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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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gute Aussichten, ihm zu entwischen. Nicht weit von hier, nach der nächsten Krümmung des Weges, hatte es vor etlichen Jahren gebrannt, und um zu verhindern, daß sich das Feuer ausbreitete, hatte man linker Hand eine Schneise in den Wald gehauen. Sie war längst wieder mit Sträuchern bewachsen, bot aber jemandem, der jeden Fleck in dieser Gegend kannte, einen ausgezeichneten Fluchtweg. Auch im Dunkel würde er sie finden, und da er nicht zu befürchten brauchte, gegen einen Stamm zu prallen, würde er ungehemmt drauflosrennen können. Er würde sich losreißen, und noch ehe sein Bewacher entschieden hatte, ob er ihn zu Pferd oder zu Fuß verfolgen sollte, würde ihn die Nacht verschluckt haben. Zuvor mußte er sich allerdings noch der Fesseln entledigen.
    Er spannte die Muskeln, lockerte sie, spannte sie abermals. Sogleich verstärkte der Fremde seinen Griff. »Nicht machen!« flüsterte er. »Keine Angst, alles gut.«
    Wieder schien es Konrad, als habe er die Stimme schon einmal gehört.
    »Wohin gehen wir?« fragte er.
    »Geradeaus.«
    »Und wer bist du?«
    Der Mann lachte lautlos, antwortete aber nicht. Konrad beschloß, nichts zu übereilen, denn was immer das alles bedeuten mochte, sonderlich böse schien es der andere mit ihm nicht zu meinen.
    Nachdem sie ein Stück gelaufen waren, wandte sich der Fremde plötzlich nach links, hinein in fast mannshohes Gestrüpp.
    Zweige peitschten ihre Gesichter, und als Konrad emporblickte, erkannte er auf einmal, daß sie sich in der Schneise befanden. Verblüfft blieb er stehen.
    »Noch bißchen«, sagte der andere und schob ihn vorwärts. Kurz darauf vernahm Konrad ein leises Rascheln und Klirren. Im Mondlicht bewegte sich etwas. Der Geruch von Kot stieg ihm in die Nase, und noch bevor er begriff, woher er rührte, spürte er die Nähe eines zweiten Pferdes. Schnaubend begrüßte es sie.
    »Halt!« sagte der Mann und machte sich daran, seine Fesseln aufzuknoten. Sowie er damit fertig war, drehte er Konrad herum, faßte nach seiner rechten Hand, führte sie sich an den Kopf und preßte sie gegen sein Haar.
    »Peppo!« entfuhr es Konrad. »Verflucht noch eins, bist du es wirklich?«
    »Ich bin«, bestätigte der andere trocken. »Hast du nicht geahnt?«
    »Nein!« entgegnete Konrad, sich stöhnend die Gelenke reibend. »Nichts habe ich geahnt, ich schwör's dir! Warum sagst du das erst jetzt? Es fehlte nicht viel, und ich hätte dich dorthin geschickt, wo du früher oder später sowieso landen wirst.«
    »Du?« Der Schwarze lachte glucksend. »Hast du noch nicht genug?«
    »Wovon? … He, was heißt das? Warst du es etwa, der mir –«
    »Ich war«, gab Peppo fröhlich zu. »Aber ich hätte lieber Knüppel nehmen sollen. Hand tut mir weh von deinem blöden Gürtel.« Er befühlte sie. »Überall ist Blut. Da!«
    »Was schert mich deine Hand, du dreister Strolch«, erwiderte Konrad, halb ärgerlich, halb belustigt. »Eigentlich wollte ich einen Panzer überziehen, hab es mir dann aber im letzten Moment noch anders überlegt. Hast also Glück gehabt … Und nun verrate mir endlich, was du hier tust.«
    »Ich rede mit dir.«
    »Bist wohl ausgerückt, wie?«
    »Ausgerückt?«
    »Stell dich nicht dumm! Wer waren denn die anderen drei?«
    »Von meiner alten Bande.«
    »Soso, von deiner alten Bande! Hab ich's mir nicht gedacht? Ihr seid also doch ausgerückt.«
    »Wenn du so sagen willst.«
    »Wie würdest du es denn ausdrücken?«
    Peppo schwieg.
    Konrad stemmte die Fäuste in die Hüften. »Was ist, Freundchen, weshalb läßt du mich warten? Raus mit der Sprache, bevor ich die Geduld verliere!«
    Der Schwarze seufzte. »Ich werde dir erklären«, antwortete er. »Doch du darfst nicht gleich wütend werden. Versprich mir, daß du mich ausreden läßt, bis zum Schluß.«
    »Fang an!«
    »Du willst wissen, warum wir dir aufgelauert haben«, begann Peppo ohne weitere Umschweife. »Ich werde dir sagen: Weil es uns Graf Christian befohlen hat.«
    »Was hat er euch befohlen?«
    »Dich zu überfallen. Wir sollen dich fesseln und so lange festhalten, bis alles vorbei ist.«
    »Weshalb?«
    »Damit du uns nicht verraten kannst.«
    »An wen?«
    »An die Slawen.«
    Konrad räusperte sich. »Ihr hattet vorhin eine Fackel. Wo ist sie jetzt?«
    »Meine Kameraden haben sie mitgenommen. Sei unbesorgt, wir werden keine brauchen. Ich finde Weg auch ohne Licht.«
    »Oh doch, ich könnte eine gebrauchen. Ich würde nämlich gern dein Gesicht sehen.«
    »Wozu?«
    »Du bist betrunken, alter Freund,

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