Brennen Muss Salem
mir.«
»Natürlich«, sagte Susan beruhigend. »Wir werden beide nur so klirren vor lauter Kreuzen.«
»Macht keine Witze«, murmelte Matt. »Hättet ihr gesehen, was ich sah -« Er wandte sich ab und blickte zum Fenster hinaus auf die sonnenbeschienenen Blätter einer Erle und den hellen Himmel.
»Mir ist nicht nach Scherzen zumute«, sagte Ben. »Wir werden alle Vorsichtsmaßnahmen treffen.«
»Geht zu Pater Callahan«, sagte Matt. »Er soll euch Weihwasser und vielleicht eine unkonsekrierte Hostie geben.«
»Was für ein Mensch ist der Pater?« fragte Ben.
Matt zuckte die Achseln. »Ein wenig seltsam ist er. Vermutlich ein Trinker. Aber jedenfalls gebildet und höflich. Vielleicht leidet er ein wenig unter dem Joch der Progressiven.«
»Sind Sie sicher, daß ... daß Pater Callahan trinkt?« fragte Susan ungläubig.
»Nicht sicher«, sagte Matt. »Aber ich hörte, er sei im Alkoholladen von Yarmouth ein regelmäßiger Kunde.«
»Könnte man mit ihm sprechen?« fragte Ben.
»Ich weiß nicht. Ich glaube, Sie sollten es versuchen.«
»Dann kennen Sie ihn überhaupt nicht?«
»Nein, nicht sehr gut. Er schreibt an einer Geschichte der katholischen Kirche in Neuengland und weiß eine ganze Menge über die Dichter des sogenannten ›Goldenen Zeitalters‹ - Whittier, Longfellow, Russell, Holmes, diese Art. Ich habe ihn im vergangenen Jahr eingeladen, in meinem Literaturgeschichtsunterricht zu sprechen. Er hat eine gute Auffassungsgabe - meine Studenten haben ihn sehr gemocht.«
»Ich werde ihn aufsuchen«, sagte Ben, »und meinem Riecher vertrauen.«
Eine Schwester schaute ins Zimmer, und einen Augenblick später kam Jimmy Cody, ein Stethoskop um den Hals.
»Stört ihr meinen Patienten?« fragte er freundlich.
»Nicht halb so sehr wie Sie«, murrte Matt. »Ich will meine Pfeife.«
»Das geht nicht«, sagte Cody und las das Krankenblatt.
»Verdammter Quacksalber«, brummte Matt.
Cody zog an dem grünen Vorhang, der auf einer C-förmigen Stahlschiene um das Bett lief. »Ich muß leider bitten, daß ihr euch für einen Augenblick entfernt. Wie geht es Ihrem Kopf, Mr. Mears?«
»Bisher scheint dort nichts ausgeronnen zu sein.«
»Haben Sie von Floyd Tibbits gehört?«
»Susan erzählte es mir. Wenn Sie nach Ihrer Visite Zeit hätten, würde ich gerne mit Ihnen sprechen.«
»Ich werde Sie als letzten Patienten besuchen - etwa gegen elf Uhr.«
»Vielen Dank.«
Cody zog wieder am Vorhang. »Und wenn Sie und Susan uns jetzt entschuldigen würden –«
Der Vorhang wurde endgültig zugezogen. Dahinter hörten sie Cody sagen: »Wenn ich Sie das nächste Mal in Narkose habe, werde ich voraussichtlich Ihre Zunge und die Hälfte Ihres Vorderhirns herausnehmen.«
Susan und Ben lächelten einander an, wie es junge Paare zu tun pflegen, wenn sie in der Sonne stehen und alles sonst in Ordnung ist; dann verschwand das Lächeln beinahe gleichzeitig aus ihren Gesichtern. Einen Augenblick lang fragten sich nämlich beide, ob sie nicht gänzlich verrückt seien.
Als Jimmy Cody endlich in Bens Zimmer kam, war es zwanzig Minuten nach elf Uhr, und Ben begann: »Worüber ich mit Ihnen sprechen wollte –«
»Zuerst der Kopf, dann die Unterhaltung.« Vorsichtig teilte Cody Bens Haarschopf und sagte: »Das wird ein wenig weh tun.« Er nahm den Verband ab, und Ben fuhr in die Höhe.
»Eine gewaltige Beule«, sagte Cody im Plauderton und legte einen etwas kleineren Verband an.
Er leuchtete in Bens Augen und klopfte mit einem Gummi-hammer auf sein linkes Knie. Ben fragte sich, ob es derselbe Hammer war, den Cody bei Mike Ryerson verwendet hatte.
»Scheint alles soweit in Ordnung zu sein«, sagte Cody und räumte seine Instrumente weg.
»Wie war der Mädchenname Ihrer Mutter?«
»Ashford«, sagte Ben. Als er das erste Mal wieder zu Bewußtsein kam, hatte man ihn etwas Ähnliches gefragt.
»Ihr erster Lehrer?«
»Mrs. Parkins. Die mit den gebleichten Haaren.«
»Zweiter Vorname des Vaters?«
»Merton.«
»Schwindelanfälle oder Erbrechen?«
»Nein!«
»Fremdartige Gerüche, Farben oder etwas dergleichen wahrgenommen?«
»Nein, nein, nein. Ich fühle mich wohl.«
»Das habe ich zu entscheiden«, sagte Cody bissig. »Sehen Sie manche Dinge doppelt?«
»Nicht seit meiner letzten Whiskyflasche.«
»In Ordnung«, sagte Cody. »Ich erkläre Sie durch die Wunder der modernen Medizin und die Härte Ihres Kopfes für gesund. Was beschäftigt Sie sonst? Vermutlich der kleine McDougall-Junge und Tibbits. Ich kann Ihnen
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