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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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für Zeit, und die Telefondrähte scheinen das zu wissen. Legt man die Hand an einen Mast, so kann man tief drinnen im Holz die Schwingungen der Drähte spüren, als wären Seelen darin eingesperrt und kämpften, um da wieder herauszukommen.
    »... und er hat mit einer Zwanzig-Dollar-Note bezahlt, Mabel. Einer ganz alten, großen. Clyde sagt, seit 1930 habe er keine solchen Noten mehr gesehen. Er war .. .«
    »... Ja, er ist ein merkwürdiger Mann, Ewie. Ich hab' ihn durch mein Fernglas beobachtet. Er hat hinter dem Haus mit einem Schubkarren hantiert. Er wohnt ganz allein dort oben . . .«
    »Crockett könnte Näheres wissen, aber er sagt nichts. Er war schon immer .. .«
    »... Schriftsteller bei Eva. Ich frag' mich, ob Floyd Tibbits weiß, daß...«
    »... verbringt sehr viel Zeit in der Bibliothek. Loretta Starcher sagt, ...«
    »sie sagt, er heiße . ..«
    »... Ja, Straker, Mr. R. T. Straker. In der Auslage steht ein alter Schrank, für den er achthundert Dollar verlangt. Stell dir vor ...!«
    »... komisch, er kommt, und der kleine Glick-Junge ...«
    »... du glaubst doch nicht etwa ... ?«
    »... Nein, aber es ist merkwürdig. Übrigens, hast du noch das Rezept für ...«
    Die Drähte summen. Und summen. Und summen.

    23.9.1975
    Name: Glick Daniel
    Adresse: Brock-Straße, Jerusalem's Lot, Maine 04270
    Alter: 12, Geschlecht: männlich, Rasse: weiß Eingeliefert: 22. 9. 1975 von: Anthony H. Glick (Vater) Symptome: Schock, partieller Gedächtnisverlust, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Verstopfung, allgemeiner Schwächezustand Tests (siehe Beiblatt):
    1. Tuberkulose-Hauttest: neg.
    2. Tuberkulose: Sputum und Urin: neg.
    3. Diabetes: neg.
    4. Blutsenkung: normal
    5. Hämoglobin: 45 Prozent
    6. Rückenmarktest: neg.
    7. Lungenröntgen: neg.
    Mögliche Diagnose: Perniziöse Anämie, primär oder sekundär. Vorhergehende Prüfung zeigt 86 Prozent Hämoglobin. Sekundäre Anämie unwahrscheinlich. Keine Krankengeschichte von Geschwüren, Hämorrhoiden et al. Differentialzählung der Zellen neg. Primäre Anämie verbunden mit schwerem Schock wahrscheinlich. Empfohlen wird Röntgenuntersuchung mit Bariumeinlauf, um evtl. innere Blutungen festzustellen, doch Vater sagt, keinerlei Unfälle. Ebenfalls empfohlen: täglich Dosis von Vitamin B 12.
    Entlassung möglich.
    G. M. Gorby

    behandelnder Arzt

    Am 24. September um ein Uhr morgens kam die Krankenschwester in Danny Glicks Zimmer, um ihm seine Medikamente zu verabreichen. Sie blieb in der Tür stehen. Das Bett war leer.
    Ihre Augen glitten vom Bett hinab zu dem weißen Bündel auf dem Boden. »Danny?« sagte sie.
    Sie trat näher und dachte: Er wollte ins Badezimmer gehen, und das war zuviel für ihn. Das ist alles.
    Sie drehte ihn behutsam um und ihr erster Gedanke, bevor sie seinen Tod feststellte, war: Die B12-Spritzen haben geholfen; er sieht jetzt besser aus als bei seiner Einlieferung.
    Dann fühlte sie das kalte Fleisch an seinem Handgelenk, spürte keinen Puls und lief zur Oberschwester, um einen Todesfall auf der Station zu melden.

5
    Ben (II)

    Am 25. September war Ben abermals bei den Nortons zum Abendbrot eingeladen. Es war ein Donnerstag, und wie immer, gab es Frankfurter und Bohnen. Bill Norton grillte die Würstchen auf dem Holzkohlengrill im Hof, dann saßen alle vier um den Picknicktisch, rauchten und unterhielten sich über die Chancen des Rugbyteams.
    Etwas in der Luft hatte sich, wenn auch kaum merklich, verändert; man fror noch nicht, nicht einmal in Hemdsärmeln, aber man ahnte bereits das Herannahen des Frostes. Irgendwo wartete der Herbst und war Tag für Tag bereit, in Erscheinung zu treten. Die Blätter der großen alten Eiche vor Eva Millers Pension färbten sich bereits rot.
    In Bens Beziehungen zu den Nortons hatte sich nichts geändert. Susans Zuneigung zu ihm war offenherzig, klar und natürlich. Und er mochte sie sehr gern. Bei Bill fühlte er eine wachsende Sympathie, die nur durch das unterbewußte Tabu ge-bremst wurde, das jeder Vater in Gegenwart eines Mannes verspürt, der mehr um der Tochter als um seinetwillen zu Besuch kommt. Wenn man einen ändern Mann mag und ehrlich ist, dann spricht man mit ihm ungeniert über Frauen oder Politik.
    Aber es fällt dir schwer, einem Mann gegenüber völlig aufgeschlossen zu sein, der vermutlich die Defloration deiner Tochter beabsichtigt.
    Ann Norton verhielt sich weiterhin zurückhaltend. Susan hatte Ben von ihrer Verbindung mit Floyd Tibbits erzählt und von der Meinung ihrer Mutter, daß das

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