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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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den Jungen, eine perfekte Figur, deren sorgfältig kontrollierte Muskeln einen winzigen Tanz vollführten.
    Er starrte auf die Wand.
    Endlich begann er seine Handgelenke in Halbkreisen zu bewegen. Er beeilte sich nicht. Er starrte auf die Wand.
    Schweiß strömte aus seinen Poren, und seine Handgelenke bewegten sich jetzt ein wenig leichter. Die Halbkreise wurden zu Dreiviertelkreisen.
    Fünf Minuten vergingen. Äußerste Konzentration erlaubte Mark eine partielle Kontrolle seines vegetativen Nervensystems. Aus seinen Poren floß mehr Schweiß, als die winzigen Bewegungen gerechtfertigt hätten, die er vollführte. Seine Hände wurden ölig.
    Jetzt bewegte er die Arme. Die Schlinge wurde enger, aber er spürte, wie der Strick an einer Hand abwärts zu rutschen begann. Erregung erfaßte ihn, und er hörte sofort auf, sich zu bewegen, bis jede Emotion vergangen war. Auf - nieder, auf - nieder, jedesmal gewann er einen Zentimeter. Und plötzlich war seine rechte Hand frei.
    Er ließ sie ruhig liegen und bewegte vorsichtig die Finger, bis sie sich gelockert hatten. Dann glitt die linke Hand aus der Fessel.
    Einen Augenblick lang schloß er die Augen. Jetzt durfte er - so sagte sein Buch - nicht glauben, daß er gewonnen habe. Jetzt mußte er mit noch größerer Geduld vorgehen.
    Auf die linke Hand gestützt, griff er mit der Rechten nach der Schlinge um seinen Hals. Sogleich wurde ihm klar, daß er bei dem Versuch, sie zu lösen, beinahe ersticken und seine Hoden, die jetzt schon schmerzten, noch mehr zusammenpressen würde.
    Mark holte tief Atem und machte sich an die Arbeit. Endlos lang, so schien es ihm, widerstand der Knoten seinen Versuchen. Er zog und zerrte, und schließlich spürte er ein Locker-werden. Einen Augenblick lang wurde der Druck in der Leistengegend beinahe unerträglich, dann warf er die Schlinge mit einem harten Ruck über den Kopf, und der Schmerz ließ nach.
    Mark setzte sich auf und umfaßte mit beiden Händen seine gequälten Hoden. Als der Schmerz erträglicher wurde, blickte Mark zum Fenster hinüber. Das einfallende Licht hatte die Farbe von blassem Ocker angenommen - der Sonnenuntergang war nahe. Und die Tür war verschlossen.
    Langsam stand Mark auf und rieb seine gefühllosen Schenkel.
    Von unten herauf drang ein Geräusch an sein Ohr: Schritte.
    Er schaute von Panik ergriffen auf, und seine Nasenlöcher öffneten sich weit. Er humpelte zum Fenster hinüber und versuchte, es hochzuschieben. Es war zugenagelt, und auf dem Fensterbrett stapelten sich verrostete Zehnpennystücke.
    Schritte auf der Treppe.
    Verzweifelt sah Mark sich im Zimmer um. Zwei Stöße von Zeitschriften. Ein kleiner Zinnteller mit dem Bild eines sommerlichen Picknicks auf der Rückseite. Das Eisenbett.
    Mark hinkte zum Eisenbett und hob ein Ende hoch. Und ein ferner Gott, der vielleicht gesehen hatte, wie wacker Mark sich bisher selbst geholfen hatte, half ein wenig weiter.
    Als Mark ein Bein losgeschraubt hatte und es in der Hand hielt, waren die Schritte vor der Tür angelangt.
    Als die Tür aufging, stand Mark mit erhobenem Eisenfuß dahinter – wie ein hölzerner Indianer mit dem Tomahawk.
    »Junger Herr, ich bin gekommen, um -«
    Straker sah den Strick auf dem Boden und erstarrte, vielleicht eine ganze Sekunde zu lang, von Staunen überwältigt. Er war auf halbem Weg ins Zimmer.
    Für Mark schienen die Ereignisse in Zeitlupentempo abzurollen. Er schien nicht eine knappe Sekunde, sondern minutenlang Zeit zu haben, um auf das Stück Glatze zu zielen, das hinter der Tür sichtbar wurde.
    Mit beiden Händen ließ er das Eisen herabfallen, nicht so fest er konnte - etwas von seiner Kraft sparte er für ein besseres Ziel. Das Eisen traf Straker oberhalb der Schläfe. Erstaunlich viel Blut quoll ihm aus der Kopfwunde.
    Strakers Körper taumelte rückwärts ins Zimmer. Sein Gesicht war zu einer fürchterlichen Grimasse verzerrt. Mark schlug nochmals zu. Diesmal traf das Eisenrohr Strakers kahlen Kopf knapp über der Stirn, und wieder quoll Blut hervor.
    Wie ein Sack fiel Straker zu Boden; von seinen Augen sah man nur noch das Weiße.
    Mark beobachtete das Fallen des Körpers, und seine Augen traten hervor und waren weit aufgerissen. Die Spitze des Eisen-bettbeins war blutverschmiert. Dunkler sah das aus als das Blut, das Mark aus den Filmen kannte. Es anzustarren machte ihn krank. Als er jedoch auf Straker blickte, fühlte er nichts.
    Ich habe ihn getötet, dachte Mark. Und dann: Gut so. Gut.
    Strakers Hand aber umfaßte

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