Brenda Joyce
sie so angespannt gewesen. Ihr Kopf
schmerzte.
Aber ehe
Blair ihr Fragen stellen konnte, begann sie einen langen und begeisterten
Monolog über die italienische Oper, die sie gleich sehen würden. Sie kannte
Blair gut genug, um sich zu sorgen, dass er ihre schlechte Stimmung bemerken
könnte. Sie konnte sie auch nicht leugnen. Alexi war wieder zu Hause, und er
hatte nichts als Kummer in ihr Leben gebracht.
Sie hatte
sich noch nie so traurig und verwundbar gefühlt.
In der
vergangenen Nacht hatte sie kaum geschlafen, nachdem Alexi aus dem Zimmer
gestürmt war. Sie hatte an nichts anderes mehr denken können als an den
Streit, und sie war erst weit nach Tagesanbruch eingeschlafen. Sie konnte kaum
glauben, wie schrecklich ihr Verhältnis geworden war und wie kühl und gleichgültig
Alexi war. Sie konnte nicht hinnehmen, dass er ihre Bitte ablehnte. Doch
eigentlich war er gar nicht gleichgültig, oder? Nie würde sie die erotische
Anspannung vergessen, die während ihres Wortwechsels geherrscht hatte.
Sie
erinnerte sich an die Glut in seinem Blick und an die Forderung, sie sollte
ihn in ihr Bett einladen. Bei dem Gedanken schlug ihr Herz schneller. Falls sie
tatsächlich ihren Ehemann begehrte, so war sie entschlossen, das zu leugnen.
Beinahe
hätte sie Blair eine Nachricht geschickt und die Verabredung abgesagt. Eine
leise Stimme in ihrem Kopf hatte ihr gesagt, dass es vielleicht nicht das
Klügste wäre, ihn jetzt zu treffen. Aber das Wissen, dass Alexi vielleicht
schadenfroh sein könnte, wenn sie wegen ihres Streits zu Hause bliebe, hatte
sie veranlasst, die Verabredung aufrechtzuhalten. Ebenso wie die Tatsache, dass
er sich geweigert hatte, in Bezug auf seine Affären Diskretion zu wahren.
Außerdem mochte sie die Oper, und sie mochte Blair. Sie war nicht sicher, ob
sie eine weitere einsame Nacht allein in dem Haus überstehen würde, mit nichts
als ihren traurigen Gedanken als Gesellschaft, während er ausging mit seinen
verschiedenen Geliebten, der Liebling der Gesellschaft.
»Sind Sie
sicher, dass es Ihnen gut geht?«, fragte Blair ruhig, die Hand an ihrem Ellenbogen.
Seine Stimme klang besorgt.
Das war
schon das zweite Mal, dass er sie fragte, ob sie sich wohlfühlte. Sie lächelte
ihn noch einmal an. Er war nicht mehr nur ihr Begleiter und angeblicher
Liebhaber – er stand im Begriff, ein Freund zu werden. »Ich habe ein wenig
Migräne. Es tut mir leid, Blair. Ich weiß, ich sehe nicht gut aus.«
»Sie sind
ganz ohne Frage immer die schönste Frau im Saal«, erklärte er. »Wann geben
Sie endlich zu, dass dieser plötzliche Umzug Sie angestrengt hat?« Sein
Blick war prüfend.
Sie
erstarrte. »Es ist nie leicht umzuziehen.«
»Nein, das
stimmt.« Seine Stimme entbehrte jeden Ausdrucks. »Ich bin selten
überrascht, aber Sie haben nie erzählt, dass Ihr Mann Eigentümer von Oxford
Mansion ist. Ich könnte daraus schließen, dass Sie nicht wussten, dass er das
Haus gekauft hat und dass die Entscheidung umzuziehen sehr spontan kam.«
Sie holte
tief Luft. Sie wollte Blair nicht belügen. »Es muss mir entfallen sein, es zu
erwähnen«, sagte sie und drehte sich um, um sich die Leute anzusehen. Es
überraschte sie, Ariella und ihren Ehemann zu entdecken, aber sie war
erleichtert, damit ein neues Gesprächsthema gefunden zu haben. »Ariella ist
hier, mit St. Xavier.« Es freute sie, die Freundin zu sehen. Nie zuvor
hatte sie sie dringender gebraucht. Ariella hatte schon am Nachmittag bei ihr
vorgesprochen, aber Matilda hatte sie abweisen müssen, da Elysse vor
Erschöpfung eingeschlafen war.
»Ah ja,
Ihre Schwägerin«, meinte Blair und fügte dann hinzu: »Und ich glaube, das
da ist Ihr Mann, der bei den beiden ist.«
Elysse
erstarrte. Alexi stand bei St. Xavier, unerträglich gut aussehend in seinem
Frack, und plauderte lässig mit einer dunkelhaarigen Frau. Sie konnte es kaum
fassen. Was machte er hier? War er
absichtlich hierhergekommen, um sie zu ärgern? Sie hatte ihn gebeten, sie zu
begleiten, wenn sie ausging – und nicht allein bei einem Anlass zu erscheinen,
an dem auch sie teilnahm. Sie wünschte ihn jetzt nicht zu sehen. Er würde
explodieren, wenn er Blair bemerkte. Und er sah nicht aus, als hätte er eine
schlaflose Nacht hinter sich. Sein Lächeln wirkte offen, seine Stimmung schien
gut zu sein. Offenbar hatte ihr Streit ihm gar nichts bedeutet!
Die Wirkung
seiner Gegenwart traf sie unerwartet. Sie war mit Blair zusammen, nicht mit
ihrem Mann. Begleitete Alexi eine andere Frau? Sie
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