Brenda Joyce
verbracht. Mama hat darauf bestanden, dass sie zu Neil zurückkehrt,
und Connie hat zugestimmt. Sie scheint aber irgendwie gar nicht mehr sie
selbst zu sein. Ich habe Angst um sie. Und es gefällt mir gar nicht, dass Mama
sie so drängt.« Selbst in ihren eigenen Ohren klang ihre Stimme ein wenig
weinerlich.
Er legte ihr die Hand auf die Schulter, eine
Geste, die dazu dienen sollte, sie zu trösten. Doch stattdessen brachte sie
ihren Puls zum Rasen. Irgendwie schien Bragg es zu spüren, denn er zog die Hand
schnell wieder weg. »Ich bin überzeugt, dass Ihre Schwester und Ihr
Schwager diese Angelegenheit irgendwann verschmerzt haben werden. Es könnte
allerdings sein, dass die Dinge erst einmal schlimmer werden, bevor sie sich
zum Besseren wenden«, sagte er.
»Ach, du meine Güte! Bitte sagen Sie so etwas
nicht!« Francesca hoffte sehr, dass er sich irrte. »Mama hat Connie schon darüber
belehrt, wie sie sich zu verhalten hat – sie verlangt sogar, dass sie sich eine
Ausrede ausdenken soll, warum sie die letzte Nacht bei ihrer Freundin verbracht
hat. Ich wünschte, sie würde es Connie überlassen, auf ihre Weise mit dem
Problem fertig zu werden.«
»Ihre Mutter ist eine starke Frau, Francesca. Ich könnte mir
vorstellen, dass Connie daran gewöhnt ist, das zu tun, was Julia von ihr verlangt.«
»Ja, das ist sie«, stimmte ihm Francesca zu
und seufzte.
Bragg strich ihr eine Strähne ihres goldblonden Haares aus der
Stirn, und Francesca erstarrte unwillkürlich. »Ihr Schwager hat Connies
Vertrauen missbraucht«, sagte er. »Es ist nicht leicht, einem anderen Menschen
zu vertrauen, aber einmal verloren gegangenes Vertrauen wiederzugewinnen ist
noch viel schwieriger. Es wird eine Weile dauern, bis die beiden sich wieder
versöhnen.«
»Wie kommt es nur, dass Sie immer die richtigen Worte finden?«,
fragte Francesca mit klopfendem Herzen.
Für einen Moment, der eine halbe Ewigkeit zu
dauern schien, wechselten sie einen intensiven Blick. »Ich fürchte, das ist zu
viel der Ehre. So viel Anerkennung habe ich gar nicht verdient«, sagte Bragg
schließlich.
»Doch, das haben Sie.«
Er ließ seinen Blick über ihr Gesicht wandern,
über ihren Mund, an ihrem Hals entlang und weiter nach unten. Dann schaute
er rasch zur Seite, aber Francesca hatte seinen Blick bemerkt, und sie wusste,
was er zu bedeuten hatte. Bragg empfand etwas für sie, da war sie sich sicher.
»Arbeiten Sie gern in diesem Zimmer?«, fragte sie lächelnd und ein
wenig atemlos.
»Ja, das tue ich. Hier werde ich nicht abgelenkt, nicht einmal vom
Telefon, denn das befindet sich im Salon. Aber oben in meinem Schlafzimmer habe
ich einen weiteren Anschluss einrichten lassen.«
Sie schaute ihn überrascht an. »Sie haben ein Telefon in Ihrem
Schlafzimmer?«
»Ich bekomme hin und wieder mitten in der
Nacht Anrufe«, sagte er. »Das ist bei meinem Beruf nichts Ungewöhnliches.«
»Gewiss«, sagte sie. Unwillkürlich stellte sie
sich vor, wie Bragg halbnackt am Telefon Anweisungen erteilte, und errötete.
Als er sie an jenem Abend in seinen Armen gehalten hatte, hatte sie gespürt,
wie schlank und muskulös sein Körper war. Francesca schob die Gedanken
beiseite. Schließlich hatte sie Bragg aus einem bestimmten Grund besucht, und
ihre Zeit war begrenzt. »Ich habe Neuigkeiten für Sie, Bragg.«
»Ich hatte schon vermutet, dass es sich nicht um einen bloßen
Höflichkeitsbesuch handelt«, erwiderte er. »Ehrlich gesagt, hatte ich mich
schon gefragt, wie lange es wohl dauern würde, bis Sie wieder auftauchen.«
Seine Stimme klang so herzlich, dass sie unwillkürlich lächelte.
»Und haben Sie mit Ihrer Vermutung richtig gelegen? Haben Sie geglaubt, dass
sich unsere Pfade schon so bald wieder kreuzen würden?« Er hatte also auch an
sie gedacht! Sie jubilierte innerlich.
»Nein, ich habe mich ein wenig verschätzt«,
erwiderte er trocken. »Ich hatte eigentlich erst morgen am
späten Vormittag mit Ihnen gerechnet. Genau gesagt, um kurz vor elf.«
»Oh! Dann bin ich ja sechzehn Stunden zu früh
gekommen! Ich halte Sie offenbar ganz schön auf Trab.« Sie grinste.
»Das würden Sie wohl gern, aber die Nachtstunden zählen nicht mit
– das habe ich gerade so entschieden.«
»Sie können doch nicht mitten im Spiel die Regeln ändern!«, neckte
ihn Francesca.
»Aber warum denn nicht? Es ist ja mein Spiel«, erwiderte er leise.
Seine Augen wanderten erneut zu ihrem Mund und verweilten dort.
Francesca erschauerte. Jetzt, wo sie ganz
allein waren,
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