Brennen Muss Salem
Henkel.«
»Sind Sie aus dieser Stadt, Ben?«
»Als Kind lebte ich etliche Jahre lang hier. Bei meiner Tante Cynthia.«
»Cindy Stowens?«
»Ja.«
Jackie kam mit einem frischen Glas, und Matt schenkte sich ein. »Die Welt ist tatsächlich rund. Ihre Tante war in der Ober-stufe, als ich in Salem's Lot zu lehren begann.«
»Sie starb 1972.«
»Das tut mir leid, zu hören.«
»Sie hatte einen leichten Tod«, sagte Ben und füllte sein Glas.
Die Band hatte ihre Nummer beendet, und die Spieler wanderten zur Theke.
»Sind Sie nach Jerusalem's Lot zurückgekommen, um ein Buch über uns zu schreiben?« fragte Matt.
Im Geiste sah Ben ein Warnlicht aufleuchten.
»In einem gewissen Sinn, vielleicht«, sagte er.
»Nun, damit hätte diese Stadt einen guten Biographen gefunden. ›Tanz in den Lüften‹ war ein schönes Buch. Ich glaube, diese Stadt könnte Stoff für ein anderes gutes Buch liefern.
Einmal dachte ich daran, es selbst zu schreiben.«
»Warum taten Sie es nicht?«
Matt lächelte - ein offenes Lächeln ohne eine Spur von Bitterkeit oder Zynismus. »Mir fehlt etwas Wesentliches: Talent.«
»Glauben Sie das nicht«, sagte Weasel, während er sein Glas wieder füllte. »Unser Matt hat eine Menge Talent. Schullehrer ist ein feiner Beruf. Niemand weiß Schullehrer richtig zu schätzen, aber sie sind ...«, er schwankte auf seinem Stuhl ein wenig hin und her, während er nach dem richtigen Wort suchte. Offenbar war er bereits sehr betrunken, »das Salz der Erde«, beendete er seinen Satz, nahm einen Schluck Bier, schnitt eine Grimasse und stand auf. »Bitte mich zu entschuldigen.«
Er entfernte sich, torkelte durch die Menge und rief diesen und jenen beim Namen. Irgendwie glich er einer Kugel, die auf einem Brett mit Hindernissen hin und her gestoßen wird, bis sie schließlich im Ziel landet.
»Dieses Wrack war einmal ein ordentlicher Mann«, sagte Matt und hielt einen Finger hoch. Beinahe augenblicklich erschien daraufhin eine Kellnerin und sprach ihn mit Mr. Burke an. Sie war ein wenig schockiert darüber, daß ihr alter Englischlehrer hier mit Leuten wie dem Trunkenbold Weasel Craig bei-sammensaß.
»Ich mag Weasel«, sagte Ben. »Ich habe so das Gefühl, daß früher einmal eine Menge in ihm gesteckt ist. Was ist mit ihm geschehen?«
»Ach, das ist keine dramatische Geschichte«, erwiderte Matt.
»Er hat sich dem Alkohol verschrieben. Jedes Jahr ein wenig mehr. Im Zweiten Weltkrieg wurde er bei Anzio ausgezeichnet.
Ein Zyniker könnte sagen, sein Leben hätte mehr Sinn gehabt, wenn er dort gefallen wäre.«
»Ich bin kein Zyniker«, sagte Ben. »Ich mag ihn auch jetzt noch. Aber ich glaube, heute werde ich ihn nach Hause bringen müssen.«
»Das wäre nett von Ihnen. Ich komme ab und zu hierher, um die Musik zu hören. Ich liebe laute Musik. Besonders, seit mein Gehör nachläßt. Wie ich erfahren habe, interessieren Sie sich für das Marstenhaus. Werden Sie darüber schreiben?«
Ben fuhr zusammen. »Wer hat Ihnen das gesagt?«
Matt lächelte. »Presseleute würden sagen: ich erfuhr es aus für gewöhnlich gut informierter Quelle - Loretta Starcher war es. Sie ist die Bibliothekarin unserer lokalen Zitadelle für Literatur. Sie waren mehrmals dort und haben in alten Zeitungen Artikel über einen ganz bestimmten Skandal nachgelesen. Sie gab Ihnen auch zwei Bücher über verübte Verbrechen, die Abschnitte über dieses Thema enthielten. Übrigens, der Artikel von Lubert ist gut - er kam 1946 nach Salem's Lot und recherchierte selbst hier, aber das Kapitel von Snow beruht auf reinen Vermutungen.«
»Ich weiß«, sagte Ben automatisch.
Die Kellnerin stellte einen frischen Krug Bier auf den Tisch, und Ben hatte plötzlich die Vision eines unangenehmen Bildes: Ein Fisch schwimmt unauffällig und unbeobachtet (so meint er) zwischen Plankton und Seetang umher. Doch die Sache hat einen Haken: der Fisch befindet sich in einem Aquarium.
Matt zahlte bei der Kellnerin und sagte dann: »Was dort oben geschah, war eine häßliche Sache. Und es blieb im Bewußtsein der Stadt haften. Natürlich werden Geschichten von Mord und Totschlag mit besonderem Genuß von Generation zu Generation weitergegeben. Aber ich glaube, in diesem Falle spielt noch etwas anderes mit; vielleicht hat es mit den geographischen Gegebenheiten zu tun.«
»Ja«, sagte Ben, wider seinen Willen interessiert. Der Lehrer hatte eine Ansicht geäußert, die seit dem Tag seiner Ankunft in der Stadt - oder vielleicht schon vorher - in
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