Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
Vom Netzwerk:
noch zu, wenn ich
    morgens in der ersten Stunde müde im
    Unterricht sitze. Ab und zu spricht mich dann
    einer von den Jungs an:
    «Na, Amon, du Superkiffer, wieder mal einen
    Kopf nach dem anderen durchgezogen gestern,
    was?»
    Genauer fragt jedoch keiner nach. Vielleicht,
    weil alle viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt
    sind. Vielleicht, weil sie selbst kiffen und in
    ihrem Konsum nichts Schlimmes finden. Dass
    sich mein Konsum von ihrem inzwischen
    unterscheidet, sehen sie nicht.
    Mir dämmert, dass ich das Kiffen benutze,
    um aus der Welt wegzurennen. Ich renne auch
    - 207 -

    vor Silke weg, denn obwohl ich sie liebe, wage
    ich nicht, sie es wirklich spüren zu lassen. Nur
    in meinen Raptexten gestehe ich ihr meine
    Liebe.
    Für Silke
    Es gibt Menschen die besondere Gaben in sich
    tragen/ die es möglich machen das
    Unaussprechliche zu sagen/ doch wer bist du
    und wer bin ich in diesem Spiel/ während die
    Verbindung weiter reicht als nur von Hamburg
    bis ins Ziel/ wer kann schon sagen was unter
    der Fassade in einem Menschen steckt/ bei
    einem gehen die Lichter aus der andere wird
    geweckt/ doch die meisten suchen eh nur
    neues Land in Teufels Welten/ unser Schicksal
    ist die Pizza die wir nie bestellten/ und es gibt
    keine Fragen deren Antwort nicht längst
    existiert/ ein blauer Planet wurde mit bunten
    Blumen verziert/ und ich sitz dort zu Hause
    oder im Park auf dem Rasen/ fülle die Leere des
    Lebens mit kopierten hohlen Phrasen/ suche
    meine Liebe aber finde immer nur mein eigenes
    Ich/ Realität macht betrunken und in Wahrheit
    wollte ich immer nur dich/ will mich mit dir in
    türkise Wasser stürzen/ will mit dir die Zeit bis
    zum nächsten Kuss verkürzen/ will dich lieben
    und ehren bis dass der Tod sich schneidet/ will
    Worte für dich finden um die mich jeder Mensch
    beneidet/ und so werde ich’s nie vergessen wie
    - 208 -

    ich dich damals plötzlich sah/ sofort war ich
    ergriffen wie ein Moslem von Allah/ meine
    Religion hatte ich gefunden deine Augen waren
    klar/ und dein Platz in meinem Kopf ist seither
    nicht austauschbar/ so wie der der wahren
    Wunder die ich bisher gesehen habe/ deine
    Einzigartigkeit ist wie die einer unbenannten
    Farbe/ und ich halte es für eine Art von
    Gottesgabe/ dass du mit mir auf dieser Erde
    lebst und wandelst/ mit mir redest und tanzt
    und so handelst wie du handelst/ Mann ich
    könnte dir das alles hier nie so einfach sagen/
    aus lauter Angst die Antwort würde mich
    erschlagen/ wie 23 harte Tritte in den Magen/
    ich glaub ich würd es nicht ertragen nur ein
    guter Freund für dich zu bleiben/ denn ich
    schau in dich hinein wie durch frisch polierte
    Scheiben/ was in mir lebt will eigentlich nur
    leben/ die alte Norm zerstören und dir nur das
    Schönste geben/ und ja vielleicht, vielleicht ist
    alles nur von einem Schmetterling der Traum/
    doch solange er dich weiterträumt kümmert
    mich das kaum/ und ich will dich nicht erobern
    oder mit diesen Worten hier begeistern/ ich will
    nur dass du weißt wir beide würden das schon
    meistern/ und wer weiß wie viele Typen schon
    Texte für dich schrieben/ wer weiß wie sehr
    dich die anderen wirklich lieben/ ich selbst seh
    nun immer nur uns beide/ wir reden und malen
    uns unsere Welt aus bunter Kreide/ die genau
    so war wie wir es gerne hätten/ klar du merkst
    - 209 -

    ich bin nicht mehr zu retten/ auch positives
    Denken hilft bei so was meistens nur bedingt/
    denn wirklich glücklich bin ich nur wenn dein
    Lachen laut erklingt/ denn es ist wie erstes
    Licht nach hunderttausend dunklen Jahren/ und
    es hat mehr Wert als alles Geld was Menschen
    auf der Welt bewahren/ so ist es nun einmal ich
    liebe nur dich…
    Kiffen ist für mich eine Flucht aus der Realität.
    Ich kiffe, um mich in eine andere Welt ohne
    Verpflichtungen hineinzusteigern. In meiner
    Phantasie ist mein Leben ein breiter, schöner
    Film, und ich tue alles, wonach mir gerade ist.
    In Wirklichkeit fällt es mir zunehmend
    schwerer, mich aus dem Bett zu hieven und
    den Tag zu überstehen.
    Ich bin immer wieder vollkommen
    zugedröhnt, wenn ich nachts die Nadel auf das
    Vinyl setze und mich zum hundertsten Mal dem
    konzentrierten, starken Rauch ausliefere. Kein
    Ende in Sicht. Ich fühle mich wie Ferris MC, der
    kiffende Grasjunkie und Rapper auf meiner
    Platte. Wie er trage auch ich Stolz und
    Selbstmitleid in der Brust. Es frustriert mich,
    von der Droge abhängig zu sein und nichts
    dagegen tun zu können, außer weiter zu kiffen.
    Andererseits

Weitere Kostenlose Bücher