Brennen Muss Salem
drei Kellnerinnen mit hoch aufgetürmten Frisuren - sie trugen weiße Blusen, auf denen in Goldlettern ihre Namen standen (Jackie, Toni, Shirley) – eilten zwischen den Tischen und den Logen hin und her. Hinter der Bar schenkte Dell das Bier aus, und am Ende der Theke mischte ein Mann mit einem Kopf wie ein Falke und Brillantine auf den Haaren die Cocktails. Während er den Alkohol maß und ihn mit anderen Ingredienzen in einen silbernen Shaker goß, blieb sein Gesicht vollkommen ausdruckslos.
Ben drängte sich zur Theke durch, und jemand rief: »Ben, wie geht's dir, Alter?«
Ben drehte sich um und sah Weasel Craig, der an einem Tisch nahe der Theke saß, vor sich ein halbleeres Glas.
»Hallo, Weasel«, sagte Ben und setzte sich zu ihm. Ben war froh, ein bekanntes Gesicht zu sehen, und er mochte Weasel.
»Hast du dich entschlossen, das Nachtleben kennenzulernen?« Weasel lächelte und klopfte Ben auf die Schulter. »Wie gefällt dir die neue Musik?«
»Nicht schlecht. Trink dein Glas aus, bevor das Bier schal wird. Ich zahl' das nächste.«
»Darauf hab' ich den ganzen Abend lang gewartet. Jackie!« rief Weasel. »Bring meinem Freund hier einen Krug Bier. Budweiser!«
Jackie brachte den Krug auf einem Tablett, das voll von in Bier schwimmenden Münzen war, und stellte ihn auf den Tisch.
Die Muskeln ihres rechten Armes wölbten sich wie bei einem Preisboxer. Sie schaute den Dollar an, als sei er eine neue Art von Küchenschabe. »Das macht einen Dollar vierzig«, sagte sie.
Ben legte einen zweiten Geldschein auf den Tisch. Jackie nahm die zwei Dollar, fischte aus der Lache auf ihrem Tablett sechzig Cents, warf sie auf den Tisch und erklärte: »Weasel Craig, wenn du so schreist, dann klingt das, als würde man einem Hahn den Kragen umdrehen.«
»Du bist schön, mein Schatz«, sagte Weasel. »Das hier ist Ben Mears. Er schreibt Bücher.«
»Freut mich«, sagte Jackie.
Sie verschwand im Zwielicht.
Ben schenkte sich ein Glas ein, dann füllte Weasel das seine gekonnt bis zum Rand. Der Schaum drohte, herabzutropfen, zog sich aber im letzten Moment zusammen. »Auf dein Wohl, Freund.«
Ben hob das Glas und trank.
»Wie geht's der Schreiberei?«
»Ganz gut, Weasel.«
»Ich hab' dich mit dem kleinen Norton-Mädchen gesehen. Sie ist ein süßer Käfer. Eine Bess're find'st du nit.«
»Ja, sie ist –«
»Matt!« brüllte Weasel so laut, daß Ben beinahe sein Glas fallen ließ. Mein Gott, dachte er, Weasel kreischt tatsächlich wie ein Hahn, der dieser Welt Lebewohl sagt.
»Matt Burke!« Weasel winkte eifrig; ein weißhaariger Mann hob grüßend die Hand und kämpfte sich einen Weg durch die Menge. »Das ist jemand, den du kennenlernen solltest«, sagte Weasel zu Ben. »Matt Burke ist ein Prachtstück von einem Hurensohn.«
Der Mann, der auf sie zukam, sah aus, als sei er um die Sechzig. Er war groß, trug ein sauberes Flanellhemd ohne Krawatte, und sein Haar, das ebenso weiß war wie das Haar Weasels, war kurz geschnitten.
»Hallo, Weasel«, sagte er.
»Wie geht's dir, Freund?« fragte Weasel. »Ich möcht', daß du Ben Mears kennenlernst, der bei Eva wohnt. Schreibt Bücher.
Netter Kerl.« Er blickte Ben an. »Matt und ich sind miteinander aufgewachsen, aber er hat eine Erziehung genossen, und ich genieße den Alkohol«, grinste Weasel.
Ben stand auf und gab Matt Burke die Hand. »Freut mich.«
»Ich habe eines Ihrer Bücher gelesen, Mr. Mears. ›Tanz in den Lüften‹!«
»Nennen Sie mich Ben. Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen.«
»Offenbar gefiel es mir wesentlich besser als den Kritikern«, sagte Matt und setzte sich. »Ich glaube, es wird mit der Zeit mehr Anhänger finden. Wie geht's, Weasel?«
»Ausgezeichnet«, erwiderte Weasel. »Besser als je zuvor. Jackie !« brüllte er. »Bring Matt ein Glas.«
»Du wirst wohl noch warten können, alter Nußknacker«, schrie Jackie zurück, und an den benachbarten Tischen wurde gelacht.
»Sie ist ein reizendes Mädchen«, sagte Weasel. »Sie ist die Tochter von Maureen Talbot.«
»Ja«, sagte Matt. »Jackie war bei mir in der Schule. In der Klasse, die 1971 fertig wurde. Ihre Mutter war in der Klasse von 1951.«
»Matt ist Englischlehrer an der Oberschule«, sagte Weasel zu Ben. »Ihr beide werdet viel miteinander zu reden haben.«
»Ich erinnere mich an ein Mädchen namens Maureen Talbot«, sagte Ben. »Sie holte die Wäsche von meiner Tante ab und brachte sie sauber gefaltet in einem geflochtenen Korb wieder zurück. Der Korb hatte nur einen
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