Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 02 - Haus de Schande
Vom Netzwerk:
Illusionen
hingeben«, erwiderte Bragg. Dann ging er zu seinem Schreibtisch und starrte
sein Weinglas an, machte aber keine Anstalten, es anzurühren. Seine breiten
Schultern waren steif vor Anspannung. Er hob langsam den Kopf und blickte
Francesca an. »Was für ein anderer Grund?«, fragte er schroff.
    Sie zögerte einen Moment lang. Wie hätte sie
Bragg auch erklären sollen, dass Calder Hart wusste, was sie füreinander empfanden,
und dass er sich zurückgehalten hatte, weil Bragg sein Halbbruder war? Denn das
war es, was Francesca glaubte. »Kennen Sie das Sprichwort 'Blut ist dicker als
Wasser'?«, fragte sie schließlich leise.
    »Calder und mich verbindet mehr Wasser als Blut«, gab er prompt
zurück.
    »Ich gebe auf. Für den Moment jedenfalls«,
antwortete Francesca seufzend. »Aber eines Tages würde ich gern erfahren,
warum Sie beide einander so feindlich gesinnt sind.«
    Bragg musterte sie kühl. »Dieses Thema ist damit ein für alle Mal
beendet«, sagte er.
    »Aber warum denn?«, fragte sie.
    »Weil es Sie nichts angeht«, erwiderte er
finster.
    Seine Worte verletzten sie zutiefst. »Aber wir sind doch Freunde.
Das dachte ich zumindest.«
    Er nahm sein Weinglas auf und sah sie an. »Ja,
wir sind Freunde, aber es gibt nun einmal einige private Dinge, über die ich
nicht sprechen möchte. Und ich bitte Sie, meinen Wunsch zu respektieren, denn
wenn Sie es nicht tun, wäre das eine nicht zu entschuldigende Einmischung in
mein Privatleben.«
    Francesca wurde bewusst, dass sie wohl keine
andere Wahl hatte, als dieses Thema in Zukunft zu vermeiden. Und dennoch war
sie sich sicher, dass es ihr eines Tages gelingen würde, eine Aussöhnung
zwischen den beiden Brüdern in die Wege zu leiten. Sie war zutiefst davon überzeugt,
dass Hart in Wahrheit nicht so ein schlechter Mensch war, wie Bragg behauptete
– und wie Hart es für sich selbst in Anspruch nahm. »Ich kann förmlich sehen,
wie die kleinen Rädchen in Ihrem Kopf rattern«, sagte Bragg leise, der noch
immer vor seinem Schreibtisch stand.
    Sie zuckte zusammen.
    »Ich hoffe, Sie schmieden nicht schon wieder neue Pläne,
Francesca«, fuhr er fort. »Haben Sie denn immer noch nicht genug, womit Sie
sich beschäftigen können?«
    »Sie haben Recht«, erwiderte Francesca. Sie verspürte
den dringenden Wunsch, aufzustehen und zu Bragg hinüberzugehen, wagte es aber
nicht. »Ich habe Joel darauf angesetzt, Georgette de Labouche zu finden«, fuhr
sie fort. »Sobald er herausgefunden hat, wer ihre Freunde sind, werde ich beginnen,
sie zu befragen. Und was Hart angeht – wir dürfen nicht zulassen, dass die
Presse Wind davon bekommt.«
    »Das würde
mir die Arbeit nur erschweren«, stimmte ihr Bragg zu und nahm den ersten
Schluck von seinem Rotwein. »Und es würde Harts ohnehin schon nicht gerade
glänzenden Ruf nur weiter ruinieren«, fügte Francesca hinzu.
    »Das dürfte ihn am wenigsten stören«, sagte
Bragg.
    Francesca vermutete, dass er mit dieser
Einschätzung Recht hatte. Plötzlich hörte sie, wie eine Uhr zur halben Stunde
schlug. Sie blickte erschrocken auf und schaute auf die große, antike Standuhr,
die in einer Ecke des Zimmers stand. Als sie sah, dass es bereits halb neun
war, nahm ihre Bestürzung zu. Ach, sie war einfach noch nicht bereit zu gehen!
    »Spielen Sie heute Abend das Aschenputtel?«, fragte Bragg
amüsiert.
    »Ehrlich gesagt, hat mir meine Mutter mit ziemlicher Deutlichkeit
klar gemacht, dass sie mich spätestens um halb neun zu Hause erwartet.« Sie
blickte ihn an.
    »Dann sollten Sie sich wohl besser auf den Weg machen«, erwiderte
er, wobei er sich nicht von der Stelle rührte. Sein Gesicht wirkte mit einem
Mal angespannt.
    Francesca konnte einfach nicht anders, sie musste zu ihm gehen.
Er stand bewegungslos da, den Blick auf sie gerichtet, als sie auf ihn zutrat.
Sie stellte ihr Sherry-Glas auf dem Schreibtisch ab, blickte auf und sah ihm
in die Augen.
    »Wie geht es jetzt weiter, Bragg?«, flüsterte
sie.
    Er stand ganz ruhig da.
    Francesca schluckte. »Ich wollte damit sagen ...«, setzte sie mit
belegter Stimme an.
    »Ich weiß schon, was Sie damit sagen wollten.«
Bragg stellte sein Glas ebenfalls ab und wandte sich ihr dann zu. Er hatte die
Hände unwillkürlich zu Fäusten geballt. »Ich werde mich morgen ausführlich mit
Hart unterhalten. Und Sie werden Miss de Labouche ausfindig machen.« Francesca
sah, wie das Blut hinter seinen Schläfen pochte.
    Sie war sich sicher, dass er die wahre Bedeutung ihrer Frage
verstanden

Weitere Kostenlose Bücher