Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Strickzeug fiel zu Boden, als sie aufstand, Susan an den Schultern packte und sie schüttelte.
    »Hör mir einmal zu! Ich erlaube nicht, daß du wie eine billige Nutte mit einem Weiberhelden herumziehst, der dir den Kopf verdreht. Verstehst du mich?«
    Susan schlug Ann ins Gesicht.
    Ann Norton blinzelte, dann riß sie in fassungslosem Erstaunen den Mund auf. Susan wollte etwas sagen, aber es blieb ihr im Hals stecken.
    »Ich gehe hinauf«, sagte sie schließlich. »Spätestens Dienstag verlasse ich dieses Haus.«
    »Floyd war da«, sagte Mrs. Norton. Ihr Gesicht brannte immer noch von dem Schlag.
    »Zwischen Floyd und mir ist es aus«, sagte Susan tonlos.
    »Gewöhn dich allmählich an diesen Gedanken. Erzähl es deiner lieben Freundin Mabel. Ruf sie doch an; vielleicht erscheint es dir dann wirklicher.«
    »Floyd liebt dich, Susan. Das ... das macht ihn kaputt. Er brach zusammen und erzählte mir alles. Er hat mir sein Herz ausgeschüttet.« Anns Augen glänzten bei der Erinnerung.
    »Schließlich weinte er wie ein kleines Kind.«
    Susan fand, daß so etwas gar nicht zu Floyd paßte. Ob ihre Mutter die Geschichte erfunden hatte? Aber die Augen ihrer Mutter sagten ihr, daß dies ausnahmsweise nicht der Fall war.
    »Und das wünschst du dir für mich, Mutter? Einen heulenden Bettgenossen? Oder hast du dich in die Idee von blonden Enkeln verliebt? Du wirst erst Ruhe geben, wenn ich verheiratet bin und einen Haushalt gegründet habe und wenn du meinen Mann tyrannisieren kannst. Und wer schert sich darum, was ich will?«
    »Susan, du weißt nicht, was du willst.«
    Ann sagte das mit so überzeugender Sicherheit, daß Susan einen Augenblick lang versucht war, ihr zu glauben. Sie sah ihre Mutter und sich selbst, wie sie einander starr gegenüberstanden, die Mutter neben dem Schaukelstuhl, sie selbst dicht an der Tür.
    Sie waren nur durch ein grünes Seil aneinander gebunden, das durch das jahrelange, unermüdliche Tauziehen allmählich zerfranst und rissig geworden war. Ein anderes Bild zeigte Susan, wie sie verzweifelt versuchte, eine große, gelblich gemaserte Forelle zu angeln, wie sie ein letztes Mal versuchte, die Forelle aus dem Wasser zu holen und in den Fischkorb zu werfen. Aber wozu? Um sie auf einem Spieß zu grillen und sie dann aufzuessen?
    »Nein, Mutter. Ich weiß genau, was ich will. Ich will Ben Mears.«
    Sie wandte sich auf den Fersen um und ging hinauf.
    Ihre Mutter lief ihr nach und schrie: »Du kannst keine Wohnung nehmen! Du hast kein Geld!«
    »Ich habe dreihundert Dollar erspart«, erwiderte Susan ruhig.
    »Und ich kann bei Spencer's arbeiten, wenn ich will.«
    »Liebling, sei nicht bös.« Ann ging zwei Stufen hinauf. »Ich will doch nur dein Bestes -«
    »Bitte hör auf damit, Mutter. Es tut mir leid, daß ich dich geschlagen habe. Das war widerlich von mir. Ich hab' dich lieb.
    Aber ich ziehe aus von hier. Es ist höchste Zeit, das mußt du einsehen.«
    »Überleg es dir noch einmal«, sagte Mrs. Norton; sie war jetzt betrübt und erschreckt.
    »Ich glaube noch immer nicht, daß ich übertrieben habe. Typen, wie diesen Ben Mears kenne ich zur Genüge. Was die wollen, ist doch immer nur -.«
    »Nein. Ganz gewiß nicht.«
    Susan wandte sich aufs neue um.
    Ihre Mutter stieg noch eine Stufe höher und rief ihr nach:
    »Als Floyd hier fortging, war er in einer furchtbaren Verfassung. Er –«
    Aber die Tür zu Susans Zimmer war zugefallen.
    Susan legte sich auf ihr Bett - neben die Stofftiere und den Pudel mit dem Transistorradio im Bauch –, starrte die Wand an und versuchte, nicht zu denken.
    An der Wand hingen etliche Posters aus dem Sierra Club, aber es war noch gar nicht lange her, daß Faltposters aus verschiedenen Popmagazinen ihr Zimmer geschmückt hatten, mit Bildern ihrer Idole Jim Morrison, John Lennon und Chuck Berry. Dachte sie an diese früheren Zeiten, so erkannte sie sich heute kaum wieder.
    Sie konnte die Zeitung förmlich vor sich sehen, auf der in riesigen Balkenlettern zu lesen war:

    FRAU EINES JUNGEN SCHRIFTSTELLERS BEI MOTORRADUNFALL GETÖTET!
    IST EHEMANN SCHULD?

    Der Rest des Artikels bestand aus sorgsam zusammengestellten Andeutungen und Unterstellungen. Vielleicht war auch noch ein Foto dabei, das ein Fotograf aus der Ortschaft geschossen hatte, zu brutal für eine Provinzzeitung, aber gerade richtig für jemanden wie Mabel.
    Und das Schlimmste war der Zweifel, der sich plötzlich in ihrem Herzen eingenistet hatte. Unsinn. Konnte jemand denn wirklich meinen, daß Ben ein

Weitere Kostenlose Bücher