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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 02 - Haus de Schande
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den Broadway
kreuzte, klopfte er, einer spontanen Eingebung folgend, an die Trennscheibe,
um die Aufmerksamkeit seines Kutschers zu gewinnen. »Zu Madam Pinke's, Raoul.«
    Die Kutsche bog nach rechts in östliche Richtung ab, und Hart
lehnte sich in seinen Sitz zurück und dachte an Daisy und Rose. Aber er stand
unter einer so großen Anspannung, dass ihm selbst diese Gedanken – und die
damit verknüpfte Erwartung – kein Lächeln abzuringen vermochten. Dann
schweiften seine Gedanken ab zu seinem Bruder.
    Rick hatte ihm gegenüber den Vorgesetzten
herausgekehrt, was Hart aber lediglich amüsiert hatte. Ricks Macht würde
ohnehin nur von kurzer Dauer sein. Selbst wenn er ein Jahr in seinem Amt
überleben sollte, bezweifelte Hart doch sehr, dass Lowe wiedergewählt werden
würde, und wenn Lowe ging, würde auch Rick gehen müssen.
    Es war wirklich bedauerlich, dass diese absurde Ernennung zum
Polizei-Commissioner seinen Bruder nach New York zurückgeführt hatte. Nun
kreuzten sich ihre Wege zu ihrem gegenseitigen Verdruss ständig, und es würde
nur noch schlimmer werden, wenn Rathe und Grace Bragg erst einmal in die Stadt
zurückgekehrt waren.
    Noch bedauerlicher war, dass Rick seine Arbeit mit einer solchen
Hingabe betrieb. Wen zum Teufel scherte es denn schon, wer der Mörder von Paul
Randall war?
    Niemanden, dachte Hart grimmig. Weder ihn selbst noch Randalls
trauernde Witwe oder seine Kinder.
    Aber halt, seiner Mätresse war es bestimmt
nicht gleichgültig! Immerhin hatte sie den alten Knacker verloren, der sie
aushielt. Hart lachte freudlos in sich hinein. Er spürte, wie der Kopfschmerz,
der ihn schon den ganzen Tag geplagt hatte, schlimmer wurde. Randall war tot.
Na und? Wen interessierte das schon? Ihn gewiss nicht! Es war keine Lüge
gewesen, als er behauptet hatte, dass ihn Randalls Tod freue. Er hatte den
Mann wirklich gehasst – seinen Vater, mit dem er genau zwei Mal in seinem Leben
gesprochen hatte und der ihn ebenfalls gehasst hatte.
    Aber konnte er das mit Sicherheit behaupten? Er hatte ihn doch gar
nicht wirklich gekannt!
    Hart hatte immer vorgehabt, Randall eines Tages einmal zur Rede zu
stellen.
    Nach einer Weile hielt die Kutsche vor Madam
Pinke's neuem Etablissement an, das fünf Häuserblöcke weiter südlich und eine
Avenue weiter westlich als das alte lag, dessen Fenster und Türen nach der
Razzia mit Brettern vernagelt worden waren. Hart beobachtete, wie ein gut
gekleideter Gentleman mit flottem Schritt und einem Spazierstock in der Hand
auf das unscheinbare Backsteinhaus zustrebte.
    Raoul Torelli, ein großer, übergewichtiger
Mann, der eher so etwas wie eine Leibwache und weniger ein Kutscher war, schob
die Trennscheibe zur Seite. »Wir sind da, Mr Hart«, sagte er.
    Hart sprang mit finsterem Blick aus der Kutsche und nahm sich vor,
nicht mehr an Randall zu denken.
    Er eilte über den Gehweg und die Vordertreppe des Hauses hinauf –
das bereits in dem gleichen Lachston gestrichen war wie das alte Etablissement – und wurde umgehend eingelassen. Madam Pinke
begrüßte ihn freundlich und führte ihn in ein kleines Büro, das sich neben
einem größeren Salon befand, wo der Gentleman, den Hart auf der Straße bemerkt
hatte, wartete. »Hart! Das ist aber eine Überraschung! Ich habe Sie für heute
gar nicht in meinem Büchlein notiert.« Sie umarmte ihn und deutete einen Kuss
auf seiner Wange an.
    Er machte sich gar nicht erst die Mühe zu lächeln. »Ich möchte
Daisy sehen. Es wird nicht lange dauern.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Daisy hat bereits einen Termin um
sechs. Ich habe ein anderes Mädchen ...«
    »Ich will kein anderes Mädchen«, sagte er,
wobei er selbst hörte, wie drohend seine Stimme klang. Er öffnete seine Brieftasche
und reichte Madam Pinke mehrere hundert Dollar. Dann wandte er sich um und
verließ das Zimmer. Er hörte, wie sie rasch das Geld zählte, bevor sie ihm
hinterherrief: »Erster Stock, zweite Tür rechts. Eine halbe Stunde, Mr Hart!«
    Bei dieser Bemerkung verdüsterte sich seine
ohnehin schon schlechte Laune noch weiter. Diese ganze Situation war einfach
unerträglich! Hart hatte Daisy zwei oder drei Wochen zuvor durch Zufall kennen
gelernt. Sie hatte an der Verkaufstheke von B. Altman gestanden, wo Hart sich
gerade gemeinsam mit einer Freundin aufgehalten hatte, die dort irgendetwas
Albernes kaufen wollte. Es hatte nicht lange gedauert, bis er Daisy in eine
Unterhaltung verwickelt hatte, und ihm war rasch klar geworden, was für eine
Frau sie war und

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