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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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da kaum ein Tag vergeht, an dem ich mit meinem Schutzbefohlenen nicht einige Worte wechsele, darf ich behaupten, ihn gründlich studiert zu haben. Deshalb wage ich die Voraussage, daß er die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht enttäuschen würde. Es kostete mich viel Mühe, ihn auf den rechten Pfad zu bringen, denn er ist von rauher und trotziger Wesensart und sträubte sich daher hartnäckig, einzugestehen, daß er der Wahrheit des christlichen Glaubens längst erlegen war. Doch ich besiegte seinen Stolz, und weil ich weiß, daß er jeder Verstellung abhold ist, bin ich sicher, daß seine Wandlung von Dauer sein wird. Ich verheimliche nicht, daß ich auf ihn nicht nur als künftigen Verbündeten des Reiches zählte, sondern auch als treuen Gefolgsmann Christi, der, eine Fackel des Glaubens in der Finsternis des Heidentums, die Altäre der Götzen verbrennen und schließlich sein ganzes Volk bekehren würde. Kirchen sah ich im Land der Heveller entstehen, Missionare und Priester das stachlige Dorngestrüpp des Unglaubens herausreißen und den Fürsten mir, seinem Lehrer, mit Schenkungen danken, zum Nutzen und Frommen des Halberstädter Sprengels.
    Wie die Dinge indes liegen, muß ich solche Träume vorerst wohl begraben; denn sollte Graf Gero, der bisher lediglich drei sorbische Burgen erobert hat, seine Hand eines Tages tatsächlich auch nach den Hevellern ausstrecken, würden mit Sicherheit viele Jahre verstreichen, ehe man daran denken könnte, auf diesem blutgetränkten Boden Kirchen zu errichten und den verbitterten Menschen Gottes Wort zu verkünden. Das Bistum, dem meine Nichtigkeit ohne Besonderheit der Verdienste die Ehre hat, vorzustehen, hätte überdies davon kaum einen Gewinn, weil nämlich beabsichtigt ist, in den besetzten Ländern eigene Bistümer zu gründen. Meines Schützlings aber, für dessen Bekehrung ich soviel Geduld und Überredungskunst aufgewendet habe, würde man dann nicht mehr bedürfen. Noch ahnt der Ärmste nicht, daß seine Gefangenschaft bis an sein Lebensende währen könnte; er würde, erführe er es, gewiß schwermütig werden. Darum verberge ich vorerst vor ihm, was man über ihn verhängt – vielleicht, daß der König seinen Sinn noch ändert.
    Habe ich bis zu dieser Stelle meines Briefes, auf die Verschwiegenheit Deiner Brüderlichkeit bauend, vor allem Betrübliches geschildert, soll nun, da ich mich dem Ende nähere, auch Tröstliches zur Sprache kommen. Mit Gottes Hilfe gelang es uns nämlich, einen Sieg über die Ungarn zu erringen, die, nachdem sie wieder einmal in Sachsen eingefallen waren, ihr Lager an der Bode aufgeschlagen und sich hierauf in zwei Haufen geteilt hatten. Eine Schar wandte sich gen Westen, ward aber von der Besatzung der Steterburg in kühnem Handstreich angegriffen und auf der anschließenden Flucht zerstreut, wobei viele der Eindringlinge in Gefangenschaft gerieten. Nicht glücklicher erging es jenen, die nach Norden gezogen waren. Ein diesseits der Grenze lebender und im Dienste des Königs stehender Slawe, den sie sich in der Annahme, er sei unser Feind, zum ortskundigen Führer erwählt hatten, vermochte es, sie in ein Sumpfgebiet zu locken, in welchem die meisten von ihnen elendiglich umkamen; sind es doch die Ungarn nicht gewöhnt, auf solchem Gelände zu kämpfen, weswegen die Unsrigen ihrer rasch Herr wurden. Die im Lager Verbliebenen aber gerieten auf diese Nachricht hin in Verwirrung, ließen ihre Habe im Stich und flohen.
    Tröstliches, geliebter Mitpriester, versprach ich Dir zum Schluß, und das sind für Männer wie Dich und mich vor allem solche Ereignisse, in denen sich die Vorsehung unmittelbar zu erkennen gibt und uns, indem sie Wunder wirkt, durch die Erfahrung der göttlichen Allmacht im Glauben bestärkt. Nicht selten ist der Sinn mancher Begebenheiten unserem armseligen Verstand freilich unzugänglich, weswegen es stets geboten ist, mit Zurückhaltung von ihnen zu berichten.
    So erschienen unlängst mehrere Kometen, wodurch viele Menschen erschraken, weil sie eine Seuche oder sonstige Heimsuchungen befürchteten. Auch erzählte man, daß die Schafe etlicher Leute Lämmer mit fünf Beinen oder drei Augen geworfen hätten. Obwohl beides kurz vor der Empörung Thankmars und Eberhards geschehen sein soll, werde ich mich hüten, derlei zu deuten. Ich erwähne die Gleichzeitigkeit dieser Vorkommnisse nur nebenher, ohne ihrem Zusammentreffen irgendwelche Wichtigkeit beizumessen – heißt es doch: Ihr sollt nicht wahrsagen, noch auf

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