Brenda Joyce
Kunst.«
»Wirklich?« Er beugte sich über ihre Hand, blickte dabei aber
unverhohlen zu Connie hinüber. »Die meisten meiner Gäste finden dieses Gemälde
– wie so manches andere – zu wenig religiös, um nicht zu sagen skandalös und
schockierend.« Er lächelte, als amüsiere ihn dies.
»Es ist in der Tat ein wenig pietätlos«, murmelte Connie. »Guten
Tag, Mr Hart.«
»Bitte nennen Sie mich doch Calder.« Mit funkelnden Augen beugte
er sich auch über ihre Hand. »Finden Sie es denn auch schockierend?«, fragte
er.
Connie zog ihre Hand weg, als habe er sie zu
lange festgehalten, was gar nicht der Fall war. »Nein, ich finde es nicht
schockierend, aber ich würde es niemals in meinem Haus aufhängen«, erwiderte
sie mit einer Offenheit, die Francesca überraschte, da sie sie von ihrer
Schwester nicht gewohnt war. »Es gefällt Ihnen also nicht?«, fragte Hart.
»Nein, ganz
bestimmt nicht.«
»Und wenn
Ihr Mann es gern besitzen würde?«
Connie starrte Hart an. »Nun, dann sollte er es kaufen. Aber ich
würde ihm niemals erlauben, es in einen für Besucher zugänglichen Raum zu
hängen – und ganz gewiss nicht in den Eingangsbereich unseres Hauses.«
»Ach, herrje! Sie missbilligen meine Wahl.
Nun, vielleicht fehlt mir wirklich die richtige Anleitung, der Rat einer Frau
wie Sie.«
»Gibt es denn keine Frau, die Ihnen diesen Rat geben könnte, Mr
Hart?«, fragte Connie.
»Ich bin Junggeselle, wenn Ihre
Frage darauf abzielt. Und ein überzeugter dazu, das darf ich Ihnen versichern.«
Er grinste. »Welch eine Schande!«, bemerkte Connie, und Francesca wusste, dass
sie es ehrlich meinte.
»Finden Sie? Die meisten Frauen scheinen erfreut zu sein, wenn sie
erfahren, dass ich noch zu haben bin.« Harts Grinsen wurde breiter, beinahe
teuflisch.
»Die meisten alleinstehenden Frauen«, verbesserte ihn Connie. Er
lachte laut auf. »Und die verheirateten«, sagte er.
Connie erstarrte. »Ich muss
doch sehr bitten! Eine verheiratete Frau würde sich doch nur für Sie
interessieren, wenn sie eine Freundin oder eine Schwester hätte, die noch frei
ist.«
Er blickte sie an. »In Ihren
Kreisen vielleicht.«
Francesca blickte von einem zum anderen, und was sie sah, gefiel
ihr gar nicht. Das Gemälde schien Connie nicht mehr länger zu stören; ganz
offensichtlich störte sie sich weitaus mehr an ihrem Gastgeber, der mit ihr
flirtete und sich nicht einmal Mühe gab, es zu verbergen. Im Grunde war es mehr
als das – Hart benahm sich, als wäre ihre Schwester seine Beute, und das war
einfach nicht akzeptabel.
»Mr Hart? Könnten wir bitte kurz mit Ihnen sprechen?«, schaltete
Francesca sich ein.
»Gewiss, Miss Cahill«, sagte er und fuhr sogleich fort: »Finden
Sie die Bekehrung eines der bekanntesten Heiligen der katholischen Kirche auch
pietätlos und schockierend?«
Sie befeuchtete ihre Lippen. »Ich finde das Bild beunruhigend,
aber ich muss mir erst noch eine Meinung bilden, warum es sich so verhält.
Dennoch scheint der Künstler ganz offensichtlich ein Meister zu sein, und sein
Werk übt zweifellos eine gewisse Faszination aus.«
Er nickte anerkennend. »Dem kann ich nur zustimmen.« Er blickte
erneut zu Connie hinüber. »Ich bin ein passionierter Sammler und würde Sie gern durch mein Haus führen, um Ihnen die
vielen Meisterwerke zu zeigen, die ich über die Jahre erworben habe.« Er
lächelte.
»Ich fürchte, wir dürften kaum Zeit für eine solche Führung haben,
Mr Hart«, erwiderte Connie.
»Nun, vielleicht werden Sie Ihre Meinung mit der Zeit ändern«,
sagte Hart. Dann wandte er sich lächelnd an Francesca: »Folgen Sie mir bitte,
meine Damen.«
Francesca warf Connie, die offenbar wirklich verärgert war, einen
beruhigenden Blick zu.
Dann ergriff sie Connies Hand, und die Schwestern folgten Calder
Hart durch die riesige Eingangshalle in einen Salon.
Francesca erblickte rund ein Dutzend oder mehr exotische
Sitzmöglichkeiten. Brokat, Damast und Seide waren überall vertreten, Streifenmuster konkurrierten mit
türkischen Mustern und einfarbigen Stoffen. Zwei riesige, thronähnliche
Sessel schienen mit echten Zebrafellen bedeckt zu sein. Abgesehen davon herrschten in dem Raum Rottöne, Gold
und Bernsteingelb vor, und die Wände waren in einem dunklen Orange
gestrichen. Von der Decke hingen riesige Kristallkronleuchter herab, und auf dem Boden lagen neben etlichen anderen
Teppichen auch zwei Leopardenfelle. Francesca kam es vor, als habe sie eine
andere Welt betreten oder als sei sie in eine
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