Brenda Joyce
plötzliche Verwandlung bestürzte Francesca. »Ich möchte
Ihnen natürlich nicht zu nahe treten, Mr Hart«, sagte sie, obgleich sie dies
natürlich durchaus in Kauf nahm.
»Das tun
Sie aber«, entgegnete er barsch.
Connie erhob sich. »Francesca, wir sollten besser gehen. Ich
fürchte, wir sind schon länger geblieben, als wir willkommen sind.«
Francesca ignorierte ihre Schwester und ließ
Hart nicht aus den Augen. »Es tut mir Leid, falls ich Ihnen zur Last falle, Mr
Hart, aber Ihre Beziehung zu Paul Randall könnte sehr wichtig für meine
Untersuchung sein.«
»Und was genau untersuchen Sie, Miss Cahill?«, fragte er
spöttisch.
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Paul Randall ist
tot, Mr Hart«, sagte sie schließlich. »Und ich versuche herauszufinden, wer
ihn ermordet hat.«
Connie entfuhr ein Keuchen, was Francesca allerdings nur vage
wahrnahm, da sie Hart immer noch nicht aus den Augen ließ. Sie sah, wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte, doch sie
war nicht in der Lage, seinen Blick zu deuten. War er möglicherweise nur
überrascht gewesen? Oder verbarg er etwas, das zu erkennen sie nicht
scharfsinnig genug war?
»Er ist gestern Nacht ermordet worden, Mr
Hart«, fuhr Francesca fort. »Es tut mir Leid, dass ich Ihnen diese schlechte Nachricht überbringe, aber vielleicht verstehen Sie nun,
warum ich wissen muss, in welcher Beziehung Sie zu Mr Randall standen. «
Hart wandte sich ab und trat zu einem
versilberten Beistellwagen, auf dem alkoholische Getränke standen. Francesca
sah mit großen Augen zu, wie er sich einen Drink einschenkte und den Inhalt des
Glases bis zur Hälfte hinunterstürzte.
»Mr Hart?«
Er blieb weiter mit dem Rücken zu ihr stehen und trank den Rest
des Whiskeys aus. Dann füllte er das Glas erneut.
Connie hatte sich bereits erhoben und zupfte ihre Schwester nun
ungeduldig am Ärmel. Francesca sah die Missbilligung in ihren Augen. »Ich
glaube, wir sollten gehen«, flüsterte Connie. Francesca schüttelte den Kopf.
In diesem Augenblick drehte sich Hart wieder
um. Er hielt das Glas wie zu einem Toast in die Höhe. »Miss Cahill, ich könnte
Ihnen um den Hals fallen«, sagte er, aber das Lächeln, das er ihr schenkte, war
der blanke Hohn. »Randall ist also wirklich tot? Hurra!« Er nahm einen
weiteren kräftigen Schluck Whiskey.
Connie überraschte alle – vielleicht am
meisten sich selbst –, als sie entschlossen auf Hart zutrat und ihm das Glas
aus der Hand nahm. »Ich entschuldige mich für die Taktlosigkeit meiner
Schwester – sie meint es nicht böse, aber manchmal mangelt es ihr leider an
den nötigen Umgangsformen. Setzen Sie sich doch bitte. Vielleicht ist es
besser, wenn ich Ihren Kammerdiener rufe, Mr Hart.«
»Wie freundlich Sie doch sind!«, erwiderte er spöttisch. Dann
legte er seine Hand unter ihr Kinn und hob es an. »Ich frage mich, wie weit
Ihre Freundlichkeit wohl unter anderen Umstanden gehen würde.«
Francesca begriff die Bedeutung seiner Worte und schnappte nach
Luft. Connie wich nicht sofort zurück, sondern starrte Hart wie hypnotisiert
an.
Der ließ sie schließlich los, lächelte und
blickte Francesca an. »Die Antwort auf Ihre Frage ist einfach«, sagte er. »Und
nun, da Randall tot ist, habe ich auch kein Problem damit, sie zu beantworten.«
Connie, die ganz bleich geworden war, trat
einen Schritt zurück. Francesca ergriff ihre Hand und hielt sie fest. Dieser
Mann war wirklich Furcht einflößend.
»Ich bin sein Sohn«, sagte Calder Hart nach einer Weile. »Sein
Bastard.« Das Lächeln, das er den Schwestern schenkte, ließ Francesca einen
kalten Schauer über den Rücken laufen.
Kapitel 6
Francesca starrte Hart entsetzt an.
Er war
Randalls Sohn?
»Großer
Gott!«, flüsterte Connie, die noch eine Spur bleicher geworden war.
»Mr Hart! Es tut mir so Leid! Ich hatte ja
keine Ahnung!«, rief Francesca und rang die Hände. In ihrem Kopf überschlugen
sich die Gedanken, und sie schalt sich selbst für ihr gedankenloses Verhalten.
Sie hatte diesem Mann gerade mitgeteilt, dass sein Vater tot war; diesen
Fehltritt würde sie gewiss ihr Leben lang bereuen. Aber wie hätte sie auch davon
wissen sollen? Und warum hatte Bragg Hart noch nicht über den Mord
unterrichtet? Er wusste doch gewiss, dass Randall der Vater seines Halbbruders
war!
»Bedauern Sie, dass Randall tot ist und dass
Sie die Überbringerin solch schlechter Nachrichten sind?«, fragte Hart kühl.
»Ja«, flüsterte Francesca beschämt.
Connie trat zwischen
Weitere Kostenlose Bücher