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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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definierende Angst vor Kräften, die er nicht verstand.
    Eva bügelte, während im Fernsehen das große Telefonspiel lief, als Ben hereinkam. Man konnte bei dem Spiel bis zu fünfundzwanzig Dollar gewinnen. Der Conferencier pickte gerade verschiedene Telefonnummern aus einer riesenhaften Glastrommel.
    »Ich habe alles gehört«, sagte sie, öffnete den Kühlschrank und nahm ein Coke heraus. »Schrecklich. Armer Mike.«
    »Ja, es ist traurig.« Er griff in seine Brusttasche und fischte das Kruzifix an der feinen Silberkette heraus.
    »Weiß man, was –«
    »Noch nicht«, sagte Ben. »Ich bin sehr müde, Mrs. Miller. Ich glaube, ich werde jetzt eine Weile schlafen.«
    »Ja, Sie sollten sich niederlegen. Ihr Zimmer im dritten Stock ist jetzt, um die Mittagszeit, recht heiß, sogar in dieser Jahreszeit. Nehmen Sie ein Zimmer hier unten. Das Bettzeug ist frisch.«
    »Nein, vielen Dank. Oben kenne ich schon jedes kleinste Geräusch.«
    »Ja, man gewöhnt sich an solche Dinge«, sagte sie sachlich.
    »Warum, in aller Welt, wollte Mr. Burke Ralphs Kruzifix?«
    Ben blieb, im Moment um eine Antwort verlegen, auf dem Weg zur Treppe stehen. »Ich glaube, er dachte, Mike Ryerson sei katholisch.«
    Eva legte ein frisches Hemd auf den Bügeltisch. »Wie kam er auf diese Idee? Schließlich ging Mike zu ihm in die Schule.
    Mikes ganze Familie war protestantisch.«
    Darauf wußte Ben keine Antwort. Er ging hinauf, zog sich aus und legte sich ins Bett. Rasch und schwer überkam ihn der Schlaf. Er träumte nicht.
    Als er aufwachte, war es sechzehn Uhr fünfzehn. Sein Körper war schweißgebadet, aber er hatte wieder einen klaren Kopf.
    Die Ereignisse des Morgens erschienen ihm blaß und weit weg, Matt Burkes Phantasien hatten ihre Bedrohlichkeit verloren.
    Heute abend war es Bens einzige Aufgabe, Matt auf andere Gedanken zu bringen.

    Ben beschloß, Susan von Spencer's aus anzurufen und sie dort zu treffen. Dann wollte er mit ihr in den Park gehen und ihr die ganze Geschichte von A bis Z erzählen. Sie konnte ihm ihre Meinung sagen, und bei Matt würde sie dann dessen Version hören und sich dabei ein Urteil bilden. Und schließlich sollten sie hinauf zum Marstenhaus. Der Gedanke verursachte ihm ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend.
    Er war so mit seinen Gedanken beschäftigt, daß er die Gestalt, die in seinem Auto saß, nicht bemerkte, bis sich die Wagentür öffnete. Einen Augenblick lang war Ben zu verblüfft, um zu reagieren. Er starrte etwas an, das er zuerst für eine lebendig gewordene Vogelscheuche hielt. Scharf und grausam erhellte die untergehende Sonne jedes Detail: den alten, tief ins Gesicht gezogenen Filzhut; die dunkle Sonnenbrille; den zerfetzten Mantel mit dem aufgestellten Kragen; die dicken grünen Gummihandschuhe.
    »Wer -« war alles, was Ben hervorbringen konnte.
    Die Gestalt kam näher. Hände ballten sich zu Fäusten. Ben bemerkte einen Geruch von Mottenpulver. Jemand atmete schwer.
    »Sie sind der Hurensohn, der mein Mädchen gestohlen hat«, sagte Floyd Tibbits mit rauher, tonloser Stimme. »Ich werde Sie töten.«
    Und während Ben immer noch versuchte, das alles in sein Gehirn aufzunehmen, schlug Floyd Tibbits zu.

9
    Susan (II)

    Beladen mit drei Tragtaschen aus einem Warenhaus, kehrte Susan kurz nach fünfzehn Uhr aus Portland zurück – sie hatte zwei Bilder für insgesamt achtzig Dollar verkauft und einen kleinen Einkaufsbummel gemacht; zwei neue Röcke und eine Jacke.
    »Suze?« rief ihre Mutter. »Bist du das?«
    »Ja. Ich habe -«
    »Komm herein, Susan. Ich möchte mit dir sprechen.«
    Sie erkannte den Tonfall sofort, obwohl sie ihn in dieser Schärfe seit ihrer Zeit in der Oberschule nicht mehr gehört hatte. Damals hatte es Tag für Tag Auseinandersetzungen gegeben; einmal über die Rocklänge, einmal über ihre Freunde.
    Susan legte ihre Pakete weg und ging ins Wohnzimmer. Ihre Mutter war in bezug auf Ben Mears kühler und kühler geworden, und Susan nahm an, daß jetzt das mütterliche Schlußwort zu diesem Thema kommen werde.
    Ihre Mutter saß strickend in dem Schaukelstuhl neben dem Fenster. Der Fernseher war abgeschaltet. Schon diese Kombination war ein schlechtes Omen.
    »Ich nehme an, daß du die letzten Neuigkeiten noch nicht kennst«, sagte Mrs. Norton. Ihre Nadeln klapperten rasch und verwoben den dunkelgrünen Wollfaden in zwei ordentliche Reihen. Ein Winterschal. »Du bist heute morgen sehr früh weggefahren. «
    »Die letzten Neuigkeiten?«
    »Gestern nacht starb Mike Ryerson

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