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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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Mitte der Tanzfläche, schnorre mir
    eine Zigarette und tanze so gut ich kann. Sehe
    ich richtig? Ist das dort oben am Geländer nicht
    der Rapper von Doppelkopf? Das muss er sein!
    Zuerst freue ich mich, schließlich höre ich
    momentan jeden Tag seine Platte. Dann kommt
    mir dieser Zufall doch seltsam vor. Die haben
    das gewusst.
    Zum ersten Mal in meinem Leben drehe ich
    richtig durch. Ich gehe nach oben und suche
    Silke. Sie ist weg. Ich fühle mich verlassen. Das
    hier ist doch keine normale Party! Die
    Menschen scheinen mich alle zu beobachten,
    als wäre ich ihr Versuchskaninchen. Ich
    betrachte die Wände mit den Fotos, drehe mich
    hektisch um und stoße mit einem der Gäste
    zusammen. Diese Person – ist sie real? – fängt
    an, mir Fragen zu stellen. Ob ich lieber ein
    Feuerwehrmann oder ein Polizist werden will?
    Ich fühle, dass das eine der wichtigsten
    Entscheidungen meines Lebens ist.
    - 221 -

    Feuerwehrmann oder Polizist? Feuerwehrmann
    oder Polizist? Die Feuerwehrmänner haben die
    ganzen Hippiebilder an der Wand gemalt, und
    die Polizisten sind für den Hip-Hop- und DJ-
    Kram im anderen Raum des Bootes zuständig.
    Ich muss mich entscheiden, zu welcher Fraktion
    ich gehören möchte.
    Auf einmal ist alles möglich, wenn ich nur
    daran glaube. Das Schiff erinnert mich an das
    U-Boot, das in Illuminatus beschrieben wird.
    Das hier ist keine normale Party, sondern ein
    Geheimtreffen eines verrückten Hip-Hop- und
    Hippiebundes. Der Mann, der mir die Frage
    nach den Polizisten und Feuerwehrmännern
    gestellt hat, will, dass wir uns in einer halben
    Stunde wieder an dem gleichen Platz treffen
    und ich ihm meine Entscheidung mitteile.
    Ich renne raus in den Regen. Von allen
    Seiten höre ich Stimmen, die aussprechen, was
    ich denke und fühle. Sie kontrollieren mich mit
    ihren Worten. Unentwegt höre ich sie in
    meinem Kopf reden. Ich stehe unter einer
    großen Plane mit zwei Typen, die einen Joint
    bauen. Ich hasse die beiden sofort. Sie gehören
    auch zu denen, die sich gegen mich
    verschworen haben. Ich gehe zu ihnen und
    fordere provokant eine Zigarette. So leicht
    schüchtern die mich nicht ein. Sie geben mir
    eine. Da kommen Silkes Freunde über die
    Schiffspritsche. Ich renne auf sie zu und stelle
    mich ihnen in den Weg.
    - 222 -

    «Ey Mann, was sollte das bitteschön gerade
    da drin?»
    «Hä? Was meinst du denn? Ist doch ’ne coole
    Party, oder?»
    Wollen die mich verarschen?
    «Lügt mich nicht an, ihr wisst ganz genau,
    was hier läuft!», schreie ich sie hysterisch an.
    Die Jungs gehen einfach an mir vorbei und
    lassen mich vor der Planke stehen. Das können
    die doch nicht machen! Mit mir nicht!
    «Reg dich ab», sagt einer von ihnen im
    Vorbeigehen.
    Tränen steigen in mir hoch. Weinend stehe
    ich im Regen. Verzweifelt. Wo ist Silke? Mir ist
    kalt, ich werde nass bis auf die Haut.
    Schließlich gehe ich wieder rein. Ich muss ja
    auch noch dem Typen sagen, zu wem ich jetzt
    gehören will. Er ist nicht da. Um mich zu
    beruhigen, rauche ich einen großen Joint.
    Auf einmal sehe ich, dass eine Reihe von
    Rappern auf die Party kommt, von denen ich
    Platten zu Hause habe. Jetzt drehe ich richtig
    durch, renne hektisch durch die Menge. Ich
    muss versuchen, in das Herzstück dieses
    Schiffes vorzudringen. Es ist wie bei einem
    Kriegseinsatz. Adrenalin schießt in meinen
    Kopf. Angstschweiß. Ich renne auf die Tür
    neben der Bar zu, mache sie schnell auf und
    schlüpfe in den Flur. Die haben mich bestimmt
    gesehen, also sind sie gleich hier. Ich muss
    jetzt überlegt und schnell handeln. Zu meiner
    - 223 -

    Rechten befindet sich eine Tür neben der
    anderen. Welches ist die richtige? Weswegen
    bin ich überhaupt hier? Ich habe keine Zeit
    nachzudenken, muss mich schnell entscheiden,
    denn sie werden gleich da sein. Ich öffne die
    vierte Tür und komme in eine kleine Kajüte, in
    der zwei Männer in Unterhosen auf einem
    Hochbett einen Joint rauchen. Sie schreien mich
    an, dass ich sofort das Zimmer verlassen soll.
    Ich stürme raus und setze mich wieder in den
    Hippie-Feuerwehrmannraum. Die beiden Typen
    aus der Kajüte tauchen auch dort auf. Sie reden
    mit einem Furcht einflößenden Kerl,
    wahrscheinlich der Rausschmeißer. Er schaut
    sich suchend um.
    In diesem Moment betritt ein Mann mit
    einem Megaphon die Tanzfläche. Vordergründig
    redet er vom Ende der Party und dass alle
    gehen sollen – aber ich weiß, dass er nur mich
    meint. Die wollen testen, ob ich
    Durchhaltevermögen habe!

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