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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 05 - Nacht der Angst
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als zuvor. Eigentlich wäre sie eine hübsche Frau
gewesen, hätte sie nur einen weniger besorgten, finsteren und strengen Ausdruck
getragen.
    Francesca fragte sich, ob sie etwas
verheimlichte. Sie hätte ihren letzten Nickel darauf verwettet, dass die arme
Catherine Holmes, die mit ihrer griesgrämigen, kranken Mutter in dieser
trostlosen Wohnung gefangen war, den ganzen Tag am Fenster saß, die Leute
beobachtete, die vorbeigingen, und sich dabei nach einem anderen Leben und
einer anderen Welt sehnte.
    Bragg erhob sich ebenfalls. »Kennen Sie Miss Neville, Miss
Holmes?«
    »Nein. Sie ist vor ungefähr einem Monat eingezogen und scheint
nicht sehr gesellig zu sein. Aber ich weiß, dass sie Künstlerin ist, gerade aus
Paris zurückgekehrt. Das hat mir ihr Bruder erzählt.«
    Francesca erstarrte. »Thomas?«
    Catherine Holmes nickte. »Ja. Er besucht sie offenbar jeden Tag.«
Sie zögerte. »Das heißt, seit der Ermordung der armen Miss Conway habe ich ihn
nicht mehr gesehen.«
    Francesca und Bragg wechselten einen raschen Blick. »Wissen Sie,
wo wir Thomas Neville finden können?«, erkundigte sich Bragg mit gespielter
Gelassenheit.
    »Nein, das weiß ich nicht. Er ist sehr gesprächig, aber er hat nie
erwähnt, wo er wohnt.« Sie blickte von Bragg zu Francesca und wieder zurück.
»Was hat das alles zu bedeuten?«
    »Wir versuchen ihn zu finden«, erklärte
Bragg.
    »Wann haben Sie Miss Neville das letzte Mal gesprochen oder
gesehen?«, fragte Francesca aufgeregt. »Und war sie eine Freundin von Miss
Conway?«
    »Das wohl kaum, da Miss Neville gerade erst hier eingezogen ist«,
erwiderte Catherine Holmes. »Aber ich habe sie zuletzt am Montagabend gesehen.«
    Francesca zitterte. »Montagabend?« Grace Conway war vielleicht am
Montagabend ermordet worden!
    Catherine Holmes wirkte mit einem Mal misstrauisch. »Ja. Sie hatte
ihre Schlüssel vergessen. Ich kam gerade zufällig selbst nach Hause und habe
sie hereingelassen. Es war um sechs Uhr. Das weiß ich, weil ich Mutter
versprochen hatte, spätestens um sechs Uhr wieder hier zu sein.«
    »Das ist überaus hilfreich«, sagte Bragg, der sich offenbar Mühe
gab, sich seine Begeisterung nicht zu deutlich anmerken zu lassen.
    Francesca selbst hätte am liebsten Luftsprünge vollführt. »Und was
ist dann geschehen? Haben Sie sie noch einmal weggehen sehen?«
    »Nein, das habe ich nicht«, erwiderte Catherine Holmes steif. »Ich
musste das Abendessen zubereiten und Mutter zu Bett bringen. Ich habe keine
Ahnung, ob sie noch einmal ausgegangen ist oder nicht, aber das war das letzte
Mal, dass ich sie gesehen habe.«
    »Haben Sie vielen Dank, Miss Holmes.« Bragg ergriff ihre Hand.
    Sie schien überrascht von diesem höflichen Verhalten und errötete.
    »Vielen Dank«, sagte auch Francesca und strahlte. Sie packte
Braggs Arm und zerrte ihn beinahe in den Hausflur hinaus. »Wissen Sie, was das
bedeutet?«, flüsterte sie mit vor Aufregung bebender Stimme.
    Er
lächelte. »Ich denke schon.«
    »Miss Neville ist zur fraglichen Zeit, zu der Miss Conway ermordet
wurde, nach Hause zurückgekehrt. Meinen Sie, sie hat die Leiche gefunden ...
und ist dann weggelaufen? Oder vielleicht hat sie ja sogar den Mörder
gesehen!«, rief sie, aufgeregter denn je angesichts dieses hoffnungsvollen
Gedankens.
    »Vielleicht hat der Mörder aber auch sie gesehen«, gab Bragg zu
bedenken.
    Francescas Hochgefühl schwand. »Sie haben recht. Das sind nicht
notwendigerweise gute Neuigkeiten. Ich mache mir Sorgen um sie, Bragg.«
    »Dann sind
wir ja schon zu zweit«, gab er zurück.

Kapitel 6
    MITTWOCH, 19. FEBRUAR 1902 – 14:00 UHR
    »Ich kann
einfach nicht glauben, was Evan da zugestoßen ist, Julia«, sagte Bartolla
Benevente. Sie folgte Julia gemeinsam mit Sarah durch den Flur im oberen
Stockwerk der Villa der Cahills. Bartolla war wie immer prächtig gekleidet,
trug ein saphirblaues Ensemble, bestehend aus einer kleinen Jacke und einem
Rock, und dazu passenden Schmuck. Doch trotz des Rouges auf ihren Wangen war
sie blass. Sie hatte die Nachricht von Evans Unfall nicht gut aufgenommen.
    »Ich kann nur Gott danken, dass es ihm von Tag zu Tag bessergeht«,
sagte Julia mit abgehärmtem Gesichtsausdruck. »Haben Sie vielen Dank für Ihren
Besuch, Gräfin. Sarah, meine Liebe, und wie geht es dir?«
    Sarah errötete schuldbewusst. Ihre Cousine
Bartolla redete und redete ohne Unterlass mit echter Besorgnis über Evans
Wohlergehen, während sie selbst noch nicht ein einziges mitfühlendes Wort
gesagt

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