Brenda Joyce
Calder.«
»Ach nein?«, entgegnete er ungläubig. »Dann verrate mir doch, was
ich denke, Francesca!«
Es machte sie immer nervös, wenn er wütend wurde. Sie atmete tief
durch, um sich zu sammeln und Mut zu schöpfen. »Ich mag gedankenlos gehandelt
haben, aber ich wollte dir damit nicht wehtun«, begann sie, ängstlich darauf bedacht,
die richtigen Worte zu finden.
Er runzelte die Stirn und lachte. »Keine Sorge, die Gefahr besteht
nicht, Francesca. Glaubst du wirklich, meine Gefühle seien so leicht zu
verletzen?«
Natürlich nicht. Dieser Mann war ein Fels in der Brandung, niemand
vermochte seine wahren Gefühle zu erreichen. Sie versteifte sich. »Dann tut es
mir leid, dass ich dir Unannehmlichkeiten bereitet habe.«
Sein Blick verfinsterte sich. »Du hast mir
auch keine Unannehmlichkeiten bereitet«, versetzte er düster. »Du hast deinen
eigenen Kopf, bist eine ausgesprochen unabhängige Frau, und wenn du den Wunsch
hegst, zu reisen, dann ist das dein gutes Recht.« Unvermittelt packte er noch
einmal ihr linkes Handgelenk und hielt ihre Hand hoch. »Wann wolltest du es
mir sagen?«
Er gab ihr keine Gelegenheit, darauf zu antworten. »Ich dachte,
zwischen uns sei mehr als nur eine flüchtige Anziehung. Ich weiß, dass
da mehr ist. Wir sind Freunde, oder hast du das etwa vergessen? Hat dir deine
Furcht – oder Rick – derart das Hirn vernebelt, dass du vergessen hast, warum
wir einander so zugetan sind? Dass wir Freundschaft geschlossen haben und dass
wir, was auch immer geschehen mag, als Freunde auseinandergehen werden?«
Verzweiflung stieg in ihr auf. »Natürlich sind wir Freunde«,
flüsterte sie. »Ich könnte es nicht ertragen, jemals deine Freundschaft zu
verlieren, Calder. Sprich doch nicht vom Auseinandergehen!«
Er stutzte, sein Gesichtsausdruck veränderte sich, er schien
beinahe erstaunt.
Francesca schluckte, suchte nach den richtigen Worten. »Ich bin
fortgegangen, weil ich Zeit zum Nachdenken brauchte. Es war nicht leicht. Es
ging alles so schnell. Ich...« Sie verstummte.
»Was denn? So sprich doch weiter«, forderte er
sie auf. »Eine Ehe ist für immer. Ich möchte keinen Fehler begehen.«
»Und mich zu heiraten wäre ein Fehler?«, fragte er leise. »Das
habe ich nicht gesagt!«, rief sie. »Hör auf, mir Worte in den Mund zu legen!«
»Was willst du denn damit sagen, meine Liebe?
Und rede jetzt bitte nicht wieder unzusammenhängendes Zeug!«
Aber genau diese Gefahr bestand, denn in ihrem
Kopf drehte sich immer noch alles. Sie wusste nur, dass sie diesen Mann
einfach nicht aufgeben konnte, und ihr Instinkt sagte ihr, dass sie ihn
verlieren würde, wenn sie jetzt ihre Verlobung löste. Wenn sie ihn abwies, wie
sollten sie dann noch Freunde bleiben – selbst wenn sie es sich noch so sehr
wünschte? Sie begegnete seinem finsteren, glühenden Blick und schenkte ihm ein
kleines Lächeln, das er nicht erwiderte. Er war mit einem Mal erschreckend
ernst.
Sie rang die Hände. »Mit deinem Wunsch, mich zu heiraten, hast du
das alles so schrecklich kompliziert gemacht. Ein Teil von mir wünscht sich,
alles könnte wieder so sein wie vor einem Monat!«
»Vor einem Monat war Ricks Frau noch nicht zurückgekehrt und du
hast die Leidenschaft, die du für mich empfindest, abgestritten. Arme
Francesca«, sagte er, aber der Spott in seiner Stimme klang halbherzig. »Hin- und hergerissen zwischen ordinärer Lust und wahrer Liebe.«
Sie begann zu zittern. »Das ist nicht fair«, protestierte sie.
»Wann geht es im Leben schon einmal fair zu? Und willst du etwa
abstreiten, dass es Rick ist, den du liebst? Ich dagegen bin lediglich der
Mann, mit dem du schlafen willst.« Er starrte sie an, wartete auf ihre Antwort,
und der Blick seiner Augen war hart wie Obsidian.
Er irrte sich – in gewisser Weise. Rick Bragg war nun einmal
unerreichbar geworden. Ja, sie hatte sich in Rick verliebt und er hätte einen
perfekten Ehemann abgegeben, aber seither war so viel geschehen. Und auch wenn
sie zugeben musste, dass sie sich sehnlichst wünschte, mit Calder Hart das Bett
zu teilen, war da doch so viel mehr als nur Lust: Sie verband eine tiefe
Freundschaft. Aber ob sie wirklich heiraten sollten? Er hatte ihre Beziehung
durch seinen Antrag so sehr verkompliziert – und sie hatte ihn überstürzt
angenommen, ohne wirklich darüber nachzudenken. Aber ein Monat reiflicher
Überlegung hatte sie auch zu keiner wirklichen Lösung geführt – sie fürchtete
sich davor, Calder Hart zu verlieren, aber sie
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