Brenda Joyce
welches Glück er hatte. Nur wenige Stunden nach diesem ersten
Treffen hatte er bereits eine Verabredung mit ihr und Rose gehabt. Und er war
nicht enttäuscht worden – im Gegenteil. Als er jetzt die Treppe hinaufeilte,
beschloss er, dass er es nicht mehr länger hinnehmen wollte, sich mit Madam
Pinke abgeben zu müssen. Für diese habgierige Närrin fehlte
ihm einfach die Geduld.
Während er auf die Tür zusteuerte, verspürte
er plötzlich eine kaum zu zügelnde Lust. Aber er mahnte sich, nichts zu überstürzen,
und obwohl er bereits erregt war, versuchte er, seine Ungeduld zu bändigen, und
klopfte an.
Die Tür öffnete sich, und vor ihm stand Daisy – der hübscheste
Anblick, den er jemals in seinem Leben genossen hatte.
Er schaute in ihr atemberaubend schönes Gesicht mit den himmelblauen
Augen und lächelte. »Meine süße Daisy«, murmelte er. »Du sollst heute meine Rettung
sein.«
»Hart!« Sie war überrascht, lächelte dann
aber ebenfalls. »Was ist denn los? Hat Madam Pinke dich etwa heraufgelassen?«,
fragte sie mit ihrer leisen, stets ein wenig atemlos klingenden Stimme.
Statt einer Antwort schritt er an ihr vorbei ins
Zimmer, und Daisy schloss die Tür hinter ihm. Sie trug einen kurzen, orangeroten
Kimono, der mit einer feinen schwarz-goldenen Stickerei verziert war und ihr
kaum bis zu den Oberschenkeln reichte. Sie war zweifellos die schönste Frau,
die Hart jemals gesehen hatte.
»Das hat sie«, sagte er und lockerte seine
Krawatte.
Ihr Lächeln vertiefte sich. »Da habe ich aber Glück« erwiderte
sie. »Wird sich Rose uns anschließen?«
»Ich habe nicht nach ihr verlangt«, sagte er,
während er seine Krawatte abnahm, und fragte sich, ob er es vielleicht besser
getan hätte. Zwei so bezaubernden Frauen dabei zuzusehen, wie sie sich im Bett
miteinander vergnügten, bildete immer einen herrlichen Auftakt für ihn, bevor
er sich selbst den beiden widmete.
»Gut«, sagte Daisy, schritt anmutig zu einem
Barwagenhinüber und schenkte ein Glas Scotch ein. »Dann werde ich dich
also zum zweiten Mal ganz für mich allein haben.«
Offenbar freute sie sich, und das freute wiederum Hart. »Ja, du
hast mich ganz für dich allein. Welch ein Glück du doch hast!«
Sie erwiderte sein Lächeln. »Ich habe nur die Befürchtung, dass
ich für den Rest des Abends erschöpft sein werde, wenn ich mit dir zusammen
gewesen bin.«
Sein Lächeln erstarb. »Wie lange bist du jetzt eigentlich schon
bei Madam Pinke, Daisy?«
Ihre hellen Brauen wanderten in die Höhe.
»Ungefähr zwei Monate. Ich habe dir doch erzählt, dass wir noch nicht lange in
der Stadt sind.« Sie trat auf ihn zu und reichte ihm das Scotchglas.
Hart war ein neugieriger Mensch und hatte
bereits einmal versucht, Daisy und Rose über ihre Vergangenheit auszufragen.
Doch sie hatten ihm lediglich verraten, dass sie aus einer Stadt im Nordosten
stammten und erst zwei Monaten zuvor zusammen in New York angekommen waren.
Wie geheimnisvoll das alles war! »Ich glaube, das sind zwei Monate zu viel«,
sagte er und nahm einen großen Schluck von seinem Scotch.
Sie blickte ihn erstaunt an. »Ich bin hier
aber nicht unglücklich.«
»Die eigentliche Frage lautet aber doch: Bist
du glücklich?«, erwiderte er. Er nahm einen weiteren Schluck von seinem Scotch
und umfing ihr Kinn mit seiner Hand. »Du erinnerst mich an einen Schmetterling,
mein Schätzchen. An einen kostbaren, seltenen und zarten Schmetterling. Und
als solcher brauchst du einen eleganten, goldenen Käfig mit einer Tür, die
nicht abgeschlossen ist.«
Sie starrte ihn an.
Er schenkte ihr ein betörendes Lächeln, doch
plötzlich kam ihm das verstörende Bild von Randall in den Sinn, der ihn um Geld
anflehte. Hart erstarrte und schob den Gedanken unwillig beiseite. »Du bist zu
gut für diesen Laden hier«, sagte er.
Bei diesen Worten veränderte sich Daisys Gesichtsausdruck, und sie
blickte Hart leicht misstrauisch an. Er wusste, dass sie oft die Dumme spielte,
in Wahrheit aber sehr klug war. »Das ist nicht wahr, Calder«, erwiderte sie.
»Ich möchte dich zu meiner Mätresse machen«, sagte er unvermittelt,
setzte sein Glas ab und umfasste ihre Schultern.
Plötzlich wurde sie stocksteif. »Wie bitte?«,
fragte sie.
»Du hast mich schon richtig verstanden. Ich
werde mich sehr gut um dich kümmern. Du wirst deine eigene Wohnung bekommen,
mit einer Einrichtung, die du dir selbst aussuchen kannst. Ich werde dir
Kleider und Flitterzeug kaufen – teures Futterzeug.« Er lächelte.
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