Brenda Joyce
reichsten und erfolgreichsten
Geschäftsmänner der Stadt, ein weltberühmter Kunstsammler, ein Mann, der bei
null angefangen hatte, um beinahe alles zu erreichen.
Er lächelte sie an. Aber es war ein starres Lächeln und seine
Augen blickten kühl.
Francesca atmete erneut tief durch. Er stand nur wenige Zentimeter
von ihr entfernt, und sie erinnerte sich an jeden einzelnen Moment, den er sie
in seinen kräftigen Armen gehalten hatte. Und weitere Bilder aus der
Vergangenheit drängten sich in ihr Bewusstsein: ihre erste Begegnung mit ihm in
Rick Braggs Büro, bei der sie ihn als eine düstere, beunruhigende und
rätselhafte Gestalt wahrgenommen hatte, die überaus großzügige Spende für eine
ihrer Gesellschaften, die er ihr im Restaurant des Plaza überreicht hatte, als
er für kurze Zeit ihrer Schwester den Hof gemacht hatte, ihr erster Schluck
Scotch, den sie gemeinsam mit ihm getrunken hatte. Sie war eine Närrin
gewesen, vor ihm wegzulaufen! Dieser Mann hatte etwas an sich, das sie nicht
in Worte zu fassen vermochte – er war einfach anders, einzigartig. In seiner
Gegenwart war all ihre Vernunft augenblicklich dahin, und ihr Körper schmolz
wie Wachs. Aber sie schuldete ihm eine Erklärung und eine Entschuldigung –
falls er überhaupt willens war, sie anzuhören.
»Und wann wolltest du mich wissen lassen, dass du wieder zurück
bist?«, fragte er finster.
Sie öffnete den Mund, um ihm zu versichern,
sie habe keine andere Wahl gehabt, habe einer alten Freundin beistehen müssen,
sie sei gar nicht weggelaufen und erst heute wieder zurückgekehrt – doch die
Worte kamen ihr nicht über die Lippen. Sie hatte Hart bisher nur ein einziges
Mal angelogen – als sie vor ihrer Abreise die Zeilen geschrieben hatte –, und
sie beabsichtigte, es nicht wieder zu tun. »Ich wusste, dass du heute Abend
hier sein würdest. Es tut mir leid«, fügte sie hilflos hinzu und hörte selbst,
wie zittrig ihre Stimme klang.
Wenn sie doch nur richtig atmen und einen
klaren Gedanken fassen könnte. Wenn sie doch nur wüsste, was sie so plötzlich
dazu getrieben hatte, aus der Stadt zu flüchten.
Eine Weile lang blickten sie einander wortlos
in die Augen. Schließlich sagte er grimmig: »Du provozierst mich, wie es noch
keine Frau vor dir getan hat.«
Sie flüsterte hilflos: »Das war nicht meine
Absicht.«
Wieder starrten sie sich schweigend an, und dann packte er sie am
Handgelenk und hielt ihre linke Hand in die Höhe. Sie blickten beide auf ihren
Ringfinger, den weder unter dem Handschuh noch darüber ein Ring schmückte.
Francesca hätte ihre Hand am liebsten weggezogen, doch ihre
Muskeln versagten ihr den Dienst. Ihr war klar, dass sie ihm eine Erklärung
schuldete, warum sie seinen Ring nicht trug und aus welchem Grund sie die Stadt
wirklich verlassen hatte. Jetzt wäre der passende Augenblick dafür. Aber das
Blut rauschte in ihren Ohren, und in ihrem Kopf ging alles durcheinander. Was
sollte sie nur tun?
»So sieht also deine Entscheidung aus«, sagte er knapp und ließ
ihren Arm los.
Francesca schnappte überrascht nach Luft,
begegnete erschrocken seinem hitzigen Blick. Schlagartig wurde ihr bewusst,
dass er annahm, sie wolle ihre Verlobung lösen – was doch gar nicht ihre Absicht
war. Sie hatte diese Möglichkeit natürlich in den letzten vier Wochen in
Erwägung gezogen, aber die bloße Vorstellung war ihr unerträglich. Sie wusste
einfach nicht, was sie tun sollte, aber bevor sie überhaupt in der Lage war zu
protestieren, hob er mit einer Hand ihr Kinn an. »Und wann wolltest du es mir
sagen? Oder hattest du vor, wegzulaufen und dich zu verstecken wie ein kleines
Kind?«, fragte er. »Du kannst dich nicht vor mir verstecken. Hast du deinen
Aufenthalt im Monument Inn genossen, mein Schatz?«
Sie starrte ihn mit offenem Mund an. »Woher wusstest du, wo ich
war?«
»Ich habe es mir zur Regel gemacht, immer bestens informiert zu
sein. Mit Geld kann man alles kaufen, Francesca.«
»Das stimmt nicht«, widersprach sie mit zitternder Stimme. »Mit
Geld kann man keine Loyalität und auch keine Liebe kaufen.« Nur ein einziger
Mensch hatte gewusst, wo sie sich aufhielt: ihre Freundin Sarah Channing.
Offenbar hatte Hart ihr diese Information irgendwie entlockt.
Er stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Und ob man das kann.«
Sie hatte wieder einmal das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Er
schien ebenso atemlos wie sie, und seine Hände zitterten verdächtig. »Du denkst
doch nicht wirklich, was du da sagst,
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