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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die meisten Leute schliefen bereits den Schlaf der Gerechten.
    Auf dem Friedhof von Harmony Hill stand eine nachdenkliche Gestalt neben dem Gitter und wartete. Als der Mann zu sprechen begann, klang seine Stimme leise und gepflegt.
    »O mein Vater, erhöre mich jetzt. Herr der Fliegen, erhöre mich jetzt. Jetzt bringe ich dir verdorbenes Fleisch dar. Ich habe dir ein Opfer gebracht. Mit meiner Linken bringe ich es dir dar. Gib mir hier, auf diesem dir geweihten Boden ein Zeichen. Ich warte auf ein Zeichen, um deine Arbeit zu beginnen.«
    Die Stimme erstarb. Ein schwacher Wind war aufgekommen; er brachte das Seufzen und Flüstern der Blätter und Gräser und wehte von dem Müllhaufen auf der Straße einen Geruch nach Aas heran.
    Nichts rührte sich außer dem leichten Wind. Eine Weile stand die Gestalt still und gedankenverloren da. Dann bückte sie sich und hatte ein Kind im linken Arm.
    »Das bringe ich dir dar.«
    Es wurde unaussprechlich.

4
    Danny Glick und die andern

    Als Danny und Ralphie Glick gegangen waren, Mark Petrie zu besuchen, hatte man ihnen eingeschärft, spätestens um neun Uhr abends zu Hause zu sein. Als sie um zehn Uhr noch nicht zurück waren, rief Marjorie Glick bei den Petries an.
    Nein, sagte Mrs. Petrie, die Jungen waren nicht da. Sie seien auch gar nicht gekommen. Vielleicht sollte Marjories Mann mit Henry sprechen. Mrs. Glick übergab ihrem Mann den Hörer und spürte, wie sich ihr Magen angstvoll zusammenzog.
    Die Männer besprachen die Angelegenheit. Ja, die Jungen hatten den Waldweg genommen. Nein, der kleine Bach war zu dieser Jahreszeit, besonders nach dem schönen Wetter, ganz seicht. Nicht mehr als knöcheltief. Henry schlug vor, daß er mit einer starken Taschenlampe losziehen werde, Mr. Glick solle die Suche von seinem Haus aus beginnen. Tony stimmte zu und dankte Mr. Petrie für dessen Hilfe. Vielleicht hatten die Jungen einen Fuchsbau gefunden oder sie rauchten irgendwo Zigaretten. Tony hing den Hörer auf und tröstete seine Frau; sie hatte Angst. Er beschloß, daß die Jungen, wenn er sie gefunden hätte, eine Woche lang nicht würden sitzen können.
    Doch bevor Glick den Garten verließ, taumelte Danny zwischen den Bäumen hervor und brach neben dem Gartengrill zusammen. Danny war verwirrt und sprach sehr langsam. Fragen beantwortete er nur mühsam und nicht immer klar. Auf seinen Hemdärmeln waren Grashalme, und ein paar herbstliche Blätter lagen auf seinem Haar.
    Er sagte seinem Vater, daß er und Ralphie den Weg durch den Wald genommen hätten. Bei den Steinplatten hätten sie den Crockett-Bach überquert und seien ohne Schwierigkeiten ans andere Ufer gelangt. Dann habe Ralphie begonnen, von Gespenstern im Wald zu sprechen und behauptet, er könne ein Gesicht sehen. Danny habe es mit der Angst zu tun bekommen. Nein, er glaube weder an Gespenster noch an Märchen vom wilden Mann, aber er glaube, etwas in der Dunkelheit gehört zu haben.
    Was hätten sie dann getan?
    Danny glaubte, sich zu erinnern, daß sie Hand in Hand weitergegangen seien. Ganz sicher war er sich dessen nicht. Ralphie habe gejammert und Danny habe versucht, ihn zu trösten: sie seien nur noch hundert Schritte von der Straße entfernt gewesen. Dann sei etwas Böses geschehen.
    Was? Was war das Böse?
    Danny wußte es nicht.
    Sie fragten ihn aus, drangen in ihn, forderten eine Antwort.
    Danny schüttelte nur langsam und verständnislos den Kopf. Ja, er wußte, daß er sich erinnern sollte, aber es ging nicht. Nein, es ging nicht. Nein, er sei nicht gestolpert oder hingefallen. Nur ... alles sei dunkel gewesen. Sehr dunkel. Das nächste, woran er sich erinnern konnte, war, daß er allein auf dem Weg gelegen sei, Ralphie war verschwunden.
    Parkins Gillespie erklärte, es habe keinen Sinn, in der Nacht einen Suchtrupp auszuschicken. Vermutlich habe sich der kleine Junge eben verirrt. Parkins ging mit Nolly Gardener, Tony Glick und Henry Petrie den Weg ab und sprach von Zeit zu Zeit in ein Megaphon.
    Am nächsten Morgen starteten die Polizei von Cumberland und von Maine eine koordinierte Suchaktion auf dem gesamten Gebiet. Vier Tage lang streiften sie durch die Gegend, und Mr. und Mrs. Glick wanderten durch die Wälder und riefen unermüdlich den Namen ihres Kindes. Umsonst.
    Man baggerte den Taggart Stream und den Royal River aus.
    Ohne Erfolg.
    Am Morgen des vierten Tages weckte Marjorie Glick, verzweifelt und hysterisch, ihren Mann. Danny war auf dem Weg ins Badezimmer zusammengebrochen. Eine Ambulanz

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