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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Andererseits ist Minella keine Betrügerin, sondern eine vernünftige alte Frau. Aber das beschäftigt mich gar nicht so sehr. Man weiß heute ziemlich viel über außersinnliche Wahrnehmungen. Die Vorstellung, daß Birdies Tod sich über vierhundert Kilometer ihrer Schwester mitgeteilt hat, ist für mich nicht halb so schwer anzunehmen als das Gesicht des Bösen - das wahrhaft grauenvolle Gesicht -, das ich manchmal in den Umrissen jenes Hauses dort oben zu sehen glaube.
    Du hast gefragt, was ich denke. Ich werde es dir sagen. Ich glaube, daß es relativ leicht ist, die Existenz von Telepathie oder Telekinese zur Kenntnis zu nehmen. Der Vorstellung aber, daß das Böse, das Menschen getan haben, weiterlebt, ist viel beunruhigender. «
    Er blickte zum Marstenhaus auf und sprach sehr langsam.
    »Ich glaube, dieses Haus ist Hubert Marstens Denkmal für das Böse. Eine Art von übernatürlichem Fanal, wenn du willst.
    Vielleicht enthält das Haus in seinen alten, morschen Knochen die Essenz all des Bösen, das Hubie getan hat.«
    »Und jetzt ist es wieder bewohnt.«
    »Und wieder ist jemand verschwunden.« Er wandte sich ihr zu und nahm ihr Gesicht in seine Hände. »Weißt du, das ist etwas, womit ich nicht gerechnet habe, als ich hierherkam. Ich dachte, das Haus sei vielleicht niedergerissen, aber keinen Augenblick lang dachte ich, daß es verkauft sein könnte. Ich spielte mit dem Gedanken, es zu mieten . . . vielleicht, um meinem kindlichen Schrecken ins Auge zu sehen. Oder einfach nur, um in dieser ungemütlichen Atmosphäre ein Horror-Buch zu schreiben, das mir Millionen einbringt. Jedenfalls fühlte ich mich Herr der Lage; ich war kein neunjähriger Junge mehr, der schreiend vor einem Trugbild davonläuft, vor etwas, das vielleicht nur in seinem eigenen Gehirn existiert. Aber jetzt. . .«
    »Jetzt was, Ben?«
    »Jetzt ist es bewohnt«, brach es aus ihm hervor, und er schlug mit der Faust in die Handfläche. »Ich bin nicht Herr der Lage.
    Ein kleiner Junge ist verschwunden, und ich weiß dafür keine Erklärung. Vielleicht hat es nichts mit dem Haus zu tun, aber .. . ich glaube, es hat.« Die letzten vier Worte fielen langsam wie Tropfen.
    »Gespenster? Lemuren?«
    »Nicht unbedingt. Vielleicht ein harmloser Kerl, der als Kind das Haus bewundert und es jetzt gekauft hat ... und ein Besessener wurde.«
    »Weißt du etwas von dem neuen -« begann sie ängstlich.
    »Von dem neuen Mieter? Nein, das sind alles nur Vermutungen. Aber wenn es tatsächlich das Haus ist, dann wäre mir ein Besessener lieber als etwas anderes.«
    »Was?«
    »Als das, was man einen bösen Menschen nennt.«
    Ann Norton beobachtete sie vom Fenster aus. Vor einer Weile hatte sie den Drugstore angerufen. Nein, hatte MISS Coogan mit einer gewissen Schadenfreude gesagt, nein, sie sind nicht hier. Sie waren überhaupt nicht hier.
    Wo warst du, Susan ? Susan, wo bist du gewesen ?
    Ann Nortons Mund verzog sich zu einer häßlichen Grimasse der Hilflosigkeit.
    Geh weg, Ben Mears, Geh weg und laß mein Kind in Ruhe.
    Als sie sich von ihm trennte, sagte Susan: »Du mußt etwas Wichtiges für mich tun, Ben.«
    »Was immer ich kann.«
    »Sprich mit keinem Menschen in der Stadt über diese Dinge.
    Mit niemandem.«
    Er lächelte ohne Fröhlichkeit. »Mach dir keine Sorgen. Es gehört nicht zu meinen dringenden Wünschen, für verrückt gehalten zu werden.«
    »Schließt du dein Zimmer bei Eva ab?«
    »Nein.«
    »Dann tu es.« Sie sah ihn ruhig an. »Du mußt bedenken, daß man dich verdächtigt.«
    »Du auch?«
    »Vielleicht täte ich es, wenn ich dich nicht lieben würde.«
    Und dann war sie fort, lief den Weg hinauf und ließ ihn verstört zurück, verstört vor allem von ihren letzten Worten.
    Als er in die Pension zurückkehrte, stellte er fest, daß er weder imstande war, zu arbeiten, noch zu schlafen. Für beides war er zu erregt. Also ließ er seinen Citroen warmlaufen und fuhr nach einem Moment der Unschlüssigkeit zu DelPs.
    Das Lokal war voll, rauchig und laut. Die Musik, eine Band aus dem Westen, die sich »Rangers« nannte, spielte ihre Version von ›Noch niemals warst du so fern von mir‹. Was der Gruppe an Qualität fehlte, ersetzte sie durch Lautstärke. Auf der Tanz-fläche drehten sich etwa vierzig Paare, die meisten von ihnen in Blue jeans.
    Auf den Hockern vor der Bar saßen Bauarbeiter und Angestellte der Sägemühle. Sie tranken alle aus den gleichen Gläsern Bier und trugen alle die gleichen Arbeitsstiefel mit Crepesohlen.
    Zwei oder

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