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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 04 - Gefahren der Liebe
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Nachthemd an – ein feines, eng
anliegendes Kleidungsstück, das nur von zwei schmalen Trägern aus Spitze
gehalten wurde. Der tiefe Ausschnitt und der Saum waren ebenfalls mit Spitze
abgesetzt. In der Mitte des Ausschnitts zierte eine kleine Rosenknospe den
verführerisch zarten Stoff.
    Inzwischen klapperten ihr die Zähne. Hier im Abteil war es bestimmt
auch nicht wärmer als minus fünfzehn Grad, sagte sie sich – es fiel ihr
leichter, über dieses Thema nachzudenken als über das, was sie vorhatte ... und
was geschehen würde oder auch nicht. Sie zog sich den Morgenrock über und band
den Gürtel fest zu. Gleich darauf wurde ihr klar, dass das die Sache nicht eben
besser machte, und sie lockerte den Gürtel wieder.
    Sie zögerte, dann löste sie ihr Haar und schüttelte den Kopf, sodass
es in goldenen Wellen über die Schultern bis zur Mitte des Rückens fiel.
    Rouge.
    Sie kramte erneut in ihrer Tasche, fand das Töpfchen und betupfte
leicht ihre Lippen und Wangen. Ihre Gefühle verwirrten sich immer mehr – sie
wusste nur, dass sie jetzt nicht umkehren konnte. Es war, als würde sie dann
nie wieder auf diesen Weg zurückfinden.
    Mit einem kleinen Handspiegel aus ihrer Reisetasche überprüfte sie
ihr Aussehen. Sie starrte ihr Spiegelbild an – die Augen waren geweitet vor
Anspannung, furchtsamer Erwartung, ja vielleicht sogar Angst.
    Was gab es zu befürchten?
    Bragg war ihr vom Schicksal zugedacht.
    Francesca ließ den Spiegel sinken und zögerte. Ihre Bekleidung
verbarg nichts. Jede Rundung ihres Körpers war gut sichtbar, die Form ihrer
Brüste zeichnete sich durch den hauchzarten Stoff ab, ihre Brustwarzen, ihre
Rippen, ihr Nabel, ihr Geschlecht. Sie vermochte kaum zu atmen. Konnte sie das
wirklich tun?
    Ich werfe mich einem Mann an den Hals, dachte
sie mit plötzlicher Bitterkeit.
    Einem verheirateten Mann.
    Sie war schon im Begriff, sich wieder auf der Bettkante niederzulassen,
als ihr im letzten Moment einfiel, dass sie sich bereits zweimal den Kopf
gestoßen hatte. Also stützte sie sich stattdessen mit einer Hand an der Wand
ab. Sie liebte Bragg doch nun einmal. Und er liebte sie. Er verabscheute seine
Frau und lebte seit vier Jahren von ihr getrennt.
    Doch all das beruhigte Francesca nicht. Noch immer fiel ihr das
Atmen schwer.
    Tu
es einfach, dachte sie.
    Aber was,
wenn damit nicht all ihre Probleme gelöst wären?
    Selbst
wenn Sie seine Geliebte werden, wird daraus nichts als Verderben entstehen,
Schuld und Scham.
    Fürchten Sie etwa, dass Ihr eigenes
Lügengebäude vor Ihren Augen zusammenbricht?
    Francesca wehrte sich gegen die Angst, die Harts schreckliche
Worte in ihr weckten. Entschlossen schob sie ihre Abteiltür gerade weit genug
auf, dass sie hinausspähen konnte, um sich zu vergewissern, dass der Gang leer
war. Als sie niemanden erblickte, trat sie hinaus und klopfte an seine Tür.
»Bragg!«, rief sie, nun buchstäblich verzweifelt.
    Keine Antwort.
    Sie klopfte erneut. »Bragg! Ich habe mich aus meinem Abteil
ausgesperrt!«
    Es verging ein Moment, in dem sie sich fragte, ob er sie mit Absicht
hartnäckig überhörte oder womöglich bereits tief und fest schlief. Doch dann
glitt seine Abteiltür zur Seite. »Warum rufen Sie nicht den ...«, setzte er an,
dann verstummte er.
    Sein Blick fiel auf ihre Brüste, ihre Hüften, ihre Schenkel und
das Dreieck dazwischen.
    Francesca brachte ein Lächeln
zustande und schob sich rasch an ihm vorbei in das Abteil. Sie zitterte nun am
ganzen Körper.
    Er wandte sich langsam um.
»Ihre Abteiltür ist offen, Francesca«, stellte er ruhig fest.
    »Das war nur ein Vorwand. Ich kann nicht schlafen«, erklärte sie
hastig. O Gott, was tat sie hier nur? Nun, dann klammern Sie sich doch an
Ihr verdammtes Märchen! Aber es wird kein glückliches Ende geben, Francesca. Und
mit diesen Worten kam ihr Harts Bild in den Sinn, dunkel, eindringlich und
zornig.
    Sie wollte
jetzt nicht an ihn denken! Nicht jetzt!
    »Sie können nicht hier bleiben«, erklärte Bragg, ohne sich von der
Stelle zu rühren.
    Sie begegnete seinem Blick und wurde ruhig. Die Angst und die
Panik verflogen. Die Stimmen in ihrem Kopf verstummten. Zugleich erwachte
etwas anderes zum Leben, tief in ihr, und augenblicklich war ihr klar, was es
war.
    Sie war allein in einem winzigen Schlafwagenabteil mit einem
unwerfenden Mann, einem Mann, den sie liebte, und die Art, wie er sie nun
ansah, war unmöglich zu missdeuten. Das war es, was sie wollte – oder nicht?
    Francesca verstand sich selbst nicht.

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