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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Spencer's«, sagte sie, während sie den Abhang hinunterschlenderten. »Gehen wir lieber in den Park.«
    »Haben Sie keine Angst vor Landstreichern, Madam?«
    »Bei uns in Salem's Lot müssen alle Landstreicher um neunzehn Uhr zu Hause sein. Und jetzt ist es genau zwanzig Uhr drei Minuten.«
    Sie hatten noch nicht den Fuß des Hügels erreicht, und schon hatte die Dunkelheit sie eingehüllt. Im Licht der Straßenlampen wurden ihre Schatten länger und kürzer.
    »Ihr habt sympathische Landstreicher hier«, sagte er. »Treibt sich niemand nach Einbruch der Dunkelheit im Park herum?«
    »Hin und wieder gehen unsere Jungen mit ihren Mädchen hin, wenn sie zu wenig Geld haben, um sich ein Drive-in zu leisten«, sagte sie und zwinkerte ihm zu. »Also schau nicht hin, wenn du hinter einem Busch Schatten siehst, die sich bewegen.«
    Der Park war schattig und verträumt, die verschlungenen Wege verschwanden unter den Bäumen, der kleine Teich schimmerte im Widerschein der Straßenlichter.
    Sie gingen rund um das Kriegerdenkmal mit seiner langen Namensliste. Die ältesten Namen stammten aus dem Revolu-tionskrieg, die jüngsten, unter dem Krieg von 1812 eingemeißelt, aus Schlachten in Vietnam. Aus diesem letzten Konflikt stammten sechs Namen, und die neu eingemeißelten Buchstaben sahen aus wie eine frische Wunde. Diese Stadt hat einen falschen Namen, sie sollte »Zeit« heißen, überlegte Ben. Als ob die Handlung eine natürliche Folge des Gedankens sei, sah er über die Schulter, und sein Blick suchte das Marstenhaus, aber dessen schwarze Umrisse wurden vom Rathaus verdeckt.
    Sie folgte seinem Blick und runzelte die Stirn. Während sie die Jacken auf das Gras breiteten und sich niedersetzten, sagte Susan: »Mama erzählte, daß Parkins Gillespie bei dir war.«
    »Er ist ein netter Kerl«, sagte Ben.
    »Mutter hat dir bereits den Prozeß gemacht und das Urteil gesprochen.« Das war leichthin gesagt, aber etwas Ernsteres schwang mit.
    »Deine Mutter mag mich nicht, stimmt's?«
    »Stimmt«, sagte Susan und hielt Bens Hand fest. »Es war Abneigung auf den ersten Blick. Und das ist schade.«
    »Macht nichts«, sagte er, »dafür hab' ich anderswo einen Stein im Brett.«
    »Bei Vater?« Sie lächelte. »Er erkennt es an, wenn jemand Format hat.« Ihr Lächeln verschwand. »Ben, wovon handelt dein neues Buch?«
    »Das ist nicht leicht zu sagen.« Er zog seine Sandalen aus und steckte die Zehen in das taufeuchte Gras.
    »Wechsle bitte nicht das Thema.«
    »Nein, ich will es dir sagen.« Zu seinem Erstaunen stellte er fest, daß Susan recht hatte. Eine nicht vollendete Arbeit war für ihn bisher immer wie ein Kind, ein schwaches Kind gewesen, das man beschützen mußte. Miranda hatte er weder von ›Conways Tochter‹ noch vom ›Tanz in den Lüften‹ erzählt, obwohl Miranda besonders neugierig gewesen war. Aber bei Susan war das merkwürdigerweise anders.
    »Laß mich nachdenken, wie ich es dir sagen soll.«
    »Kannst du mich küssen, während du nachdenkst?« fragte sie und legte sich zurück. Er sah, wie kurz ihr Kleid war.
    »Ich fürchte, das wird mein Nachdenken stören«, sagte er leise. »Probieren wir es.«
    Er beugte sich über sie und küßte sie. Seine Hand lag leicht auf ihrer Taille. Zum ersten Mal spürte er ihre Zunge; Susan drehte sich ein wenig, um seinen Kuß besser erwidern zu können, und das leise Rascheln ihres Kleides schien ihm laut zu sein, erregend laut.
    Seine Hand glitt höher und ihre weiche, volle Brust wölbte sich darin. Er hatte das Gefühl, sechzehn Jahre jung zu sein, aufregende sechzehn Jahre, und noch lag alles vor ihm ausgebreitet, frohgemut und problemlos.
    »Ben?«
    »Ja.«
    »Willst du mich haben?«
    »Ja«, sagte er. »Ich will dich.«
    »Hier im Gras«, sagte sie.
    »Ja.«
    Mit großen dunklen Augen sah sie zu ihm auf. Sie sagte:
    »Mach es gut.«
    »Ich will es versuchen.«
    »Langsam«, sagte sie. »Langsam. Langsam. Jetzt...«
    Sie wurden zu Schatten in der Dunkelheit.
    »Oh, Susan.«
    Zuerst schlenderten sie ziellos durch den Park, dann gingen sie in Richtung Brock-Straße.
    »Tut es dir leid?« fragte er.
    Sie sah zu ihm auf und lächelte ohne Vorbehalt. »Nein. Ich bin froh.«
    »Gut.«
    Sie gingen eine Zeitlang Hand in Hand, ohne zu sprechen.
    »Dein Buch?« fragte sie dann. »Du wolltest mir von deinem Buch erzählen, bevor wir so angenehm unterbrochen wurden.«
    »Das Buch handelt vom Marstenhaus«, sagte er leise. »Anfangs wollte ich nur über diese Stadt schreiben, zumindest

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