Brennaburg
stimmt's?«
»Betrunken? Ich? Keinen Tropfen habe ich getrunken. Wir dürfen erst wieder trinken, wenn alle tot sind.«
Der Schwarze lachte, daß seine vom Mondlicht umflirrten Schultern bebten. »Du riechst nach Wein, sogar gegen Wind. Aber du sagst: Peppo ist betrunken!«
»Wenn wer tot ist?«
»Wer? Eure Gäste natürlich.«
»Und woran werden sie sterben?«
»Du stellst seltsame Fragen, weißt du?«
»Antworte!«
»Weil die anderen sie totschlagen.«
»Was faselst du da? Hast du den Verstand verloren? Sie sollten sie nicht töten, sondern gefangennehmen und entführen.«
»Das ist nicht wahr. Graf Christian sagt: Verschont keinen, auch nicht, wenn einer auf den Knien um Gnade bittet. Niemand darf mit dem Leben davonkommen.«
Konrad hockte sich nieder, tastete über die Erde, und als er gegen einen Baumstumpf stieß, nahm er darauf Platz.
»So«, sagte er, »nun beginne noch einmal. Ich werde dir aufmerksam zuhören. Doch ich warne dich: Wenn ich dich bei einer einzigen Lüge ertappe, gerbe ich dir das Fell.«
Der Schwarze klatschte in die Hände. »Heilige Jungfrau, wofür strafst du mich? Erst bin ich betrunken, dann verrückt und jetzt ein Lügner. Ich glaube, es ist besser, ich schweige.«
»Werd nicht frech! Also – warum habt ihr mich überfallen?«
»Weil Graf Christian gesagt hat.«
»Wann?«
»Heute morgen.«
»Wer war außer dir noch zugegen?«
»Meine Kameraden.«
»Wie begründete er seine Forderung?«
»Er sagte, du willst den Slawen berichten, was wir vorhaben. Darum sollen wir dich festhalten, bis alles vorüber ist.«
»Von was für Slawen sprichst du? Ich meine, wo sollen sie sich nach Ansicht des Grafen befinden?«
»Ich weiß nicht. Irgendwo im Wald.«
»Und weshalb glaubt er von mir, ich wolle mit ihnen in Verbindung treten?«
»Ich weiß nicht. Er hat uns nichts gesagt.«
»Wo sind deine drei Kameraden hingegangen?«
»Zurück zu den anderen. Sie sollten mir nur helfen, dich zu fesseln.«
Konrad hob den Kopf. »Du lügst«, sagte er dumpf, »und ich werde es dir beweisen. Zum einen wisse, daß sich im Wald gar keine Slawen aufhalten. Es gibt dort niemanden, dem ich, was immer dies sein mag, etwas verraten könnte. Des weiteren läßt sich der Graben um unseren Hof schwerlich ohne meine Hilfe überwinden. Ich schlug nämlich Pfähle in den Grund, an denen seitlich eiserne Spitzen angebracht sind. Wer ihn durchwatet, wird sich deshalb, zumal im Dunkeln, unvermeidlich verletzen. An vier Stellen stehen die Pfähle so, daß man Bretter auf sie legen und den Graben blitzschnell überqueren kann. Diese Stellen sind aber allein mir bekannt, wovon Graf Christian unterrichtet ist. Er würde mich daher nicht einfach festhalten lassen, sondern nach ihnen befragen.«
»Sind sie wirklich nur dir bekannt?«
»Natürlich auch meinen Männern. Der Zweck dieser Übergänge besteht ja darin, bei einer Belagerung nachts einen Ausfall zu ermöglichen. Keiner meiner Leute weiß jedoch etwas von dem Plan, die Häuptlinge zu verschleppen.«
»Das stimmt nicht. Der mit dem großen Bart weiß.«
»Wen meinst du? Otfried?«
»Ja.«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Er war mit Graf Christian im Wald.«
»Wann?«
»Gestern abend. Graf Christian sagte zu uns: Dieser Mann wird euch morgen nacht zum Hof und über den Graben führen. Gehorcht ihm aufs Wort. Glaubst du mir nun?«
Konrad schwieg. Er mühte sich, die Herkunft eines Geräusches zu ergründen, das während Peppos letzter Worte dicht an seinem Ohr eingesetzt hatte. Plötzlich erkannte er, daß es von seinen Zähnen herrührte, die unablässig aufeinanderschlugen. Er bewegte die Finger, sie waren steif vor Kälte. Er stand auf, steckte sie unter die Achseln, lief ein paar Schritte und drehte sich um.
»Ich werde dir darauf später antworten«, entgegnete er. »Schildere mir jetzt, wie euch Graf Christian befahl, die Häuptlinge zu töten.«
»Gut. Als er zu uns kam, sagte er, daß er einen gefährlichen Auftrag hat. Man kann aber auch große Beute machen. Er fragte, ob es Freiwillige gibt. Es meldeten sich fast alle, denn dort, wo wir sind, ist es sehr langweilig. Er wählte welche aus.«
»Wie viele?«
»Mehr als die Hälfte von jeder Burg. Unterwegs ließ er halten und sagte, was wir tun sollen. Er sagte, sie haben sehr viel Schmuck, Gold und Silber, und wir dürfen alles an uns nehmen. Wir müssen aber jeden töten und dürfen niemals darüber reden.«
»Erklärte er euch, warum ihr die Häuptlinge töten
Weitere Kostenlose Bücher