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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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glaubte ich das. Ich habe Nachforschungen über Hubie Marsten angestellt, weißt du. Er war ein Gangster. Die Speditionsfirma war nichts als eine Fassade.«
    Sie sah Ben verwundert an. »Wie hast du das herausgefunden?«
    »Zum Teil erfuhr ich es von der Polizei in Boston, zum Teil von einer Frau namens Minella Corey, Birdie Marstens Schwester. Sie ist heute neunundsiebzig und erinnert sich nicht, was sie am selben Tag gefrühstückt hat, aber alles was vor 1940 geschah, das weiß sie.«
    »Und sie erzählte dir –«
    »Alles, was sie wußte. Sie lebt in einem Altersheim in New Hampshire, und ich glaube, es hat sich seit Jahren niemand Zeit genommen, ihr zuzuhören. Ich fragte sie, ob Hubert Marsten in Boston tatsächlich ein Mörder auf Bestellung gewesen sei - das ist die Meinung der Polizei -, und sie nickte. »Wie viele?« fragte ich. Sie hielt ihre Finger hoch und fuhr mit der Hand hin und her. »Können Sie meine Finger zählen?«
    »Mein Gott.«
    »1927 hatte das Bostoner Gangster-Syndikat keine Verwendung mehr für Hubert Marsten. Man hatte ihn zweimal festge-nommen, einmal in Boston und einmal in Maiden. In Boston ging es um einen internen Gangsterkrieg und Marsten wurde nach zwei Stunden wieder entlassen. In Maiden ging es um etwas anderes; ein elfjähriger Junge war ermordet worden. Man hatte ihm die Eingeweide aus dem Leibe gerissen.«
    »Ben«, sagte Susan, und ihre Stimme klang, als sei ihr übel.
    »Marstens Arbeitgeber haben ihn dann freibekommen - vermutlich wußte er, wo ein paar Leichen begraben lagen -, aber das war das Ende seiner Karriere in Boston. Er zog nach Salem's Lot als pensionierter Angestellter einer Speditionsfirma, der jeden Monat seinen Scheck erhielt. Marsten ging nur selten aus. Zumindest wird das behauptet.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich habe in der Bibliothek die alten Nummern der Lokalzeitung durchgelesen; zwischen 1928 und 1939 verschwanden vier Kinder. Das ist in einer ländlichen Gegend nicht so ungewöhnlich. Kinder verlaufen sich und manchmal sterben sie an Erschöpfung. Manchmal werden sie in einer Kiesgrube verschüttet. So etwas kommt vor.«
    »Glaubst du, daß es so war?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, daß keines dieser vier Kinder jemals gefunden wurde. Hubert und Birdie lebten elf Jahre lang in jenem Haus, und die Kinder verschwanden. Mehr weiß ich nicht. Aber ich denke sehr viel an diesen Jungen aus Maiden. Kennst du ›Die Gespenster vom Hill-Haus‹ von Shirley Jackson?«
    »Ja.«
    Er zitierte halblaut: »Und was immer dort ging, es ging allein.« Du hast gefragt, wovon mein Buch handelt. Im Grunde handelt es von der immer wiederkehrenden Macht des Bösen.«
    Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. »Du glaubst doch nicht, daß Ralphie Glick . ..«
    »Vom rachsüchtigen Geist des Hubert Marsten, der jedes dritte Jahr bei Vollmond zum Leben erwacht, gefressen wurde?«
    »So etwas Ähnliches.«
    »Wenn du beruhigende Worte hören willst, so bist du bei mir an der falschen Adresse. Vergiß nicht, ich bin das Kind, das im ersten Stock die Schlafzimmertür geöffnet und Marsten von einem Balken baumeln gesehen hat.«
    »Das ist keine Antwort.«
    »Nein, aber ich will dir noch etwas erzählen, bevor ich dir sage, was ich mir denke. Etwas, das Minella Corey sagte. Sie behauptet, es gäbe böse Menschen auf der Welt, durch und durch böse Menschen. Manchmal hören wir von ihnen, meistens bleiben sie aber im Dunkeln. Sie sagt, es sei ihr Fluch, während ihres Lebens von zwei solchen Menschen gewußt zu haben. Der eine war Hitler, der andere ihr Schwager Hubert Marsten.« Ben hielt inne. »Sie sagt, sie sei zu dem Zeitpunkt, als Hubie ihre Schwester erschoß, vierhundert Kilometer weit entfernt, in Cape Cod, gewesen. Sie habe dort für eine wohlhabende Familie als Haushälterin gearbeitet. Es war an einem Nachmittag, um Viertel nach drei Uhr, und Minella machte gerade in einer Holzschüssel Salat an. Da durchfuhr »wie ein Blitzstrahl« ein stechender Schmerz ihren Kopf und sie hörte einen Schuß.
    Sie fiel zu Boden. Als sie wieder aufstand, waren zwanzig Minuten vergangen. Sie sah in die Salatschüssel und schrie auf. Die Schüssel schien voll von Blut zu sein.«
    »Mein Gott«, murmelte Susan.
    »Einen Augenblick später war alles wieder normal. Kein Kopfweh, und in der Schüssel nur Salat. Aber Minella sagt, sie wußte damals - sie wußte -, daß ihre Schwester erschossen worden sei.«
    »Das ist ihre unbeweisbare Geschichte?«
    »Ja, unbeweisbar.

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