Brenda Joyce
von Nervosität, und ihre Augen blickten
besorgt drein.
Francesca
lächelte herzlich und blieb vor ihr stehen. »Aber ganz und gar nicht«,
erwiderte sie höflich. »Kennen wir uns?«
»Nein,
nicht persönlich, aber ein Junge hat mir kürzlich das hier gegeben.« Mrs Stuart
reichte Francesca eine Karte, die sie sofort erkannte. Sie hatte die
Visitenkarten nach dem erfolgreichen Abschluss des Burton-Falles bei Tiffany's
drucken lassen. Darauf stand zu lesen:
Francesca Cahill
Kriminalistin aus Leidenschaft
810 Fifth Avenue, New York City
Akzeptiere alle Fälle.
Kein Verbrechen zu geringfügig.
»Wahrscheinlich war es mein Gehilfe, Joel Kennedy, der Ihnen die Karte
überreicht hat«, sinnierte Francesca erfreut. Sie hatte dem Jungen kürzlich die
Aufgabe übertragen, Aufträge für sie an Land zu ziehen. Sie blickte Mrs Stuart
an. Ob die Dame möglicherweise eine potenzielle Klientin war? Francescas Herz
begann erwartungsvoll zu pochen.
»Ich kenne
den Namen des Jungen nicht; ich weiß nur, dass ich
Angst habe und niemanden, an den ich mich wenden kann!«, rief Mrs Stuart mit
weit geöffneten Augen. Francesca sah, dass sie grün waren und sehr
ausdrucksvoll. Sie kam zu dem Schluss, dass Mrs Stuart zu jenen Frauen zählte,
die eine versteckte Schönheit besaßen, die man nicht sofort bemerkte. Als
Francesca bemerkte, dass ihre Besucherin den Tränen nahe war, ergriff sie den
Arm der Frau. »Nehmen Sie doch wieder Platz, Mrs Stuart. Ich bin sicher, dass
ich Ihnen helfen kann«, sagte sie. »Egal, wie Ihr Problem auch aussehen mag.«
Nun bestand kein Zweifel mehr – Mrs Stuart war gekommen, um ihre Hilfe zu
erbitten. Dies wäre ihr zweiter offizieller Fall!
Die Frau
kramte ein Taschentuch aus ihrer samtenen Handtasche. Sie war jägergrün, wie
die Bordüre an ihrem eleganten Kostüm. »Bitte nennen Sie mich Lydia«, sagte
sie, während sie mit dem Taschentuch ihre Augen abtupfte. »Ich habe den Artikel
in der heutigen Ausgabe der Sun über Sie gelesen, Miss Cahill. Sie sind
eine Heldin, und als mir klar wurde, dass Sie die Frau auf dieser Visitenkarte
sind, da wusste ich, dass ich mich an Sie wenden muss.«
»Ich würde
mich nicht als Heldin bezeichnen, Lydia«, erwiderte Francesca, die ihre
Aufregung kaum im Zaum zu halten vermochte. »Entschuldigen Sie mich bitte für
einen Moment.« Sie eilte zur Salontür und schloss sie, damit niemand ihre
Unterhaltung zufällig mit anhören konnte. Ihr Entschluss, die Arbeit als
Privatdetektivin für eine Weile ruhen zu lassen, war vergessen. Genauso wie ihr
Vorhaben, sich wieder intensiver um ihr Studium zu kümmern. Sie eilte zu ihrem
Gast – ihrer Klientin – zurück. Welches Problem mochte die Frau wohl
haben? Ob sie wirklich ihre erste zahlende
Klientin sein würde? In der Vergangenheit hatte Francesca ihre Dienste
kostenlos angeboten. Eine zahlende Klientin würde sie zu einer echten
Detektivin machen.
Lydia
brachte ein Lächeln zustande und reichte Francesca einen kleinen Zettel, auf
dem der Name Rebecca Hopper und eine Adresse stand: 40 East 30th Street.
»Was hat es
mit dieser Frau auf sich?«, fragte Francesca. Plötzlich erfüllte sich Lydias
Gesichtsausdruck mit Abscheu. »Mrs Hopper ist Witwe, und ich glaube, dass mein
Mann eine Affäre mit ihr hat. Ich muss die Wahrheit wissen.« Francesca starrte
sie an.
»Und
zweifellos ist er heute Abend bei ihr, da er mir gesagt hat, dass er lange
arbeiten muss und zum Essen nicht zu Hause sein wird«, fügte Lydia hinzu.
Mrs Hoppers Haus stand auf einem Eckgrundstück. Bis auf ein
Fenster im oberen Stockwerk – wahrscheinlich das eines Schlafraums – waren alle
Fenster dunkel. Es war schon einige Jahre her, dass Francesca zuletzt auf einen
Baum geklettert war, und nun bedauerte sie, dass sie nicht zunächst ins Stadtzentrum
gefahren war, um Joel aufzuspüren, damit er diese Aufgabe für sie erledigte.
Ihm wäre das Klettern sicher leichter gefallen – ganz besonders, da er sich
nicht mit irgendwelchen hinderlichen Röcken hätte herumschlagen müssen.
Schnaufend und keuchend suchte Francesca mit den Füßen Halt in dem riesigen
Baum. Ihre Hände, mit denen sie den Stamm umklammerte, waren eiskalt, da sie
ihre Handschuhe ausgezogen hatte.
Nachdem Lydia gegangen war,
hatte Francesca beschlossen, den Fall direkt in Angriff zu nehmen. Jetzt war es
neun Uhr abends, und Francesca hoffte, dass
sie von dem hohen Baum aus in der Lage sein würde, die beiden Liebenden durch
das Fenster zu beobachten. Wenn Lydia Recht
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