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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 05 - Nacht der Angst
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mich um das Wohlergehen anderer zu bemühen.«
    Plötzlich war es ihr entsetzlich unangenehm,
sich so unhöflich benommen zu haben. »Es tut mir leid. Ich weiß auch nicht,
was in mich gefahren ist ...« Sie verstummte. Ihr war durchaus bewusst, warum
sie sich in seiner Gegenwart so unbehaglich fühlte. Sie war sich ziemlich sicher,
dass er ihren mageren Körper unbekleidet gesehen hatte, als sie fiebrig gewesen
war, und diese Vorstellung gefiel ihr ganz und gar nicht. Aber es war ihr zu
peinlich, ihn zu fragen, ob die vagen Erinnerungen daran, krank und nackt in
seinen Armen zu liegen, tatsächlich der Wirklichkeit entsprachen.
    »Wie geht es der Prellung?«, erkundigte er
sich.
    »Besser.« Sie wandte sich Evan und Bartolla zu. Die beiden hatten die Köpfe zusammengesteckt, und Evan
kicherte über irgendein Missgeschick, von dem ihm die Gräfin erzählte.
    »Er ist ein Narr«, stellte Rourke fest. »Im Grunde tut er mir
leid.«
    Sarah hatte keine Ahnung, was er damit meinte. Sie straffte die
Schultern. »Ich finde, er ist sehr nett und galant. Was man nicht von allen
Männern behaupten kann.« Sie warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
    Rourke lachte laut. »Ich bin nicht beleidigt«, versicherte er ihr,
noch immer kichernd. »Wissen Sie, erste Eindrücke können täuschen! Sie sind gar
keine schüchterne kleine Maus. Eines Tages wird Sie Ihre vorlaute Art noch
einmal in Schwierigkeiten bringen, Liebste.«
    Beleidigte er sie jetzt etwa? »Ich bin nicht Ihre Liebste«, fuhr
sie ihn an.
    »Das brauchen Sie mir nicht zu sagen!«,
versetzte er prompt.
    Die Erwiderung brachte sie für einen Moment
zum Schweigen. Sie musste zugeben, dass er ziemlich gut aussah – wenn man die
Gewohnheit hatte, Männer zu bewundern, was ihr fernlag. Aber dann gab sie auf.
Sie war nun einmal Künstlerin, und obwohl sie es vorzog, Frauen und Kinder zu
malen, besaß sie doch das Auge eines Künstlers und der Mann, der da vor ihr
stand, war einfach hinreißend. Er hatte außergewöhnlich hohe Wangenknochen –
das Erbe eines indianischen Vorfahren –, eine gerade, kräftige Nase, ein
Grübchen am Kinn, und wenn er lachte, zeigten sich auch auf seinen Wangen
Grübchen. Er war groß, ungefähr einen Meter achtzig, breit in den Schultern
und sehr schmal in den Hüften. Zweifellos machte er zu Hause in
Philadelphia irgendeiner Dame den Hof – was ihr nur recht war. Mehr als recht.
    Es war ein eigenartig tröstlicher Gedanke.
    »Sie ziehen mich mit Ihren großen, braunen Augen aus«, murmelte
er.
    Sie fuhr zusammen. »Ich muss doch sehr bitten!« Aber während sie
die Worte sprach, wurde ihr bewusst, dass sie in der Tat eine sehr persönliche
Bestandsaufnahme seiner schmalen Schenkel vorgenommen hatte, und sie spürte,
wie ihr das Blut in die Wangen schoss. »Ich habe nichts Derartiges getan!«
    »Was mich zu einer Frage bringt, die ich Ihnen gern stellen
würde«, sagte er mit fester Stimme.
    Sarah nickte. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als diese
Begegnung hinter sich zu bringen und endlich das Zimmer verlassen zu können.
    »Hart erwähnte mir gegenüber etwas von einem zwanglosen Essen am
Freitagabend. Vorher wollen wir noch die Eröffnung einer Galerie besuchen. Er
dachte, Sie hätten vielleicht Lust, sich uns anzuschließen«, sagte Rourke und
sein für gewöhnlich so lebhaftes Gesicht wirkte dabei recht ausdruckslos.
    Ihr Herz vollführte einen Sprung. Calder Hart war ein
weltberühmter Kunstsammler und hatte sie erst kürzlich damit beauftragt, ein
Porträt von Francesca Cahill zu malen. Dieser Auftrag würde ihr möglicherweise
ein gewisses Ansehen in der Welt der Kunst verschaffen. Sarah konnte sich
nichts Vergnüglicheres – oder Furchteinflößenderes – vorstellen, als einen
Abend in seiner Gesellschaft zu verbringen und über Kunst zu diskutieren. Ob er
ihr wohl irgendwann im Verlauf des Abends seine umfangreiche Kunstsammlung
zeigen würde? Sie hoffte es inständig. Sie öffnete den Mund, um Rourke zu
antworten, brachte aber kein Wort heraus. »Darf ich das als ein Ja deuten?«
    Sarah, die sich wie eine Närrin vorkam,
nickte. Endlich brachte sie die Worte doch zustande. »O ja. Ein Abend mit Mr.
Hart? Das möchte ich um nichts in der Welt versäumen!«
    Rourke antwortete mit einem eigentümlichen Ausdruck: »Wie schön,
dann werde ich Sie um fünf Uhr abholen.«
    »Was
unternehmen wir jetzt weiterhin wegen Miss Neville?«, fragte Francesca. Sie
waren auf der Tenth Street stehen geblieben, nicht weit von der Tür zur

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