Brennen Muss Salem
Problem eines Schwie-gersohnes damit glatt und einfach gelöst sei. Floyd war eine bekannte Größe; er war »verläßlich«. Ben Mears aber war aus dem Nichts aufgetaucht und konnte jeden Tag wieder dorthin verschwinden, vielleicht sogar mit Susans Herz in der Tasche.
Die Mutter mißtraute dem kreativen Mann infolge einer instinktiven, kleinstädtischen Abneigung (einer Abneigung, die Edward Arlington Robinson oder Sherwood Anderson sofort erkannt hätten), und Ben hatte den Verdacht, daß sie in ihrem Innersten eine feste Überzeugung hegte: Schriftsteller waren Päderasten oder sexuell Besessene; manchmal auch potentielle Mörder, Selbstmörder oder Verrückte; mit einer ausgeprägten Neigung, jungen Mädchen ein Paket zu schicken, das ihr linkes Ohr enthielt. Daß Ben an der Suche nach Ralphie Glick teilgenommen hatte, erhöhte ihr Mißtrauen, statt es zu beschwichtigen, und Ben hatte das Gefühl, daß es kaum eine Chance gab, Ann Norton für sich zu gewinnen. Er fragte sich, ob sie etwas von Parkins' Besuch in seinem Zimmer wußte.
Mit diesen Überlegungen war Ben beschäftigt, als Ann sagte:
»Schrecklich ist das, mit dem Glick-Jungen.«
»Ralphie? Ja«, sagte Bill.
»Nein, mit dem älteren. Er ist tot.«
Ben fuhr auf. »Wer? Danny?«
»Er starb gestern in den Morgenstunden.« Ann war erstaunt, daß die Männer nichts davon wußten. Die ganze Stadt sprach von nichts anderem.
»Ich hörte es im Eissalon«, sagte Susan. Sie suchte unter dem Tisch nach Bens Hand. »Wie haben es die Glicks aufgenommen?«
»Ebenso wie ich es aufnehmen würde«, sagte Ann ruhig. »Sie sind fast wahnsinnig.«
Nun, sie haben Grund genug dazu, dachte Ben. Noch vor zehn Tagen verlief ihr Leben in gewohnten Bahnen; jetzt war die Familie zerstört. Es lief Ben kalt über den Rücken.
»Glaubst du, daß der andere Junge jemals wieder lebend auftaucht?« Bill wandte sich an Ben.
»Nein«, erwiderte Ben. »Ich glaube, er ist auch tot.«
»Ähnlich jenem Fall damals in Houston«, sagt Susan. »Wenn er tot ist, dann wäre es besser, sie fänden ihn nicht. Wer kann nur einem kleinen wehrlosen Jungen so etwas angetan haben -?«
»Die Polizei stellt immer noch Nachforschungen an«, sagte Ben, »befragt sexuell Abwegige und so weiter.«
»Wenn sie den Kerl finden, sollten sie ihn an den Daumen aufhängen«, sagte Bill Norton. »Spielen wir Badminton, Ben?«
Ben stand auf. »Nein, vielen Dank. Ich muß heute noch arbeiten.«
Ann Norton zog die Brauen hoch und schwieg.
»Wie geht es dem neuen Buch?« erkundigte sich Bill.
»Gut«, erwiderte Ben kurz. »Begleitest du mich bis zur Stadt, Susan? Wir könnten bei Spencer's ein Eis essen.«
»Ach, ich weiß nicht recht«, unterbrach Ann rasch. »Nach Ralphie Glick und all dem wäre es mir lieber –«
»Mama, ich bin erwachsen«, sagte Susan. »Und die Straße ist bis hierher beleuchtet.«
»Ich bring' dich natürlich wieder heim«, sagte Ben.
»Geht in Ordnung«, sagte Bill. »Du machst dir zu viele Sorgen, Mutter.«
»Ja, vermutlich. Junge Leute wissen immer alles am besten, nicht wahr?« Sie lächelte schwach.
»Ich hol' rasch meine Jacke«, murmelte Susan und verschwand. Sie trug einen roten Faltenrock, der ihre Schenkel recht mangelhaft bedeckte, und als sie die Treppe hinauflief, konnte man viel von ihren Beinen sehen. Ben sah ihr nach und wußte, daß Ann ihn beobachtete. Ihr Mann löschte das Holzkohlenfeuer.
»Wie lange beabsichtigen Sie hierzubleiben, Ben?« fragte Ann mit höflichem Interesse.
»Jedenfalls bis das Buch fertig ist«, erwiderte er. »Für die Zeit danach weiß ich nichts Genaues. Es ist hübsch hier am Morgen, und die Luft ist gut.« Er lächelte Ann an. »Vielleicht bleibe ich länger.«
Sie erwiderte sein Lächeln. »Im Winter wird es sehr kalt hier, Ben. Schrecklich kalt.«
Susan kam, eine leichte Jacke über die Schultern gehängt, die Treppe herunter. »Fertig? Ich werde eine Schokolade trinken.
Auch wenn das schädlich für den Teint ist.«
»Dein Teint wird es überleben«, sagte Ben und wandte sich an Mr. und Mrs. Norton: »Nochmals vielen Dank.«
»Kommen Sie wieder, wann immer Sie Lust haben«, sagte Bill. »Wie wäre es mit morgen abend? Bringen Sie einen Karton Bier mit. Und dann werden wir uns über diesen verdammten Yastrzemski amüsieren.«
»Das wäre lustig«, erwiderte Ben, »aber was machen wir nach dem zweiten Schlag?«
Bills herzliches Lachen folgte ihnen noch, als sie um die Hausecke bogen.
»Ich möchte eigentlich nicht zu
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