Eindruck, als würde er die ganze Zeit über mich
    reden, und versuche, mich hinter meinem
    großen Vordermann vor seinen Blicken zu
    verstecken. Panik steigt in mir hoch; ich zwinge
    mich, ruhig zu atmen.
    - 220 -

    Nach einer Weile beruhigt sich mein
    Herzschlag. Kopfschüttelnd gehe ich mit den
    anderen runter zum Tanzen. An die Schiffswand
    gelehnt, rauchen wir noch einen Joint. Wird
    schon gut gehen, denke ich und ziehe auch
    mehrmals daran.
    Leider war das falsch kalkuliert. Als ich höre,
    wie die anderen sich unterhalten, habe ich
    wieder das Gefühl, als würden sie genau das
    aussprechen, was ich gerade denke. Egal. Ich
    gehe in die

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