Brenda Joyce
von
einem Dutzend kürzlich geschneiderter Kleider, die sie eigentlich gar nicht
benötigte. Ein Meer strahlender Farben verschwamm vor ihren Augen. Sie würde
den Galeriebesuch und das Essen heute Abend absagen müssen.
Sie konnte Calder Hart im Moment einfach noch nicht
gegenübertreten.
»Miss Cahill? Lassen Sie mich Ihnen helfen«, bot Bette ihr an, die
gerade das Zimmer betrat.
Francesca fuhr erschrocken herum, denn in Gedanken sah sie immer
noch einen nackten und überaus erregten Calder Hart vor sich. Die Bilder
wollten einfach nicht aus ihrem widerspenstigen Kopf weichen. Betreten
murmelte sie: »Ich weiß nicht, was ich anziehen soll.«
Da ertönte Connies Lachen.
Francesca sah, wie sie hinter Bette
auftauchte, und stellte zu ihrer Verwunderung fest, dass das Lächeln ihrer
Schwester echt zu sein schien – sie hatte einen solchen Ausdruck schon lange
Zeit nicht mehr auf Connies Gesicht gesehen. »Gut, dass du da bist!«, stieß
sie erleichtert hervor.
»Hast du Schwierigkeiten, dich für ein Kleid
zu entscheiden, Fran?«, neckte sie Connie. »Bisher hast du dir doch nie auch
nur Gedanken darum gemacht, ob du ein passendes Paar Schuhe trägst!«
»Ich brauche deine Hilfe!«, rief Francesca.
»Und ich muss mit dir reden.« Sie eilte zur Tür. »Bette, würden Sie meine
Schwester und mich wohl einen Augenblick allein lassen?«
»Warten Sie«, hielt Connie das Dienstmädchen zurück und schritt
auf den Schrank zu. »Was habt ihr denn heute Abend vor, Calder und du?«
»Ich habe mich entschieden abzusagen«, erklärte Francesca grimmig.
»Ich fürchte, ich bin krank!« Je länger sie über das nachdachte, was sie getan
hatte, desto fürchterlicher fühlte sie sich tatsächlich. Wenn Calder Hart
jemals erfahren sollte, dass sie ihm nachspioniert hatte, würde er niemals
wieder ein Wort mit ihr wechseln.
Es war aber auch wirklich unerhört von ihr gewesen. Sie hatte
seine Privatsphäre verletzt und sein Vertrauen missbraucht. Was war nur los
mir ihr?
»Abendessen, nehme ich einmal an. Vielleicht im
Sherry-Netherland's?«, mutmaßte Connie.
»Er wird um sechs hier sein«, erwiderte
Francesca verzweifelt. »Und nein, wir werden in irgendein Restaurant im
Stadtzentrum gehen, wo das Essen wohl ausgezeichnet, das Ambiente aber nicht
elegant ist, also wird niemand dort sein, den wir kennen. Und zuvor werden wir
eine Kunstausstellung besuchen.« Sie schlang die Arme um ihren Körper.
»Das türkisfarbene«, entschied Connie. »Es ist
neu, es ist der letzte Schrei, und es wird deine Augen noch blauer erscheinen
lassen, als sie es ohnehin schon sind.« Sie nahm das Kleid aus dem Schrank und
reichte es Bette. »Bitte bügeln Sie es. Und sagen Sie dem Türsteher, dass er
Mr. Hart zu Mama führen soll, wenn er kommt. Ich danke Ihnen.«
Das Dienstmädchen eilte davon.
Francesca rannte zur Tür und schlug sie zu. Dann wandte sie sich
zu ihrer Schwester um. »Ich kann unmöglich mit ihm ausgehen.«
»Was ist denn jetzt schon wieder passiert, Fran?«, erkundigte
sich Connie vorsichtig.
»Ich habe etwas getan, das zu schrecklich ist, um es mit Worten
auszudrücken.«
Connie zog ihre hellen Brauen in die Höhe.
»Nun, ich glaube, du bist redegewandt genug, um deinen neuesten Fauxpas mit
mir, deiner Schwester und engsten Freundin, zu teilen.«
»Ich habe Hart nachspioniert.«
Connie verschränkte die Arme und kniff die Augen zusammen. »Was
genau meinst du mit 'nachspioniert'?«
»Ich habe zugesehen, wie er mit seiner Mätresse geschlafen hat.«
Nun begriff Connie endlich und wurde kreidebleich. »Du hast was?«
»Ich weiß, ich bin eine Närrin, ein Dummkopf und habe keine
Moral!«
»Fran! Was um alles in der Welt ist denn in dich gefahren?«,
fragte Connie besorgt. »Wie konntest du nur?«
Francesca sank in einen Sessel und berichtete bedrückt: »Ich habe
Daisy einen Besuch abgestattet. Ich wollte mehr über ihre Beziehung zu Calder
herausfinden. Und als er sie dann auch besuchen kam, habe ich mich versteckt,
weil er nicht erfahren sollte, dass ich da war und versucht habe, hinter seinem
Rücken etwas über ihn und seine Mätresse in Erfahrung zu bringen.« Francesca
blickte auf. »Er hat Daisy mitgeteilt, dass er ihre Affäre beenden würde, wenn
wir uns verlobten.«
»Das sind doch wundervolle Neuigkeiten«, versetzte Connie und war
sofort wieder ganz sie selbst.
»Er will versuchen treu zu sein«, erklärte Francesca, immer noch
ein wenig ungläubig, was diese Ankündigung betraf.
»Mama hat doch
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