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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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geschleudert. Seine Beine versagten den Dienst, und er fiel betäubt zu Boden. Bryant ging an ihm vorbei auf Bonnie zu. Sie kauerte an der Tür; ihre Augen waren auf Bryant geheftet, und Reggie konnte die Begierde in ihnen erkennen.
    Corey sah über die Schulter zurück und grinste Reggie an; es war ein riesiges, leeres Grinsen - wie gebleichte Rinderschädel in der Wüste den Reisenden angrinsen. Bonnie streckte die Arme aus. Über ihr Gesicht huschten Schrecken und Lust wie Licht und Schatten.
    »Liebling«, sagte sie.
    Reggie schrie.
    »Hallo«, rief der Busfahrer. »Das ist Hartford, Mann.«
    Callahan schaute aus dem großen polarisierten Fenster auf die fremde Landschaft hinaus.
    »Ich weiß«, sagte er.
    »Hier halten wir zwanzig Minuten. Wollen Sie nicht ausstei-gen und ein Sandwich essen?«
    Callahan suchte mit seiner bandagierten Hand nach der Brieftasche und ließ sie beinahe fallen. Merkwürdig, die verbrannte Hand schien nicht mehr weh zu tun; sie war lediglich gefühllos.
    Es wäre besser gewesen, Schmerzen zu haben. Schmerz war wenigstens etwas Wirkliches. Er spürte den Geschmack des Todes in seinem Mund, einen mehligen Geschmack wie von einem faulen Apfel. War das alles? Ja. Es war schlimm genug.
    Er hielt dem Fahrer eine Zwanzig-Dollar-Note hin. »Können Sie mir eine Flasche holen?«
    »Mister, die Vorschriften –«
    »Das Wechselgeld gehört natürlich Ihnen. Eine halbe Flasche wäre fein.«
    »Ich will keine Betrunkenen in meinem Bus. In zwei Stunden sind wir in New York. Dort bekommen Sie, was Sie wollen.
    Alles.«
    Ich glaube, da irrst du dich, mein Freund, dachte Callahan.
    Nochmals sah er in seiner Brieftasche nach. Er besaß noch eine Zehn-Dollar-Note, zwei Fünfer und einen Einzeldollar. Er legte den Zehner zu dem Zwanziger.
    »Eine halbe Flasche wäre gut«, sagte er. »Und Sie behalten das Wechselgeld.«
    Der Fahrer schaute von den dreißig Dollar zu den dunklen, tiefliegenden Augen auf, und einen schrecklichen Augenblick lang dachte er, er spreche mit einem Totenschädel, mit einem Schädel, der vergessen hatte, wie man lächelt.
    »Dreißig Dollar für eine halbe Flasche? Mister, Sie sind närrisch. « Aber er nahm das Geld.
    Etwas Billiges, dachte Callahan. Etwas, das Zunge und Hals verbrennt. Etwas, das diesen süßlichen Geschmack wegnimmt ... oder ihn zumindest verbessert, bis Callahan einen Platz gefunden haben würde, wo er ernstlich trinken konnte. Trinken und trinken und trinken –
    Er dachte, daß er jetzt zusammenbrechen und weinen würde.
    Aber er hatte keine Tränen. Er fühlte sich ganz ausgedörrt, ganz leer. Es gab nur ... diesen Geschmack.
    Beeil dich, Fahrer.
    Wieder schaute Callahan aus dem Fenster. Auf der ändern Straßenseite saß ein kleiner Junge auf der Verandatreppe und hielt die Arme vor dem Gesicht verschränkt. Callahan beobachtete ihn, bis der Bus weiterfuhr. Aber der Junge rührte sich nicht.
    Ben spürte eine Hand auf seinem Arm und erwachte langsam.
    Nahe seinem Ohr sagte Mark: »Guten Morgen.«
    Ben öffnete die Augen, blinzelte und sah zum Fenster hinaus, auf die Welt. Die Dämmerung hatte sich durch einen monotonen Herbstregen gekämpft, der weder stark noch schwach war.
    Die Bäume an der Nordseite des Spitals waren jetzt halb entblättert, und die schwarzen Äste zeichneten sich gegen den grauen Himmel ab wie riesige Buchstaben eines unbekannten Alphabets. Die Route Nummer 30, die aus der Stadt gegen Osten führte, glänzte wie ein Seehundfell – die Rücklichter eines vorbeifahrenden Autos hinterließen einen unheimlichen roten Lichtschimmer auf dem Asphalt.
    Ben stand auf und blickte um sich. Matt schlief; seine Brust hob und senkte sich, sein Atem ging flach, aber regelmäßig.
    Jimmy schlief in dem einzigen Lehnstuhl des Zimmers.
    »Zeit aufzubrechen, nicht?« fragte Mark.
    Ben nickte. Er dachte an den vor ihm liegenden Tag, und ihn schauderte. Die einzige Möglichkeit, diesen Tag zu überstehen, war, nicht mehr als zehn Minuten vorauszudenken. Ben sah den Jungen an, und der eiskalte Eifer, der in Marks Gesicht lag, bereitete ihm Übelkeit. Er ging zu Jimmy und schüttelte ihn wach.
    Jimmy schlug in seinem Stuhl um sich wie ein Schwimmer, der aus großen Tiefen emportaucht. Sein Gesicht zuckte, seine Augen öffneten sich und waren einen Augenblick lang von namenlosem Entsetzen erfüllt.
    Dann kam das Erkennen, und sein Körper entspannte sich.
    Mark nickte verständnisvoll.
    Jimmy sah zum Fenster hinaus und sagte: »Tageslicht«, wie ein

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