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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 05 - Nacht der Angst
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hatte – und dabei war er doch ihr Verlobter. Es war nicht so, als sei er
ihr egal. Natürlich nicht. Immerhin sollte er ihr Ehemann werden – auch wenn
sie sich verzweifelt wünschte, unverheiratet zu bleiben. Und er war auch
durchaus nett. Er hatte sich ihr gegenüber immer höflich verhalten. Dabei
wusste Sarah, dass er sehr enttäuscht darüber war, sie zur Braut zu bekommen.
Was sie ihm nicht einmal verdenken konnte – sie war mager und unscheinbar
und völlig besessen von ihrer Malerei. Männer schenkten ihr niemals solche
Blicke wie die, mit denen sie ihre Cousine oder Francesca bedachten. »Es geht
mir gut, Mrs. Cahill«, murmelte sie.
    Bartolla fasste besitzergreifend ihren Arm.
»Sarah ist vollständig von diesem eigenartigen Fieberanfall, den sie erlitten
hat, genesen. Ich bin natürlich gespannt darauf, von der Polizei und Miss
Cahill zu erfahren, wer der Schurke war, der es gewagt hat, in unser Heim
einzudringen und Sarahs Atelier derart zu verwüsten. Sarah ist wirklich sehr
tapfer gewesen.«
    Sarah schenkte Bartolla ein kleines Lächeln.
Sie war ebenso darauf bedacht zu erfahren, wer ihr geliebtes Atelier zerstört
hatte, aber es wäre ihr lieber gewesen, wenn ihre Cousine kein Loblied auf sie
gesungen hätte. Tief in ihrem Inneren hegte sie immer noch ein Fünkchen
Hoffnung, irgendetwas oder irgendjemand möge ihrer Hochzeit in die Quere
kommen, so dass sie doch unverheiratet bleiben konnte.
    Aber sie wusste selbst, dass es töricht war,
so etwas zu hoffen.
    »Ja, Sarah ist sehr tapfer. Es ist wirklich schrecklich – erst
Sarahs Atelier und jetzt dieser Überfall auf meinen Sohn.« Julia war derart
aufgebracht, dass Sarah das seltsame Gefühl beschlich, sie wisse mehr, als sie
zugab.
    »Ich habe Ihren Sohn ein wenig näher kennengelernt«, bemerkte
Bartolla, als sie den Flur entlangschritten. »Es ist mir schlichtweg ein
Rätsel, wie er in eine Schankstubenschlägerei geraten konnte.« Die Gräfin
lächelte Julia an, schien sie jedoch mit ihrem Blick zu durchbohren.
    »Junge Männer sind nun einmal so«, murmelte Julia und wich
Bartollas Blick aus. Sie blieben vor Evans Tür stehen, die einen Spaltbreit
geöffnet war.
    Sarah stand hinter den beiden
Frauen, die ihr die Sicht verdeckten – sie selbst war gerade einmal einen Meter
zweiundfünfzig groß, Bartolla hingegen knapp einen Meter siebzig, und Julia
lag irgendwo zwischen den beiden. »Sieh einer an«, murmelte Bartolla. »Wer ist
denn das?«
    »Mrs. Kennedy weilt immer noch
bei uns«, erklärte Julia. »Sie ist ein wahrer Engel.«
    »Das sehe ich«, sagte Bartolla mit einem
eigenartigen Tonfall.
    Sarahs Neugierde war geweckt. Sie war keine Närrin – sie hatte
sehr wohl bemerkt, dass sich Evan und ihre Cousine zueinander hingezogen
fühlten. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätten die beiden ihren Segen. Sie
hatte sogar einmal die stille Hoffnung gehegt, dass sie möglicherweise zusammen
durchbrennen würden und sie dadurch ihre Freiheit behielte. Aber natürlich
würde keiner der beiden sie jemals auf eine solche Weise betrügen. Nun zwängte
sie sich zwischen den beiden größeren Frauen hindurch. Ein erstaunlicher
Anblick bot sich ihr:
    Mrs. Kennedy, die Näherin, die ein höchst extravagantes rotes
Ballkleid für Francesca geschneidert hatte, saß neben Evan auf der Bettkante.
Die beiden waren in eine ruhige und ungezwungene Unterhaltung vertieft, aber
die Szene hatte etwas so Intimes an sich, dass selbst Sarah im ersten Moment
stutzte. Es war beinahe so, als platze man bei zwei alten Freunden hinein, die
einander sehr zugetan waren – oder bei einem Ehemann und seiner Frau.
    Maggie lachte. Evan lächelte, aber er sah mit all den blauen
Flecken im Gesicht und der schwarzen Augenklappe dennoch furchtbar aus.
    »Evan? Deine Verlobte ist hier in Begleitung von Gräfin
Benevente«, verkündete Julia.
    Maggie sprang hastig auf. Sie wandte sich ihnen mit gesenktem
Blick und geröteten Wangen zu.
    »Hallo, Evan!«, rief Bartolla und rauschte ins Zimmer. Sie
ignorierte die Näherin, behandelte sie wie ein Möbelstück. »Wir haben gerade
erst von Ihrem schrecklichen Unfall erfahren und machen uns große Sorgen!«
    »Bartolla!« Evan setzte sich gerader hin, wirkte zunächst
überrascht, lächelte dann aber. Sarah verspürte fast so etwas wie Eifersucht,
als sie sah, wie sich die Blicke der beiden begegneten und ineinandersenkten.
Sie waren einander zweifellos sehr zugetan. Vielleicht war sie selbst diejenige,
die davonlaufen sollte.
    Die

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