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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Blätter dunkelrot sein. Weasel ließ ein Grunzen hören, sein Kopf wackelte hin und her.
    »Können Sie ihn ins Bett bringen, wenn Sie zu Hause sind?« fragte Matt.
    »Ich glaube schon.«
    »Gut. Schauen Sie, man kann hinter den Bäumen das Dach des Marstenhauses sehen.«
    Matt hatte recht; der Dachfirst ragte über den dunklen Tannenwald empor und die von Menschen geschaffene geometri-sche Form verdeckte die Sterne am Rande der sichtbaren Welt.
    Ben öffnete die Wagentür und sagte: »So, jetzt übernehme ich ihn.«
    Er setzte Weasel auf den Beifahrersitz und schloß die Tür.
    Weasels Kopf fiel gegen das Fenster. Die Scheibe verlieh ihm ein abgeflachtes, groteskes Aussehen.
    »Dienstag um elf Uhr?«
    »Ich komme verläßlich.«
    »Danke. Und danke, daß Sie Weasel geholfen haben«, sagte Matt und streckte die Hand aus. Ben schüttelte sie.
    Ben startete den Citroen und fuhr zur Stadt zurück. Sobald das Neonlicht des Lokals hinter den Bäumen verschwunden war, wurde die Straße einsam und schwarz. Ben dachte: Jetzt sind die Straßen von Gespenstern heimgesucht.
    Weasel brummte und grunzte neben ihm, und Ben fuhr zusammen.
    Warum hatte er das gedacht?
    Keine Antwort.
    Er öffnete das vordere Fenster, so daß die kalte Nachtluft direkt auf Weasel blies; als sie bei Eva Miller angekommen waren, hatte Weasel etwas wie vages Bewußtsein wiedererlangt.
    Ben führte den stolpernden Mann in die schwach beleuchtete Küche. Weasel brummte vor sich hin: »Sie ist ein braves Mädchen, Jack, und verheiratete Frauen, die wissen . . . wissen . . .«
    Aus dem Vorraum glitt ein Schatten herein; es war Eva in einem alten Morgenrock, das Haar voll von Lockenwicklern und mit einem dünnen Netz bedeckt. Ihr Gesicht war blaß, die Nachtcreme verlieh ihm ein gespenstisches Aussehen.
    »Ed«, sagte sie. »Oh, Ed . . . du treibst es immer weiter, nicht?«
    Beim Klang ihrer Stimme öffnete Weasel ein wenig die Augen und ein Lächeln legte sich über seine Züge. »Weiter und weiter«, krächzte er. »Weißt du das nicht besser als alle ändern?«
    »Können Sie ihn in sein Zimmer bringen?« fragte Eva Ben.
    »Ja, ohne weiteres.«
    Er packte Weasel und schleifte ihn die Treppe hinauf und in sein Zimmer. Die Tür war unverschlossen, Ben trug Weasel hinein. Kaum lag er auf seinem Bett, fiel er auch schon in tiefen Schlaf.
    Ben blieb einen Augenblick lang stehen und sah sich um. Der Raum war sauber, beinahe steril; mit einer Pedanterie, die an eine Kaserne erinnerte, war alles aufgeräumt. Als Ben dem schlafenden Mann die Schuhe ausziehen wollte, sagte Eva Miller hinter ihm: »Lassen Sie das nur, Mr. Mears. Gehen Sie ruhig auf Ihr Zimmer.«
    »Aber man sollte ihn –«
    »Ich werde ihn ausziehen.« Ihr Gesicht war ernst, würdevoll und traurig. »Ich werde ihn ausziehen und mit Alkohol abrei-ben, das hilft gegen den Kater von morgen früh. Ich hab' das schon oft getan. Sehr oft getan.«
    »Gut«, sagte Ben und ging, ohne sich umzusehen, in sein Zimmer hinauf. Er zog sich langsam aus, überlegte, ob er unter die Dusche gehen solle, und entschied sich dagegen. Er legte sich ins Bett, sah zur Decke hinauf und konnte lange Zeit nicht einschlafen.

6
    Salem's Lot (II)

    Herbst und Frühling kommen nach Jerusalem's Lot mit der gleichen Plötzlichkeit wie in den Tropen Sonnenaufgang und -Untergang. Der Übergang von einer Jahreszeit zur anderen dauert oft nicht länger als einen Tag. In New England ist der Frühling allerdings nicht die schönste Jahreszeit, er ist zu kurz, zu ungewiß, zu unverläßlich.
    Doch wenn der Herbst kommt und dem Sommer einen Tritt gibt, wie er das stets an irgendeinem Tag um Mitte September tut, dann verweilt er ein wenig wie ein Freund, den man vermißt hat. Er läßt sich nieder, wie der alte Freund sich in seinem Lieblingsstuhl niederläßt, die Pfeife anzündet und den Nachmittag mit Geschichten anfüllt von Orten, an denen er gewesen, und von Dingen, die er getan hat.
    Er bleibt während des ganzen Oktober und in seltenen Jahren bis in den November hinein. Tag für Tag ist der Himmel von einem strahlend harten Blau, und die Wolken, die über ihn segeln – stets von Westen nach Osten –, sind ruhige weiße Schiffe mit grauen Kielen. Schon zu Tagesbeginn bläst der Wind und läßt nicht nach. Er treibt dich vorwärts, wenn du eine Straße entlang gehst, und wirbelt die Blätter auf, die in bunten Haufen herabgefallen sind. Der Wind berührt dich an einer Stelle, die tiefer liegt als das Mark deiner Knochen. Mag sein,

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