Brenda Joyce
hatte, doch gewiss wäre es besser gewesen, sie hätte das Spiel
mitgespielt und vorgegeben, es ginge nur um die Arbeit. Stattdessen sagte sie:
»Das habe ich nicht gemeint. Ich wollte wissen, wie es mit uns weitergeht.«
»Gar nicht, denn es gibt kein uns«, erwiderte
er tonlos.
»Wie bitte?«, keuchte sie auf.
»Versuchen Sie etwa, mich zu verführen?«, fragte er. »Wissen Sie eigentlich,
wie schwer es mir fällt, hier so allein mit Ihnen zu sein – zu dieser späten
Stunde? Ihnen ist doch hoffentlich klar, dass es Ihren guten Ruf zerstören
könnte, wenn irgendjemand herausfinden sollte, dass Sie hier sind ... bei mir
– ganz gleich, wie harmlos der Grund dafür auch sein mag.«
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Warum war er bloß so
wütend? »Aber niemand weiß es. Und mein guter Ruf ist mir egal«, erwiderte sie.
»Aber mir nicht!«, rief er. Dann streckte er
die Hände aus, als wolle er ihre Schultern ergreifen, ließ sie aber sogleich
wieder fallen. »Solange wir irgendwelche Polizeiangelegenheiten besprechen,
werde ich damit fertig, Francesca. Aber wenn Sie mich so ansehen und anfangen,
versteckte Anspielungen zu machen, komme ich damit nicht zurecht. Ich bin kein
Heiliger. Ich bin ein Mann. Ein Mann, dessen Hände gebunden sind, was Sie
angeht. Daher gibt es kein uns«, endete er mit scharfer Stimme.
Francesca hatte das Gefühl, als könne sie
nicht mehr richtig atmen. Sie verstand zwar, warum er sie nicht küssen wollte –
sie war eine vornehme Dame, er war ein Gentleman und bekleidete ein
öffentliches Amt, es schickte sich einfach nicht. Aber warum machte er ihr denn
nicht den Hof?
Sie spürte ein dumpfes Pochen in ihren Schläfen.
Sollte sie es wagen, jene Frage zu stellen, die ihr auf der Zunge lag? Sollte
sie es wagen, ihn zu fragen, warum er sich ihr immer wieder entzog?
»Warum sehen Sie mich so an, als würden Sie sich nach mir
verzehren, und erwecken zugleich den Eindruck, als fürchteten Sie, ich würde
Ihnen unerträglichen Schmerz zufügen?«, fragte sie schließlich leise. Daraufhin
berührte er endlich ihre Wange, wenn auch nur kurz.
»Ich habe mein Bestes getan, mich Ihnen gegenüber anständig zu
verhalten, Francesca.«
Sie atmete tief ein. »Sie haben mich
geküsst.«
Ihre Blicke senkten sich ineinander. »Ich war erschöpft, überarbeitet
und betrunken.«
»Ich weiß«, antwortete sie leise, und dann tat sie etwas, was sie
gar nicht beabsichtigt hatte: Sie streckte die Hand aus und legte sie ihm auf
die Wange. Als sie seine unrasierte Haut, seinen angespannten Kiefer und den
Winkel seines Mundes unter ihrer Handfläche spürte, überkam sie ein so großes
Verlangen, dass ihr beinahe schwindelig wurde.
Er sog scharf den Atem ein und griff nach ihrer Hand, zog sie aber
nicht von seiner Wange weg, sondern hielt sie dort fest. Dann drehte er den
Kopf zur Seite und küsste ihre Handfläche. Francesca stöhnte auf.
Und dann lag sie plötzlich in seinen Armen,
und sein Mund ergriff Besitz von ihren Lippen, wie sie es sich in ihren Träumen
vorgestellt hatte. Leidenschaftlich und wild drängte sich seine Zunge in ihren
Mund. Francesca spürte, dass er sie mit dem Rücken gegen die Wand drängte. Sie
spürte, wie sich ihr Haar löste, spürte seine muskulösen Lenden und seine Erregung,
die sich gegen ihren Unterleib presste. Er küsste sie mit einer Leidenschaft,
als beabsichtige er, sie an Ort und Stelle zu nehmen.
Francesca klammerte sich an seinen Schultern fest, als hinge ihr
Leben davon ab.
Während seine Zunge ihren Mund erkundete,
glitten seine Hände an ihrem Rücken entlang und verharrten auf ihren Hüften. Er
presste sie fest gegen seinen Körper, und wieder spürte sie seine mächtige
Erregung. Als er seine Hand über ihr Hinterteil gleiten ließ, stöhnte sie leise
auf.
Sie hatte das Gefühl zu sterben. Einerseits
wäre sie am liebsten geflohen, doch andererseits sehnte sie sich verzweifelt danach,
zuerst ihm und dann sich selbst die Kleider vom Leib zu reißen.
Plötzlich gab er ihren Mund frei und drückte seine Lippen immer
und immer wieder auf ihren Hals, während er gleichzeitig seine Hüften
nachdrücklich und fordernd gegen ihren Unterleib presste. Dann drückte er ihr
Gesicht in die Vertiefung zwischen seinem Hals und seiner Schulter und
umschlang sie mit beiden Armen. Zitternd verharrten sie in einer innigen
Umarmung, während Francesca spürte, wie sich ihr eigenes Herz heftig klopfend
mit dem seinen verband. Sie ahnte, wie viel Beherrschung
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