Breit - Mein Leben als Kiffer
finde ich es schön, mich gehen zu
lassen, in der Droge zu versinken und
vollkommen in die breite Erlebniswelt
einzutauchen. Nur durch sie gelange ich in
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diesen meditativen Zustand, der mir wahres
Glück beschert.
Es ist so einfach, sich einen rauchbaren Joint
zu drehen. Ich will dieses Hochgefühl nicht
verlieren – also kiffe ich ständig. Der harte
Rauch schießt mir in die Lunge, und sofort
durchfährt mich dieses wunderbare
Ganzkörpergefühl, das fast besser als ein
Orgasmus ist.
Ich bin ein Grasjunkie und liebe die
Traumzeit, die ich mir durch das Kiffen
herbeizaubere. Ja, ich bin ein Grasjunkie, doch
wenn ich auf meinem roten Sofa sitze und kiffe
und voll breit meine grüne Lavalampe
betrachte, fühle ich mich großartig. Ich bin fast
wunschlos glücklich. Das Leben ist eine
Sternschanze, und ich schieße mich mit meiner
Bong ins Traumland. In mein Tagebuch
schreibe ich Raptexte und Rauschprotokolle. Ich
weiß, dass ich mich verändere, doch solange
ich schreibe, habe ich das Gefühl, mich durch
das Kiffen zum Besseren zu verändern.
Ich lege mein Notizbuch zur Seite und starre
frustriert auf meine Schulbücher. Wenigstens
hilft es mir, dass ich die Hausaufgaben am
Computer schreiben kann, denn meine
Feinmotorik leidet sehr unter dem THC. Man
hat weniger Kontrolle über den Körper, wenn
man breit ist. Herr der eigenen Sinne zu bleiben
ist schwierig nach ein paar Köpfen. Von allein
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geht der große Berg an Hausaufgaben
jedenfalls nicht weg.
Ich scheiß drauf und freue mich, nach dem
nächsten Kopf gleich wieder ins Traumland
absinken zu können. Ich drehe den Tabakkopf
auf die blaue Pfeife und lege eine neue Platte
auf. Dieser Moment ist mir heilig. Ich mache
mich unglaublich breit. Die ganze Erde ist ein
unterentwickelter, wuseliger und manchmal
sehr roher Haufen. Und irgendwo mittendrin
sitze ich auf einem roten Sofa und sauge aus
einem blauen Rohr mit sechs blauen
Schläuchen THC-haltigen Rauch.
Es ist eine Lüge zu sagen, man könne als
Kiffer nicht glücklich sein. Das geht sehr gut.
Trotzdem hoffe ich, dass ich nicht irgendwann
mal durchdrehe. Eigentlich wäre ich
prädestiniert für ein solches Ende, bei meinem
Kiffverhalten und dem Fernsehkonsum.
Man vergisst manchmal, welche enorme
Wirkung Bilder und Informationen auf die
menschliche Psyche haben. Ich bin vollkommen
gelähmt, wenn mir die Bilder aus Auschwitz und
von den Kriegen durch den Kopf schießen.
Manchmal beschäftigt mich die Tatsache, dass
ich in dem Land geboren wurde, das vor fünfzig
Jahren den Zweiten Weltkrieg begonnen hat, so
sehr, dass ich an nichts anderes mehr denken
kann. Es schüchtert mich enorm ein, dass ich
auf einem Planeten mit Millionen von
schießwütigen Verrückten wandele.
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Ich bemale meine Wände. Ich schreibe über
meinen Schreibtisch mit blauem Filzstift: War.
Neben mein Bett schreibe ich: Sleeper. Alles ein
großer grüner Brei. Ich weiß, dass ich das mit
dem Kiffen übertreibe, doch ich habe das Ideal
eines zugedröhnten Superchillers im Kopf.
Natürlich hemmt das Gras mein logisches
Denken. Die Idole der Hippies und die halbe
Hip-Hop-Welt präsentieren dir das Gras als eine
Droge der Gedankenbeflügelung, des Glücks
und der Befreiung, doch in Wahrheit hat
niemand außer dir selbst eine Ahnung, wie das
Zeug wirklich bei dir wirkt. Von allen Seiten
schreit es: Rauch das Gras! Kiffen ist cool!
Highsein ist geil! Kauf das Gras, dreh die Tüten
und flutsch den Kopf!
«Sag mal, Amon, Mam behauptet, du kiffst so
viel?»
Meine Schwester Katharina ist am Telefon.
Meine Mutter hat sie wahrscheinlich darum
gebeten, mich anzurufen. Das macht sie in
letzter Zeit häufiger, wenn sie sich nicht zu
helfen weiß, weil ich mal wieder alles an mir
abprallen lasse.
Das Verhältnis zu meiner Mutter ist durch
meine ständige Übermüdung nicht gerade
besser geworden. Ich stoße sie oft vor den
Kopf, weil ich sie einfach aus dem Zimmer
werfe, wenn sie Anteil an meinem Leben
nehmen möchte oder sich Sorgen um mich
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macht. Wenigstens kümmert sich meine Mam
um mich. Zwischendurch reden wir auch mal
sehr nett miteinander. Jetzt hat sie bestimmt
Katharina gebeten: «Red du doch mal mit
ihm.» Die Gespräche mit meiner Schwester sind
wesentlich anstrengender, weil sie mir nicht so
schnell glaubt.
«Nö, geht so.»
«Wie viel kiffst du denn?»
«Och, nicht so viel.»
«Erzähl mir keinen Scheiß,
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