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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 02 - Haus de Schande
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das
Weinglas auf seinen Schreibtisch zu stellen. Der große Mann tat wie geheißen
und verschwand wieder. »Nun?«, drängte Bragg, der Francesca nicht eine Sekunde
lang aus den Augen gelassen hatte. Er erinnerte sie an einen jener arktischen
Wölfe, wie sie in Jack Londons Büchern beschrieben wurden: ein geduldig seine
Beute umschleichendes Raubtier mit goldenen, funkelnden Augen.
    »Ich habe Hart soeben einen Besuch abgestattet«, sagte sie. »Er
war ziemlich betrunken, und ich nehme an, dass er deshalb mit der Wahrheit
herausgerückt ist.«
    »Verflucht noch mal, Francesca!«, rief Bragg. »Wann werden Sie
sich endlich einmal an das halten, was ich Ihnen sage?«
    Bei seinem Fluch war sie unwillkürlich zusammengezuckt. »Freut es
Sie denn gar nicht, dass ich die Wahrheit herausgefunden habe? Hart war am
Freitagabend von kurz nach sechs bis zu dem Moment, als er sich auf den Weg zu
Whites Party gemacht hat, allein zu Hause. Leider hat er nämlich das gesamte
Dienstpersonal weggeschickt – das ist offenbar eine Angewohnheit von ihm, wie
ich erfahren habe.«
    Bragg fluchte erneut, doch dieses Mal war es
seine Reaktion auf die Schwierigkeiten, in die sein Halbbruder immer tiefer und
tiefer hineingeriet, das war Francesca klar. Mit dem Blick auf ihr Gesicht
gerichtet, trat Bragg wieder näher an sie heran. »Und was hat mein ach so
lammfrommer Bruder sonst noch gesagt – oder getan?«
    Sie blickte ihn überrascht an. Eigentlich
hatte sie eine Bemerkung über die Tatsache erwartet, dass Calder Hart nun doch
zu einem Verdächtigen in dem Mordfall geworden war. Francesca zuckte mit den
Schultern, in der Hoffnung, unbekümmert zu wirken. »Das war eigentlich alles.
Er hatte zu tief ins Glas geschaut, Bragg. Als ich ging, war er eingeschlafen.
Ich glaube, seine Trauer hat ihn dazu gebracht, sich sinnlos zu betrinken.«
    »Hat er versucht, Sie zu verführen?«, fragte Bragg mit durchdringendem
Blick.
    Francesca schnappte nach Luft. »Wie bitte?«
    »Sie haben mich schon verstanden.«
    »Es gibt keinen Grund, eifersüchtig zu sein, Bragg«, rutschte ihr
heraus, aber in dem Moment, als ihr die Worte über die Lippen kamen, waren sie
ihr auch schon schrecklich peinlich. Doch Bragg ging gar nicht darauf ein. »Hat
er nun versucht, Sie zu verführen oder nicht?«, wiederholte er.
    »Nicht wirklich.«
    Seine Hand schoss vor und umklammerte ihr Handgelenk. »Nicht
wirklich? Was zum Teufel soll das heißen?« Er hatte sich bedrohlich vor ihr
aufgebaut.
    Sie starrte in seine bernsteinfarbenen Augen,
die nur wenige Zentimeter von den ihren entfernt waren. »Es bedeutet, dass er
es eben nicht so richtig versucht hat.« Seine Wut jagte ihr ein wenig Angst ein,
doch zugleich überlief sie auch ein freudiger Schauer. So musste sich wohl
einst ein Edelfräulein gefühlt haben, um deren Gunst zwei Ritter kämpften.
    »Mein Bruder versucht jede Frau zu verführen, die seinen Weg
kreuzt«, knurrte Bragg, wobei sein Atem ihre Wange kitzelte. »Hat er Sie
geküsst?«
    »Nein!«, rief sie entgeistert. »Nein, Bragg, das hat er nicht!«
Noch immer hielt er ihr Handgelenk umklammert.
    »Calder weiß, was wir ...«, setzte Francesca an und verstummte
abrupt wieder. Fast wäre ihr herausgerutscht, dass Hart wusste, was Bragg und
sie füreinander empfanden, aber das durfte sie ihm auf keinen Fall sagen.
    »Jetzt nennen Sie ihn also schon Calder! Und was, wollten Sie
sagen, weiß Calder?« Mit funkelnden Augen beugte er sich noch weiter zu ihr
vor.
    »Sie behandeln mich überaus grob!«,
beschwerte sich Francesca. »Hart und Sie haben mehr gemeinsam, als Sie beide
glauben.«
    »Wissen Sie eigentlich, wie gefährlich es
war, zu ihm zu gehen – besonders, da er betrunken war? Und wir haben nichts,
aber auch gar nichts gemein – außer unserer Mutter, Lily Hart.«
    Bragg hatte seine Mutter erst einmal kurz
erwähnt, allerdings nicht mit Namen. »Er war ein echter Gentleman«, verteidigte
sie sich.
    »Ach, wirklich?« Bragg lachte. »Eines sollten
Sie wissen, Francesca: Falls er wirklich nicht versucht haben sollte, Sie zu
verführen, dann nur, weil er zu betrunken dazu war, das können Sie mir
glauben.« Und mit diesen Worten ließ er sie los.
    »Er schäkert nur einfach gern, das ist
alles«, sagte sie bestürzt. »Und ich bin davon überzeugt, dass er nur deshalb
nichts Unschickliches getan hat, weil er – abgesehen von einem anderen Grund –
tief in seinem Inneren doch ein Gentleman ist.«
    »Sie sollten sich besser keinen

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